Mit seinem Sohn Adam hat der abgehalfterte Detektiv Daniel Lazarski im Adventure Observer schon lange nichts mehr zu tun - die beiden sind sich einfach fremd geworden. Umso besorgniserregender ist ein plötzlicher Anruf Adams, sofort macht sich Lazarski auf den Weg zu dessen Wohnung in einem schäbigen Slumviertel von Krakau. Dort finden wir aber nur eine frische, kopflose Leiche vor, bei der nicht sicher ist, ob es sich wirklich um Adam handelt.
Kurz darauf wird der Gebäudekomplex in dem sich die Wohnung befindet komplett abgeriegelt, wir sind also bei der Ermittlung des Mörders auf diese Umgebung voller hoffnungsloser Existenzen beschränkt. Als von Schauspieler Rutger Hauer herrlich knarzig gesprochener Lazarski putzen wir bei den oft nur wenig hilfreichen Hausbewohnern Klinken, sammeln Hinweise und durchstöbern kreativ abgeranzt gestaltete Szenerien.
Das alles ist ziemlich spannend, lediglich im Mittelteil der Erzählung gibt es einige Längen. Die Story nimmt dann erst gegen Spielende wieder richtig Fahrt auf und versöhnt mit zwei unterschiedlichen Enden.
Beängstigend-faszinierende Gedankentrips
Die Geschichte spielt im Jahr 2084, da ist die Technik natürlich viel weiter als heute. Dank seiner Implantate kann Lazarski seine Umgebung sowohl im Nachtsichtmodus als auch mit Bio- und Techfiltern betrachten, mit denen wir entscheidende Details für seine Ermittlung entdecken.
Mit einem Neuralstecker hackt sich der Detektiv sogar in den Geist von lebenden Verdächtigen oder Toten - ab da wird es richtig psychedelisch: Diese Gedankentrips werden als alptraumartiger Mindfuck präsentiert, in dem wir nur selten direkte Antworten auf unsere Fragen erhalten, sondern vor allem wirre Eindrücke und Bilder interpretieren müssen.
Üblicherweise bewegen wir uns Walking-Simulator-artig und völlig gewaltfrei von Raum zu Raum. Meistens haben wir viel Zeit, die düstere, detailreiche Spielumgebung des von Verfall und Elend geprägten Krakau im Jahr 2084 zu genießen und sammeln nebenher Bilderkarten auf. Der Horroranteil des Spiels entsteht durch gut platzierte Jump Scares und die durch Hintergrundmusik und Szenerie erzeugte Stimmung.
Die Spielwelt strotzt von Hinweisen auf das 80er-Jahre Cyberpunk-Genre: Wir finden bunte Neonlichter, C64-ähnliche Terminals, ein spielbares Retro-Minigame, all das in einer allgegenwärtigen, grungy Optik, die direkt aus "Blade Runner" oder "Neuromancer" stammen könnte. Auch die immer wieder eingestreuten Rätsel wie die Ermittlung eines Codes oder der Ausweg aus einem Labyrinth sind sehr fair geraten. In der Regel reicht es, sich gut umzuschauen und sich auf die reichhaltige Bildsprache des Spiels einzulassen.
Der Horror: die Schleichpassagen
Trotz der gelungenen Mischung aus Inszenierung, Story und Setting gibt es auch nervige Aspekte bei Observer.
Während wir uns bei den ersten beiden Leichen noch an die Spielmechaniken gewöhnen, müssen wir ab der dritten Toten regelmäßig und in ausgedehnten Schleichpassagen vor einem mörderischen Monstrum flüchten, sonst droht der Game-Over-Screen. Gerade nicht ganz so reaktionsschnelle Spieler haben wegen der unhandlichen Steuerung hier einiges an Frust vor sich.
Auch technisch gibt es leichten Meckergrund: Beim Betreten detailreicherer Umgebungen habt ihr es mit merklichen Framedrops zu tun. Da zudem viele Areale sehr dunkel ausfallen, müsst ihr die Grafik-Gammawerte ordentlich hochdrehen, um wichtige Details nicht zu verpassen.
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