In einer nicht allzu weit entfernten Zukunft taucht ein seit einer Woche vermisstes Schlachtschiff aus den Tiefen des Alls wieder auf. Kal Wardin, ehemaliger Offizier der N.O.V.A-Streitkräfte, wird ungewollt in einen Konflikt hineingezogen, der direkt mit der Rückkehr des geheimnisvollen Schiffes zusammenhängt.
Ihr übernehmt in Gamelofts Ego-Shooter die Rolle von Kal Wardin. Bereits im Intro werden euch die Anleihen bei Halo ein Schmunzeln entlocken: Captain Wardins Kampfanzug sieht dem Master Chief so ähnlich, als habe Gameloft heimlich eine frühere Konzeptzeichnung aus den Bungie-Labors mitgehen lassen. Das bezieht sich im Verlauf des Tutorials plus zwölf folgenden Levels nicht nur auf den Hauptcharakter selbst, sondern auch im gesamten Spieldesign, den Gegnern, der Farbgebung und sogar der musikalischen Untermalung mit Choralgesängen. Überraschende Einflüsse kommen zusätzlich aus dem Wii-Shooter The Conduit: ihr trefft an mehreren Stellen auf Generatoren, die ihr vernichten müsst, um Endlosgegnerwellen zu stoppen. Und als wäre das noch nicht genug, spricht direkt zu Beginn des Spiels der ominöse Ratgeber Prometheus per Funk zu euch – auch den kennen wir unter gleichem Namen aus The Conduit.
Warum wir dies so detailiert aufführen? Weil es das größte Manko in N.O.V.A. darstellt. Der Shooter bietet keinerlei eigene Ideen und hat noch dazu null erzählerische Höhepunkte. Nur an manchen Stellen erfahrt ihr kleinere geskriptete Ereignisse, die meiste Zeit betretet ihr einen Raum oder einen größeren Platz und müsst alles und jeden erschießen, bevor sich der Zugang zum nächsten Bereich öffnet. Das hat das Vorgängerspiel der Entwickler (Modern Combat: Sandstorm) besser gemacht. Obwohl es ein Call-of-Duty-Klon war, konnte Modern Combat wenigstens Abwechslung im Spielablauf verbuchen – die geht N.O.V.A. völlig ab. Um das etwas zu kaschieren gibt es regelmäßig zwei Minispieleinlagen: Munitionskisten und Aliencomputer wollen mit kleineren Puzzles geknackt werden – eine willkommene, aber sinnfreie Unterbrechung des bleihaltigen Geschehens.
Gesteuert wird N.O.V.A. mit einem verbesserten Steuerschema von Sandstorm. Da dieses schon gelungen war, kann der Science-Fiction-Shooter hier also punkten. Die Kontrolle über Kal Wardin ist gut und ihr verschießt kaum noch ungewollt Munition. Ducken könnt ihr euch nicht, dafür aber Springen. Neben sechs klassischen Waffen wie der Shotgun oder dem Maschinengewehr könnt ihr noch drei Spezialfähigkeiten einsetzen und Granaten werfen. Positiv hervorzuheben ist die Option, alle Buttons so zu platzieren, wie ihr es haben wollt. Eine weitere Verbesserung ist die Entschärfung der Speicherfunktion – jeder Checkpoint ist ein Speicherpunkt, ihr müsst also nicht jeden Level von vorn anfangen, wenn ihr das iPhone einmal ausschalten müsst.
Ohne erzählerischen Ballast konzentriert sich N.O.V.A vor allem auf brachiale Action gegen eine überschaubare Schar von Gegnern. Ihr müsst euch ständig in Bewegung halten, um von den aggressiven Feinden nicht geröstet zu werden. Erfreulicherweise wurde die KI verbessert, richtig doofe Gegner kommen nur selten vor. Bemerkenswert ist zudem ein winziges Moralsystem, dessen Bewertung erst ganz am Schluss des Spiels erfolgt. Wem das zu wenig ist, kann sich in einem umfangreichen Multiplayer auf fünf Maps austoben.
Technisch ist der Shooter ohne Zweifel ein echtes Brett: die Bildrate ist höchst konstant, im Test tauchten nur zwei oder drei Ruckler auf. Neben der tollen Grafik in Dschungellandschaften mit schönen Lichteffekten und recht scharf wirkenden Texturen können vor allem atmosphärische, neblig-trübe Alienbereiche beeindrucken. Hier zeigen die Programmierer von Gameloft, was sie können – und teilen unmissverständlich mit, für welche Zielgruppe der Shooter gedacht ist. N.O.V.A. ist nämlich überraschend blutig geworden, was sich speziell in einer Sequenz zeigt: werdet ihr von einem der bruteähnlichen Kolosse gepackt und hochgehoben, könnt ihr euch nur noch mit der Pistole wehren – deren Munition ihr in Großaufnahme direkt in das Gesicht eures Feindes feuert. N.O.V.A. wäre wegen dieser und einiger Kopfschusssequenzen von der USK wohl erst ab 18 freigegeben worden.
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