Nobody Wants To Die im Test: Dieser Mix aus Cyberpunk und BioShock ist jetzt schon mein Spiel des Sommers - nicht nur wegen der beeindruckenden Unreal Engine 5-Grafik

Nobody Wants To Die sieht dank der Unreal Engine 5 unbestritten grandios aus. Der SciFi-Thriller überzeugt Annika aber auch an anderer Stelle.

Nobody Wants To Die im GamePro-Test. Nobody Wants To Die im GamePro-Test.

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Als ich vor einer gefühlten Ewigkeit auf den ersten Trailer zu Nobody Wants To Die gestoßen bin, war für mich direkt klar: Das muss ich mir ansehen! Das lag aber nicht nur an der beeindruckenden Unreal Engine 5-Grafik, sondern auch an dem spannenden Mix aus Cyberpunk 2077, BioShock und Blade Runner.

Umso überraschter war ich, dass das Spiel zum Release – abgesehen von der Unreal Engine 5-Grafik – so wenig Aufmerksamkeit in Form von Tests und News bekam. Immerhin waren die wenigen Rezensionen mit einem PS5-Metascrote von 81 (Stand: 23. Juli) sehr positiv.

Ein Grund mehr für mich, mich selbst als abgebrühter Detektiv James Karra in das dystopische New York des Jahres 2329 zu stürzen und mich innerhalb einer Mordserie mit der Elite anzulegen. Kleiner Spoiler: Ich wurde nicht enttäuscht!

Optisch ein düsterer Leckerbissen

Kommen wir zuerst zum offensichtlichen Verkaufsargument des Spiels: Ja, Nobody Wants To Die sieht grandios aus, vor allem dank der Unreal Engine 5. Das ganze Spiel hindurch konnte ich nicht anders, als immer mal wieder inne zu halten und mir einfach nur alles anzuschauen.

Alleine die Marmorfassaden am ersten Tatort sind nicht zuletzt dank der Beleuchtung ein optischer Genuss. Die Lichtstimmung wird mittels der Ray-Tracing-ähnlichen Lumen-Technik erzeugt und damit in Echtzeit berechnet. Zwar habe ich auch ein leichtes Schimmern auf glänzenden Oberflächen bemerkt, der Nebeneffekt der Technologie hielt sich jedoch in Grenzen.

Zudem reagieren die Schatten dynamisch auf die intensiv erstrahlenden Lichter der Stadt und verlaufen realistisch in der Umgebung – je nach Position der Lichtquelle in Relation zum angestrahlten Objekt. Es werden also viele Kern-Features der Engine genutzt, um eine glaubwürdige Szenerie zu erschaffen.

Selbst in farblich sehr uniform ausgeleuchteten Szenen (wie hier im Bad) sorgen die realistischen Umgebungsschatten für einen dreckigen Augenschmaus. Selbst in farblich sehr uniform ausgeleuchteten Szenen (wie hier im Bad) sorgen die realistischen Umgebungsschatten für einen dreckigen Augenschmaus.

Und auch die Effekte überzeugen, zum Beispiel, wenn wir den Rekonstruktor nutzen, um vergangene Momente zu rekonstruieren und so Tatorte manipulieren. Alles fühlt sich einfach klar und stimmig an und lief abseits ein paar kurzer Ruckler bei aufwendigeren Schwenks über die nebelverhangende Innenstadt auch flüssig auf der PS5.

Im Launch-Trailer bekommt ihr von all dem schon einen kleinen Eindruck:

Neues Cyberpunk-Spiel bietet dank Unreal Engine 5 Hammergrafik - und erscheint schon heute Video starten 2:01 Neues Cyberpunk-Spiel bietet dank Unreal Engine 5 Hammergrafik - und erscheint schon heute

Durch die Ego-Sicht und der realistischen Grafik wurde mir sogar zwischendurch etwas komisch in der Magengegend, als ich mit dem Detektiv rauchend am Rand eines riesigen Neonschildes in die unendliche Tiefe starrte, in der Autos von A nach B flogen. Sowas hatte ich bislang nur in VR-Spielen erlebt.

Gut, ein paar Punkte muss ich den Entwickler*innen zwar doch in der Endnote abziehen, da das Blut sowie Feuer nicht mit der restlichen Grafikqualität mithalten können. Die sind einfach nur als flache Texturen angelegt, die sich mit der Kamera drehen. Aber der Gesamteindruck hat mich doch umgehauen!

Film-Noir-Atmosphäre mit tollem Ermittler-Duo

Dieser Eindruck wurde durch den Noir-Stil und Soundtrack nur verstärkt: Karras zynische Art und Voice-Over-Momente, die kontrastreiche Beleuchtung und düsteren Schauplätze, alles untermalt mit melancholischer Musik, meist aus dem Jazz-Bereich – Film-Noir eben.

So stimmig verpackt bekommen wir dann im futuristischen New York City hautnah zu spüren, welche gesundheitlichen, psychischen, aber auch finanziellen Probleme es mit sich bringt, wenn das Bewusstsein von Menschen in neue Körper transferiert werden kann. Trotz der eigentlichen Unsterblichkeit kommt es aber zu unwiderruflichen Morden, für deren Untersuchung wir verantwortlich sind. Dabei graben wir auch immer weiter in den Geheimnissen der Elite, was doppelt gefährlich ist.

Zusammen mit Kollegin Sara lässt sich diese Intrige aber gut bewältigen. Die Dynamik zwischen dem mürrischen Detektiv James Karra und der jungen Polizistin, die über Funk miteinander (nur auf Englisch!) kommunizieren, zählt zu den erzählerischen Stärken des Spiels. 

Während er unter dem Tod seiner Frau und einer Gesellschaft leidet, in der man sein Bewusstsein in immer neue Körper transferiert, strebt sie eigentlich nur eine Beförderung an und lehnt Karras unberechenbare Art daher ab. 

James hält wenig am Leben fest, ist ein Säufer und starker Raucher. James hält wenig am Leben fest, ist ein Säufer und starker Raucher.

Mit der Zeit und einigen bewussten Entscheidungen – etwa ob wir eine Zigarre mitgehen lassen – entwickeln die beiden aber eine gewisse Beziehung zueinander. Einige Entscheidungen beeinflussen auch, welches Ende wir erreichen, dazu aber gleich noch mehr.

Besonders charmant fand ich dabei die Momente, in denen die beiden über die Vergangenheit – und damit unsere reale Gegenwart – sprechen. Nobody Wants To Die spielt nicht nur im Jahr 2329, sondern in einer alternativen Version dieser Zukunft. Unser werter Detektiv besitzt daher kein "modernes" Auto wie etwa Korben Dallas (Bruce Willis) im Spielfilm Das fünfte Element, sondern einen "fliegenden Klassiker", der an die Wagen der 1930/40er Jahre erinnert.

Während wir etwa den ersten Tatort untersuchen und uns dort das Modell eines Fahrrads anschauen, sprechen die beiden verblüfft darüber, wie man sich darauf denn fortbewegen konnte. Schokolade ist ebenfalls ein Relikt unserer Zeit, deren Geruch wir versuchen sollen zu erklären – und irgendwie daran scheitern.

Ich habe es alleine genossen, mir diese Sammlung an Relikten aus der Vergangenheit anzuschauen und zu lauschen, wie James und Sara sich darüber unterhalten. Ich habe es alleine genossen, mir diese Sammlung an Relikten aus der Vergangenheit anzuschauen und zu lauschen, wie James und Sara sich darüber unterhalten.

Simples Gameplay, das kaum ins Gewicht fällt

Die größte "Schwachstelle" von Nobody Wants To Die liegt im Gameplay. In der Ego-Sicht erkunden wir kleine Schauplätze, untersuchen Objekte, sprechen nebenbei mit Sara und packen in besonderen Momenten unsere hochtechnologischen Gadgets aus. Das erfüllt alles seinen Zweck, wird aber schnell sehr repetitiv und anspruchslos, sobald man verstanden hat, wie alles funktioniert.

Mit dem Rekonstruktor (der etwas an die Braindances aus Cyberpunk 2077 erinnert) rekonstruieren wir die Geschehnisse, nachdem wir immer wieder ein kurzes, kaum forderndes Minispiel absolviert haben – mir müssen lediglich nacheinander die richtigen Trigger-Tasten (L2/LT und/oder R2/RT) drücken. Fehler können wir dabei kaum machen, da wir einfach nur Punkt für Punkt abarbeiten, ganz ohne Zeitdruck.

Mithilfe des Rekonstruktor, einem futuristischen Gadget, können wir in abgegrenzten Bereichen die Zeit etwas zurückdrehen, um zu verstehen, was passiert ist. Mithilfe des Rekonstruktor, einem futuristischen Gadget, können wir in abgegrenzten Bereichen die Zeit etwas zurückdrehen, um zu verstehen, was passiert ist.

Abgesehen vom Vor- und Zurückspulen der Zeit packen wir auch mal unsere Kamera, UV-Lampe oder das Röntgengerät aus, um Hinweise zu fotografieren oder Blutspuren bzw. elektrischen Schaltkreisen zu folgen. In Karras Apartment, das wir zwischendurch besuchen, kombinieren wir dann (notfalls mit Trial & Error) die Hinweise miteinander. Das ist so simpel, wie es klingt.

Im Apartment kombinieren wir unsere Hinweise und stellen neue Schlussfolgerungen an. Auch dafür nutzt Karra ein hochtechnologisches Gadget. Im Apartment kombinieren wir unsere Hinweise und stellen neue Schlussfolgerungen an. Auch dafür nutzt Karra ein hochtechnologisches Gadget.

Spannender sind da die Entscheidungen, die wir zwischendurch treffen. Verbrennen wir etwa wichtige Dokumente (oder auch nicht), kann das nicht nur beeinflussen, welches Ende wir erreichen, sondern auch welche Gesprächsoptionen sich eröffnen oder versperrt bleiben. Allerdings klingt das weit drastischer, als es letztendlich ist. Damit bietet der Titel zwar etwas Wiederspielwert, komplexe Entscheidungen braucht ihr in Nobody Wants To Die aber nicht erwarten.

Glücklicherweise fällt der Mangel an spielerischer Abwechslung bei einer Spielzeit von rund 6 bis 8 Stunden wenig ins Gewicht. Statt uns wirklich darüber zu ärgern, arbeiten wir brav unsere Aufgaben ab, weil wir unbedingt wissen wollen, wie es weitergeht.

Die Story rund um Transhumanismus, Nahtod-Erlebnisse, Intrigen und Serienmorde, die uns mit den Geheimnissen der New Yorker Elite konfrontiert, ist nämlich anders als das Gameplay – ohne zu viel zu verraten – einfach packend.

Für wen ist Nobody Wants To Die etwas?

Nobody Wants To Die richtet sich mit seiner beeindruckenden Grafik, der dichten Atmosphäre und tollen Story klar an alle, die einen spannenden Krimi erleben wollen. Auch die kurze Spielzeit tut diesem Paket gut, da es so nicht unnötig aufgeblasen wird.

Wer sich dagegen eine tiefgehende Ermittler-Mechanik wünscht, bei der man so einige Kopfnüsse knacken muss, ist hier an der falschen Adresse. Der SciFi-Noir-Thriller lässt sich zu Recht als “interaktive Erzählung” betiteln.

Nobody Wants To Die wurde von Critical Hit Games entwickelt. Das Spiel ist seit dem 17. Juli 2024 auf PC, Xbox Series X/S und PS5 verfügbar.

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