Eigentlich war es ja klar. Zumindest waren wir wie viele andere sicher, dass sich Nintendo dem Thema VR auf einem ganz speziellen Weg nähern würde. Dass Nintendo den Schritt in die virtuelle Realität aber ausgerechnet im Rahmen der Labo-Serie machen würde, überraschte uns dann doch.
Und warf natürlich auch einige Fragen auf: Was bekommt man bei der VR-Lösung zum Selberbasteln? Wie funktioniert das Ganze? Und wie schlägt sich das System im praktischen Einsatz? Wir haben das Labo VR-Set ausprobiert und dabei die Antworten auf diese Fragen gefunden.
Das ist drin
Nintendo Labo VR gibt es in zwei Varianten. Ein Starter-Set, das nur die Brille und das Blaster-Toy-Con enthält, sowie ein Komplettpaket mit Brille und insgesamt fünf weiteren Toy-Con-Modellen, das wir für unseren Ersteindruck genutzt haben.
Wie schon die ersten drei Labo-Sets steckt das VR Set in einem etwas sperrigen Karton. Das ungewöhnliche Format ist den insgesamt 32 (!) Stanzbögen aus stabiler Pappe geschuldet, die ihr sauber aufeinandergestapelt im Karton findet.
Erstkontakt mit Labo?
Erfahrungsbericht vom Labo-Starter-Set
Dazu kommen noch ein kleines Tütchen mit diversen Plastikteilen und Gummibändern, eine Schachtel mit dem Brilleneinsatz und natürlich das Spiele-Modul. Darauf befinden sich mehr als 60 VR-Minispielchen, manche simpel, andere etwas umfangreicher. Aber bevor es losgehen kann, müsst ihr erst einmal basteln.
Wichtiger Hinweis: Labo VR funktioniert nicht eigenständig, ihr braucht eine Switch-Konsole dafür.
So funktioniert es
Passend für die jüngere Kernzielgruppe funktioniert das Zusammenbasteln der insgesamt sieben Toy-Con-Modelle angenehm einfach. In der VR-Software findet ihr den Bereich "Bauen", in dem ihr für jedes Toy-Con eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Bastelanleitung findet, samt beliebig drehbarem dreidimensionalem Modell des jeweiligen Toy-Con. Das Heraustrennen und Zusammenfalten der einzelnen Papp-Stanzteile klappt problemlos, genau wie wir es schon von den ersten Labo-Modellen gewohnt sind.
Kernelement des VR Sets ist logischerweise die Brille, die entsprechend auch zuerst gebaut wird. Ihr faltet dafür zunächst einen kleinen Pappkasten und setzt dann den Brilleneinsatz mit den beiden Plastiklinsen ein. Danach noch ein paar weiche Schaumstoffsticker an die dafür vorgesehenen Stellen geklebt - die halten die Konsole später in Position - und dann ist das futuristische Nasenfahrrad auch schon so gut wie fertig.
Eine knappe halbe Stunde könnt ihr dafür veranschlagen, die größeren Modelle dauern teilweise deutlich länger: Der Blaster etwa nimmt bis zu drei Stunden beim Aufbau in Anspruch, hier kommen dann auch deutlich mehr Plastikteilchen und Gummibänder zum Einsatz.
Die Funktionsweise von VR unterscheidet sich bei Nintendo nicht grundlegend von anderen Systemen wie PlayStation VR - mit der Ausnahme, dass es keine Halterung für den Kopf gibt und ihr euch die Brille dauerhaft vor das Gesicht halten müsst. Habt ihr ein entsprechendes Spiel ausgewählt, teilt ihr das Bild per Tipp auf den Bildschirm in zwei identisch große Kreise, für jedes Auge einen.
Dann schiebt ihr die Konsole in die Brille und könnt sofort loslegen. Cool: Wollt ihr über die Brille einen Menüpunkt auswählen könnt ihr das entweder klassisch über die Joy-Con oder per (festem) Tipp rechts oben auf das Brillengehäuse machen.
Die abnehmbaren Joy-Con, die ihr teilweise auch in die Toy-Con einsetzen könnt (und müsst), sind ein Hauptbestandteil des Labo VR-Zaubers: Die eingebauten Gyrosensoren erkennen Lage und Position im Raum und übersetzen diese dann in die virtuelle Spielumgebung.
So ist das VR-Erlebnis
Das funktioniert überraschend gut. Sobald ihr euch die Brille vors Gesicht haltet, entsteht ein sehr schöner räumlicher Eindruck, der unserer Meinung nach durchaus mit dem von PlayStation VR mithalten kann. Die Krux ist wie beim PlayStation-System allerdings die schwache Auflösung. Schon beim ersten Spielchen, in dem wir eine Figur durch einen Raum steuern und Hindernissen ausweichen müssen, wirkt alles etwas verwaschen und detailarm, außerdem treten Schlieren bei Bewegungen auf - der plastische Effekt stimmt aber trotzdem.
Die meisten der auf dem Modul enthaltenen Minispiele sind nur relativ simple Aufgaben - etwa 10 Basketbälle im Korb versenken, mit einem ferngesteuerten Auto auf die Jagd nach anderen Autos gehen, ein Männchen einen Hindernisparcours entlang steuern und etliches mehr. Etwas immersiver wird es mit den anderen Toy-Con-Modellen, die Bedienung ist dabei erstaunlich intuitiv. Mit dem Kameraaufsatz fotografiert ihr unter Wasser Fische, dabei erkennt der Joy-Con im "Objektiv", wenn ihr daran dreht und zoomt entsprechend herein.
In einem anderen Spiel platziert ihr mithilfe des Rüssels vom Elefanten-Toy-Con diverse Bauelemente so, dass eine Kugel ins Ziel rollt. Natürlich seht ihr mit den entsprechenden Aufsätzen vor den Augen für Zuschauer etwas befremdlich aus (besonders beim Vogel-Toy-Con, das euch mit dem Hintern auf der Nase sitzt!), das hat unserer Erfahrung nach aber auch einen enormen Aufforderungs-Faktor ("Ich will auch mal!").
Apropos: Gerade beim Umschauen im virtuellen dreidimensionalen Raum zeigt sich ein ganz großer Vorteil des Labo-Systems im Vergleich zu PlayStation VR. Ihr habt kein schweres System vor den Augen oder ein Verbindungskabel zur Konsole, Labo VR funktioniert komplett kabellos. So könnt ihr die Brille beispielsweise problemlos an einen Freund weiterreichen - oder abnehmen, wenn euch flau im Magen wird.
Dieser Vorteil ist gleichzeitig aber auch ein Nachteil, denn Labo VR hat keine angebaute Kopfhalterung. Ihr müsst euch die Brille also immer mit beiden Händen vor das Gesicht halten, und schon nach wenigen Minuten merkt man sehr deutlich das Gewicht der Apparatur.
Besonders abenteuerlich wird es dann, wenn ihr mit von der Konsole abgekoppelten Joy-Con spielen müsst, also die Brille mit einer Hand haltet. Das gilt zwar nur für die einfachen Minispiele und nicht für die anderen Toy-Con-Modelle (hier werden die Joy-Con an bestimmten Stellen in die Pappe gesteckt), nervt aber dennoch.
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