Nintendo Labo - Das Kind in mir

Knapp einen Monat vor dem offiziellen Start konnten wir Nintendos Papp-Peripherie Labo im Rahmen eines Workshops ausführlich ausprobieren – und hatten dabei geradezu kindliche Freude.

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Pappspielzeug trifft Videospiel. Mit der Ankündigung von Labo überraschte Nintendo im Januar 2018 alle. Und löste zumindest in mir das ganz dringende Bedürfnis aus, diese auf den ersten Blick hauptsächlich für Kinder interessante Mischung aus Basteln, Spielen und Experimentieren selbst auszuprobieren. In einem Labo-Workshop in Hamburg bot sich knapp einen Monat vor dem offiziellen Start nun die Möglichkeit dazu.

Intuitive Bastelei

Wer bislang noch nichts von Labo gehört hat, hier nochmal die Grundidee: Ihr bastelt euch aus vorgestanzten Pappbögen Peripheriegeräte, die sogenannten "Toy-Con", die ihr mithilfe der Switch-Konsole und der beiden Joy-Con "zum Leben erwecken" könnt. Dass der Bastelprozess ein großer Teil der Faszination von Labo ist, erfahre ich im Workshop direkt zu Beginn, als ich das ferngesteuerte Auto aus dem Multi-Set zusammenbastle. Naja, ganz ehrlich finde ich, dass es weniger wie ein Auto, sondern mehr wie ein seltsamer Käfer aussieht. Der Pappstanzbogen ist überraschend dünn, stabil ist das Material trotzdem.

Dank der guten Anleitung geht das Basteln gut von der Hand. Dank der guten Anleitung geht das Basteln gut von der Hand.

Das merke ich schon beim Heraustrennen der einzelnen Teile aus dem Bogen. Dass das Basteln intuitiv funktioniert und Spaß macht, liegt vor allem an der sehr guten Anleitung, denn jeder einzelne Schritt und jede zu faltende Falz wird über das Switch-Menü erklärt und angezeigt. Das 3D-Modell auf dem Bildschirm lässt sich zudem drehen und heranzoomen und beliebig vor- und zurückspulen, sodass mein erster Labo-Pappenheimer in Minutenschnelle mit den Joy-Con ausgerüstet und bereit zum Einsatz ist. Ein bisschen stolz bin ich schon, es fühlt sich ein bisschen so an wie früher, wenn man ein Lego-Modell endlich fertig hatte.

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Es funktioniert!

Zehn Minuten gibt Nintendo für die Bauzeit des Autos an, damit ist es das am schnellsten zu bauende Modell. Für die anderen vier Toy-Con aus dem Multi-Set braucht man je nach Geschick deutlich länger, für das Piano beispielsweise zwei bis drei Stunden - zumindest steht es so im Menü. Selbst ausprobiert habe ich den Zusammenbau im Workshop nicht, kann es mir wegen der deutlich größeren Anzahl an Stanzbögen aber sehr gut vorstellen. Den großen Magic Moment habe ich, als ich mein selbst zusammengebasteltes Auto-Käfer-Konstrukt mithilfe der Switch und den in den Joy-Con integrierten Rumble-Motoren herumfahren lasse.

Das Klavier hat auch einen Automatik-Modus, mit dem ihr kleinere Lieder und Tastenfolgen lernen könnt. Das Klavier hat auch einen Automatik-Modus, mit dem ihr kleinere Lieder und Tastenfolgen lernen könnt.

Wie cool das ist und wie gut es funktioniert! Deswegen grinse ich auch wie ein kleiner Junge, als ich mit meinem mit einem Elefantenkopf ausgerüsteten Vehikel ein Stück übriggebliebene Pappe über die Tischkante schiebe. Dass nicht nur ich damit Quatsch mache, hat Nintendo anscheinend einkalkuliert und veranstaltet auf dem Workshop einen Mini-Wettbewerb, bei dem sich zwei Autos gegenseitig umstoßen müssen.

Infrarot-Folien-Klavier

Und das Auto ist wie gesagt nur das kleinste der insgesamt fünf im Multi-Set enthaltenen Modelle. Aber auch die anderen vier kann ich im Workshop ausprobieren. Beim Klavier fasziniert mich vor allem die Funktionalität: Die Infrarotkamera des eingesteckten Joy-Con erkennt über eine Spiegelfolie im Inneren des Mini-Pianos, welche Taste gedrückt wird. Das alles passiert komplett ohne Verzögerung. Mehr als "Alle meine Entchen" bekomme ich auf den kleinen Tasten allerdings nicht hin, und so erwische ich mich schnell wieder beim Blödeln, als ich über kleine Pappstücke die Tonarten wechsle und so plötzlich Enten singen lasse. Schöne Idee: Es gibt einen Demo-Modus, bei dem ein Lied automatisch abläuft, während auf dem Bildschirm angezeigt wird, welche Tasten dafür nötig sind. Wer also fleißig übt, kann durchaus ein fähiger Labo-Pianist werden.

Spielerisch seicht, trotzdem mit Biss

Auch bei den anderen Toy-Con - dem Haus, dem Motorradlenker und der Angel - fällt mir zum einen die gute Verarbeitung auf, und zum anderen die Tatsache, dass man beim Spielen sehr schnell vergisst, dass man eigentlich nur ein paar Stücke gefaltete Pappe in der Hand hält - beispielsweise, wenn man wie ein Irrer an der Angel kurbelt, um einen Fisch aus dem Wasser zu ziehen.

Das Motorrad-Spiel ist nicht ohne, für die Expertenstrecken sollte man Bremsen und Driften drauf haben. Das Motorrad-Spiel ist nicht ohne, für die Expertenstrecken sollte man Bremsen und Driften drauf haben.

Natürlich kann ich noch nicht abschließend beurteilen, wie belastungsfähig die Toy-Con auf Dauer sind, der erste Eindruck ist aber zumindest sehr gut. Die Spielchen sind dagegen erwartungsgemäß recht seicht, spielerischen Tiefgang erwartet hier aber hoffentlich auch niemand. Dennoch: Die Expertenstrecken beim Motorradfahren haben es beispielsweise durchaus in sich, hier muss im richtigen Moment gebremst und gedriftet werden, das erfordert schon einiges an Übung.

Der Traum meines sechsjährigen Ich

Neben dem Multi-Set steht zum Release am 27. April auch das Robo-Set für knapp 80 Euro in den Läden, und auch das kann ich auf dem Workshop ausprobieren. Der Lieferumfang ist etwas größer, neben mehr Pappe sind auch einige feste Riemen und Schnüre enthalten, dementsprechend wuchtiger fühlen sich dann auch der fertig gebastelte Rucksack und die Pappbrille beim Anziehen an. Und auch hier ist verblüffend, wie schnell man das etwas albern aussehende Outfit vergisst und komplett "im Spiel" ist, auch wenn es in meinem Fall nur eine recht beliebige Highscorejagd ist. Mit den Füßen stampfe ich herum, mit Boxbewegungen reiße ich Objekte ein, über das Runterhalten der Handschnüre kann ich fliegen, beim Ducken verwandelt sich der Roboter in ein Auto.

Wenn man die Arme nach unten streckt, kann man als Roboter durch die Gegend fliegen. Wenn man die Arme nach unten streckt, kann man als Roboter durch die Gegend fliegen.

Mein sechsjähriges Ich wäre wohl vor Freude komplett ausgerastet. Mein erwachsenes Ich ist dennoch recht angetan. Einerseits von der Tatsache, wie gut analog Gebasteltes und virtuelles Spielen hier ineinander greifen und andererseits von der Tatsache, dass sich insbesondere der Robo-Rucksack mit seinen Riemen und den Schulterhaltern sehr massiv und so gar nicht wie ein einfaches Papp-Outfit anfühlen. Der Grund: Die Pappe wird an den betreffenden Stellen mehrfach ineinander gefaltet, was das Ganze fühlbar dicker und auch stabiler macht.

Labo war erst der Anfang, Nintendo plant weitere Peripherie
In Zukunft kommt noch mehr Zubehör für die Switch

Mach doch selber!

Neben Basteln und Spielen gehört auch "Entdecken" zum von Nintendo erdachten Labo-Dreiklang, womit natürlich hauptsächlich das kreative Element gemeint ist. Und das fängt natürlich bei der individuellen Gestaltung der Toy-Con an: Beim Bemalen, Bekleben und Verzieren sind natürlich keine Grenzen gesetzt, was sich schon eindrucksvoll im Workshop erkennen lässt, weil jedes einzelne gebastelte Auto der Teilnehmer anders aussieht. Wer es nicht so mit Malen und Co. hat, hat aber eventuell Spaß an der einfachen Programmierungsmöglichkeit durch die Toy-Con-Werkstatt, die zwar zunächst recht unspektakulär wirkt, später in der Praxis aber zu einigen durchaus spannenden und witzigen Experimenten führen könnte.

Mithilfe einfacher oder auch etwas komplexerer "Wenn, dann"-Kombinationen nach dem Motto "Drücke Knopf X, damit Joy-Con Y vibriert und damit etwas auslöst" könnt ihr nämlich nach Herzenslust experimentieren. Ich bekomme die Werkstatt allerdings nur präsentiert, auf dem Multi-Set-Modul wird sie erst freigeschaltet, wenn man alle Modelle einmal ausprobiert hat. Die Werkstatt zeigt einmal mehr das Potenzial des Labo-Systems - und lässt das Kind in mir den 27. April herbeisehnen.

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