Habt ihr euch unser Ranking zu den grafisch besten Spielen des Jahres angeschaut, dann werdet ihr bemerkt haben, dass uns 2022 leider ganz schön enttäuscht hat. Auch wenn Videospiele gelernt haben, die Fähigkeiten moderner Fernseher besser zu nutzen, darunter 120 Hertz-Displays und variable Bildfrequenzen, blieb der große Aha!-Moment aus.
Perlen wie God of War Ragnarök und Horizon: Forbidden West sind zwar unglaublich schick, konnten jedoch nicht das Gefühl vermitteln, etwas komplett Neues, nie Dagewesenes zu sein. Vielmehr übten sie sich darin, etablierte Grafiktechniken bis ans Maximum zu treiben, was aber auch weitgehend daran liegt, dass PS4 und Xbox One noch immer aufgrund ihrer großen Verbreitung relevant geblieben sind.
2023 wird sich das mit hoher Wahrscheinlichkeit ändern. Nicht nur sind Xbox Series X und PS5 viel besser und vor allem durchgängig verfügbar, sie stehen auch in mittlerweile über 40 Millionen Haushalten von Spieler*innen. Der perfekte Zeitpunkt also, um mit den richtigen Grafik-Engines 2023 die lang herbeigesehnte Next Gen in die Wohnzimmer von uns Spiele-Fans zu bringen.
Die Unreal Engine 5 wird die Branche durchrütteln
Grafischer Fortschritt wird nicht allein von einer leistungsfähigen Hardware ausgelöst. Die kann bewährte Techniken zwar mit einer höheren Bildwiederholrate sowie in größerem Umfang oder mit absoluter Präzision darstellen, der richtige Sprung kommt aber erst, wenn sich aufwendige Effekte leichter für Entwickler*innen realisieren lassen.
Dort setzt zum Beispiel die Unreal Engine 5 an: Epic Games hat jahrelang an seinem Grafikgerüst der nächsten Generation gewerkelt, 2023 werden die ersten, vollständig in der Engine entwickelten Spiele erscheinen.
Darunter etwa das postapokalyptische Stalker 2, das uns, wie in ersten Trailern zu sehen, durch realistisch aussehende Wälder und Militäranlagen flitzen lässt:
Die Unreal Engine 5 bringt einige Neuerungen mit, die der Spielegrafik einen ordentlichen Schub verleihen. Darunter eine brandneue Technologie zur Beleuchtung von virtuellen Welten, ein System für völlig dynamische und präzise geworfene Schatten und ein Verfahren, mit dem sich Gebäude und Level mit einer nie dagewesenen Detailfülle erstellen lassen.
Ende 2022 gab uns der populäre Battle Royale-Shooter Fortnite mit seinem Umstieg auf die neueste Version der Unreal Engine (5.1) erstmals einen kleinen Ausblick darauf, was bald möglich sein wird. Die Lichtverhältnisse im Spiel richten sich permanent anhand des Sonnenstands neu aus, Räume werden von indirekten Lichtreflexionen geflutet.
Hier könnt ihr mehr über die Unreal Engine 5-Features und wie Fortnite sie einsetzt erfahren:
Spiegelt sich warmes Licht zum Beispiel in einem glatt polierten Holzparkett, wird es von dort an die Decke geworfen. Der reflektierte Lichtstrahl nimmt dabei realistisch die Farbgebung des Bodens auf. Im Zusammenspiel mit den dynamischen Schatten und authentisch modellierten Schlössern, Statuen, Bäumen und Häuserfassaden erhält Fortnite jede Menge Glaubwürdigkeit trotz des cartoonigen Looks.
Es sind viele Spiele mit der Unreal Engine 5 in der Mache
Die Unreal Engine 4 ist seit Jahren eines der beliebtesten Werkzeuge bei der Entwicklung neuer Spiele. Den Platz hat sich Epic Games mit einer großen Palette an Funktionen und hoher Zugänglichkeit erarbeitet. Diese Stärken werden mit der fünften Iteration des Grafikmotors ausgebaut, weshalb unzählige Studios ihre Spiele in der Unreal Engine 5 bauen.
Darunter etwa Ninja Theory, die mit Senua’s Saga: Hellblade 2 ein bildgewaltiges Action-Adventure in der Mache haben:
Mit Redfall sollte auch recht früh im Jahr 2023 ein technisch lupenreiner Koop-Shooter erscheinen:
Überhaupt fällt auf, dass Microsoft großflächig auf die Unreal Engine 5 setzt. Es sind zahlreiche Spiele angekündigt, die auf die Technik setzen, darunter Perfect Dark, das nächste Gears of War, Avowed und The Outer Worlds 2.
CD Projekt RED lässt sogar die eigene, mit viel Aufwand entwickelte RED-Engine fallen, in der einst The Witcher 3 und Cyberpunk 2077 erstellt wurden. Der nächste Witcher-Ableger wird ebenfalls die Unreal Engine 5 verwenden. Kurzum: Wir werden im kommenden Jahr und auch in der Folgezeit Unmengen an grafisch beeindruckenden Spielen geliefert bekommen.
Diese Auswirkungen hat die Unreal Engine 5 auf die gesamte Industrie
Bei neuen Grafiktechniken ist es in der Regel so, dass die zugrunde liegenden Verfahren allen Studios bekannt sind. Nehmen wir als Beispiel die rechenintensive Lichtstrahlenkalkulation Ray-Tracing. Die Grundidee hinter Ray-Tracing ist mehrere Jahrzehnte alt, ließ sich aber nie umsetzen, da Grafikkarten und Konsolen nicht leistungsfähig genug waren.
Engine-Programmier*innen fanden jedoch mit der Zeit Methoden, um sie alltagstauglicher zu machen. Der Austausch darüber ließ die Technologie als Gesamtes reifen, wie sie in den einzelnen Engines eingebaut wird, kann sich aber massiv von Studio zu Studio unterscheiden.
Dasselbe gilt für die Konzepte, die Epic in der Unreal Engine 5 verwendet. Die sind in der Videospielindustrie wohlbekannt, das Team hinter dem Grafikgerüst hat sie aber in ein leicht bedienbares und geschickt verzahntes Gewand gegossen. Wie genau, kann die Konkurrenz sogar nachschauen, denn der Code der Unreal Engine 5 ist frei zugänglich.
Es dürfte also nicht lang dauern, bis Studios mit eigenen Engines, darunter zum Beispiel nahezu alle exklusiven PlayStation-Entwickler*innen, zur Unreal Engine 5 mit eigenen Methoden aufgeschlossen haben. Wenn sie denn nicht schon längst hinter den Kulissen fertiggestellt wurden.
Was ist eigentlich mit Ray-Tracing?
Ray-Tracing fand bislang nur selten Verwendung und wird in seiner puren Form wohl auch 2023 nur in Ausnahmefällen den Weg auf die Konsolen finden. Stattdessen werden wir, wie im Falle der Unreal Engine 5, Abwandlungen der Technik sehen, die weitaus weniger Hardware-hungrig sind.
Naughty Dog setzte in The Last of Us Part 1 zum Beispiel eine Ray-Tracing-ähnliche, aber ressourcenschonende Technologie für Echtzeitspiegelungen ein. Ähnlich könnten auch Studios agieren, die bereits Spiele mit dem Verfahren zur Lichtberechnung veröffentlicht haben. Darunter etwa Remedy mit Control, 4A Games mit Metro: Exodus oder id Software mit DOOM Eternal. Hier sollte der Erfahrungsschatz in der Zwischenzeit massiv gestiegen sein.
Wie auch immer Spielewelten künftig beleuchtet und schattiert werden und wie auch immer die Technik dahinter heißen mag. Wir befinden uns endlich auf der Schwelle zur nächsten Grafik-Ära und die wird einige Überraschungen für uns parat halten.
Auf welches grafisch beeindruckende Spiel, das (voraussichtlich) nächstes Jahr erscheint, wartet ihr derzeit am meisten?
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