Der typische NBA-Nachwuchsstar ist farbig, kommt aus ärmlichen Verhältnissen, liebt Moms Burger und würde für eine Korbjäger-Karriere sein letztes Basecap geben. Mit bürgerlichem Namen heißt er Frequency Vibrations (!), Spitzname »Freq« (»Freak« ausgesprochen), und er hat eine total nette Zwillingsschwester, die ihm die Basketball-Basics beigebracht hat. So zumindest stellt sich offenbar Oscar-Preisträger Spike Lee (u.a. bekannt durch das Drama Malcolm X) einen aufstrebenden Basketball-Rookie vor.
Der US-Regisseur hat den neuen Karrieremodus von NBA 2K16 kreiert, sein Story-Film heißt »Livin' Da Dream«. In über 100 Minuten Zwischensequenzen lässt Lee euch miterleben, wie euer per Editor erstellter Newcomer vom Highschool-Talent aus Harlem zum NBA-Profi aufsteigt. Ihr dürft diesem zwar neben einem individuellen Look auch einen eigenen Namen verpassen, doch in den Cutscenes heißt er stets »Freq«.
Die wichtigsten Neuerungen von NBA 2K16
- Karrieremodus mit Story von Regisseur Spike Lee
- neue Physik-Engine
- Online-Modus mit zehn Ligen
- Kader sind auf dem aktuellen Stand
- neuer 2K-Pro-Am-Modus für 5-gegen-5-Turniere
- zwölf neue Legendenteams
- acht neue Euro-Mannschaften
- drei neue Parks im MyPark-Modus
- Off-Season jetzt mit Draftlotterie
- 3-gegen-3 Streetball-Online-Modus in MyLeague
Aus der Hood in die NBA
Die Idee, den Karrieremodus in eine Art Dokumentarfilm zu verpacken, in dem Spike Lee die beteiligten Charaktere selbst immer wieder interviewt, finden wir klasse. Doch leider waren wir nach dem Durchspielen der Story ziemlich ernüchtert. Zwar sind die teilweise 15 bis 20 Minuten langen Cutscenes handwerklich gut gemacht und professionell vertont. Allerdings krankt der Plot an Klischees und stereotypen Charakteren. Da gibt es zum Beispiel den schmierigen Italo-Agenten Dom Pagnotti, der von Geld nicht genug bekommen kann. Oder Freqs besten Freund Vic, mit dem er schon als Kind die Hood unsicher gemacht hat und der sich als Karriere-Stolperstein erweisen könnte, weil er auf Twitter pikante Privatinfos postet und immer wieder Ärger mit der Polizei bekommt.
Freq selbst entpuppt sich mit zunehmendem Erfolg als eindimensionaler Charakter, der in einer hübschen Braut, schnellen Autos und Videospielen die Erfüllung aller Träume sieht. Den weiblichen Figuren wie Freqs Zwillingschwester Cee-Cee mangelt es ebenso an Ecken und Kanten. Schade, hier hätten wir uns von Spike Lee insgesamt mehr Tiefgang erwartet.
Obendrein mutet es merkwürdig an, dass unser erstellter Spieler zwar ein Weißer ist, er aber aus einer afroamerikanischen Familie stammt. Hier will Lee, wie in vielen seiner vorherigen Arbeiten, offensichtlich rassistischen Ressentiments entgegentreten. Das ist löblich, wirkt in unserem Fall aber aufgesetzt.
Ebenfalls schade: Man hat innerhalb der Story - abgesehen von der Wahl des College-Teams - keinerlei Entscheidungsmöglichkeiten. Warum dürfen wir uns unseren Agenten nicht selbst aussuchen? Wieso können wir unsere Beziehung zu den anderen Charakteren nicht aktiv beeinflussen? Hier wurde viel Potenzial verschenkt, dem (Erzähl-)Medium Videospiel gerecht zu werden.
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