Pimp my Knarre
Anders als im Vorgänger dürfen wir unsere Knarren (drei können wir tragen) in Last Light nun gegen Bares (besondere Militärpatronen, die wir übrigens auch verballern können, aber besser nicht sollten) bei den Verkäufern aufrüsten. Unsere AK macht zwar guten Schaden, ist aber zu laut? Schalldämpfer drauf! Die Schrotflinte würde viel mehr rocken, wenn sie nicht so verziehen würde? Stabilisierender Griff dran! Exotisch veranlagte Weltenretter greifen sowieso gleich zu flüsterleisen Luftgewehren, die man selbst aufpumpen muss.
Und das Praktische an Pfeilgewehren: Man kann die verschossene Munition wieder einsammeln. Welche Waffen man zu seinen Lieblingen erhebt, hängt von der Spielweise ab, aber was Dickes mit ordentlich Wumms sollte man allein schon wegen der aufdringlichen Mutanten im Gepäck haben. Die Kohle, beziehungsweise die Patronen für unsere Einkäufe finden wir in Kisten, Schränken oder bei erledigten Gegnern. Wer auf Fortuna und den eigenen Abzugsfinger vertraut, darf sich auch in einem Mini-Schießspiel in der Siedlung Venedig etwas dazu verdienen - ums dann vielleicht im nahen Freudenhaus gleich wieder zu verjucken. Auch wenn die dort angestellten Damen eine ähnlich aufreizende Mimik haben wie ein Brotkasten.
Das größte Problem von Metro: Last Light kennen wir schon aus dem ersten Serienteil: die veralteten Gesichtsanimationen, die der ansonsten sehr beeindruckenden Grafik gegenüberstehen. Gerade in einem Spiel, in dem wir anderen Charakteren so oft so nah kommen, fallen die rudimentären Bewegungen besonders negativ auf. Wenn sich das dann noch mit einem gewöhnungsbedürftigen, weil aufgesetzt klingenden russischen Akzent verbindet, dann führt das hin und wieder zu einer unfreiwilligen Komik, die einen eigentlich emotional bewegenden Moment wie den mit Anna in der Krankenstation … nun ja, immerhin gibt's übertrieben wippende Brüste.
Fast schon möchten wir raten, Last Light im russischen Original mit deutschen Untertiteln zu spielen. Das macht die starren Gesichter zwar auch nicht lebendiger, aber wirkt immerhin den vielleicht hin und wieder einsetzenden Ohrenschmerzen entgegen. Metro: Last Light gelingt es trotz dieser selbst geschaffenen Hürden, tief in unser Spannungs- und Atmosphärezentrum vorzudringen. Vielleicht sogar, weil man dem Titel anmerkt, dass er kein Abermillionendollar-Projekt ist, sondern von einem kleinen und sehr leidenschaftlich arbeitenden Team stammt. Allein das macht ihn zwischen den ganzen Hochglanz-Titeln der großen Studios umso liebenswerter.
Außerdem erzählt er eine Geschichte, die uns emotional mitnimmt. Manchmal in eine Richtung, die wir am Schluss eventuell bedauern. Denn auch Metro: Last Light kommt wieder mit zwei möglichen Enden daher, abhängig von Entscheidungen, die wir im Laufe der Handlung bewusst oder unbewusst fällen.
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