Spidey alias Peter Parker hat es in Marvel's Spider-Man alles andere als leicht. Gerade erst seinen ewigen Widersacher Wilson Fisk ins Kittchen geprügelt, taucht mit Mr. Negative ein viel gefährlicherer Bösewicht aus dem Verbrechenssumpf auf und terrorisiert mit seinen Schergen, den Inner Demons, ganz New York City.
Wenn der mittlerweile 23-Jährige Superheld nicht gerade als Wandkrabbler das Böse bekämpft, werkelt er als Laborratte an bahnbrechenden Wissenschaftsprojekten.
Wäre sein berufliches Doppelleben nicht schon stressig genug, muss er privat ebenfalls mehrere Brände gleichzeitig löschen. Tante May benötigt regelmäßig seine Hilfe bei ihrer gemeinnützigen Arbeit im Obdachlosenzentrum F.E.A.S.T., und die Miete müsste auch mal wieder überwiesen werden.
Superschurken können noch so fiese Pläne schmieden, eine gesunde Work-Life-Balance ist Peters allergrößte Herausforderung. Wie in den Comics und Filmen spinnt sich sein turbulentes Leben zwischen Heldentaten und persönlichen Dilemmata als roter Faden durch Insomniacs eigenständige und ebenso amüsante wie tragische Spider-Man-Geschichte.
Doch nicht nur erzählerisch, sondern auch spielerisch verwickelt uns Marvel's Spider-Man in ein stetiges Auf und Ab der Gefühle, pendelt insbesondere in der Haupstory zwischen atemberaubenden Momenten und teils ernüchternden Designschwächen.
Als wäre das gesamte Spiel eine Parabel auf Peters Parkers Leben.
König des Beton-Dschungels
Marvel's Spider-Man schickt uns in die riesige Open World von Manhattan, die uns schon nach der Einführungsmission komplett zu Füßen liegt. Oder eher zu Netzen.
Noch bevor wir mit der Hauptstory rund um Mr. Negative und den Inner Demons so richtig loslegen, geben wir uns voll und ganz Spideys - mit Abstand - coolster Fähigkeit hin, nämlich dem freien Schwingen durch die Spielwelt.
Wie ein Raubvogel auf Beutejagd stürzen wir uns vom Dach eines Wolkenkratzers kopfüber auf die Straßen der Stadt. Kurz vor dem Aufprall schießen wir einen Netzfaden aus unserem Handgelenk direkt an die nächstgelegene Fassade und schwingen mit einem Affenzahn durch die Häuserschluchten.
Elegant sausen wir von der Brooklyn Bridge bis Harlem, von der Lower East Side bis Hell's Kitchen. Problemlos sprinten wir per Wallrun auf den Avengers Tower, springen furchtlos in die Tiefe, katapultieren uns an einem Wasserturm sofort wieder in die Luft. Wir fühlen uns wie der König des Beton-Dschungels.
Weil sich die halsbrecherischen Schwungeinlagen so intuitiv und flüssig steuern, geraten wir schon nach kurzer Zeit in einen nahezu berauschenden Flow.
Dank Motion-Blur-Effekten, sanfter Controller-Vibration und pfeifenden Windgeräuschen entsteht dabei ein unvergleichliches Geschwindigkeitsgefühl, das uns nach 20 Spielstunden immer noch das Adrenalin durch die Adern jagt und uns immer wieder freiwillig auf die Schnellreisefunktion via U-Bahn verzichten lässt.
Noch nie hat uns das Reisen durch eine Open World derart viel Spaß gemacht!
Oben hui! Unten pfui!
Während des Schwingens zeichnet Manhattan ein hübsches Bild, insbesondere bei Sonnenuntergang, wenn sich das goldene Licht in den Fensterscheiben spiegelt und das Wasser des Hudson Rivers friedlich am Horizont glitzert.
Ein Spaziergang auf den Straßen offenbart allerdings auch einige unschöne Seiten der Stadt.
Gehwege und öffentliche Plätze wirken oft leblos, vielen Innenräumen mangelt es im Vergleich zu anderen Blockbustern an Liebe zum Detail. Im Gegensatz zum spektakulär animierten Spidey bewegen sich Passanten hölzern, begegnen uns mit ausdrucksloser Mimik und tragen im Spiel wie in Zwischensequenzen gerne mal denselben grauen Anorak.
Beim Schwingen fällt das nicht sehr ins Gewicht, weil Insomniac Manhattans Open World klar für die Fortbewegung über den Dächern und zwischen den Häuserschluchten designt hat. Bei der Verbrechensbekämpfung, sei es in Hauptmissionen oder Nebenaktivitäten, müssen wir uns jedoch unweigerlich durch viele visuell belanglose Areale prügeln.
Dass uns dies im Eifer des Gefechts allerdings seltener stört als in anderen Action-Adventures, verdankt Spider-Man seinem grandiosem Kampfsystem.
Prügeln will gelernt … und kreativ sein
Die Entwickler haben sich beim Grundgerüst des Kampfsystems zwar unübersehbar von den Spielen der Batman: Arkham-Reihe inspirieren lassen, finden dank Spideys speziellen Fähigkeiten aber einen eigenen Spin.
Im Spinnenkostüm prügeln wir uns wesentlich agiler und flinker durch Gegnergruppen als der Dunkle Ritter. Wie ein ungebändigter Gummiball springen wir von Feind zu Feind, kloppen sowohl am Boden als auch in der Luft mit Schlägen und Tritten auf sie ein. Gleichzeitig weichen wir gegnerischen Angriffen mit akrobatischen Hechtsprüngen aus, lassen so unseren Combo-Zähler nach und nach in die Höhe schießen.
Bei gefüllter Fokusleiste erledigen wir ein Opfer unserer Wahl mit einem besonders kräftigen Kick ins Genick oder geben ihm mit einen anderen knallharten Finisher den Rest. Dank großartigem Trefferfeedback fühlt sich das selbst bei der x-ten Wiederholung verdammt befriedigend an.
Wer noch kreativer und vor allem taktischer auf Verbrecherjagd gehen will, der kann außerdem auf eine Reihe von Gadgets zurückgreifen. Das Elektronetz zum Beispiel, das einen einzelnen Widersacher für kurze Zeit lähmt.
Ein Auge für die Umgebung hilft ebenfalls weiter: Per Spinnenfäden lassen wir ein Regal auf mehrere Widersacher krachen, schleudern Stromkästen auf Gegnergruppen oder kleben besonders widerspenstige Einzelkämpfer schnurstracks an die nächste Wand.
Weil der Schwierigkeitsgrad schon auf der normalen Stufe recht schnell anzieht, sind wir gezwungen, Spideys Fähigkeiten und technische Spielzeuge je nach Situation und Gegnertyp kreativ miteinander zu kombinieren.
Bekommen wir es beispielsweise mit vielen Schurken gleichzeitig zutun, hilft die Netzbombe, die gleich mehrere auf einen Schlag betäubt. Ein wuchtiger Ground Dash von oben hinterher und wir verteilen verheerenden Flächenschaden.
Klingt komplex, geht aber dank der hervorragenden Steuerung genau wie das Schwingen schnell ins Blut über. Wem's dann doch zu knackig wird, der kann jederzeit den Schwierigkeitsgrad ändern.
Spinne im Wandel: So funktioniert das Crafting
Erfahrungspunkte, mit denen wir im Level aufsteigen und Spidey auf dem Skilltree weitere Kampf-, Schleich- und Schwung-Fähigkeiten beibringen beziehungsweise verstärken.
Unsere Gadgets sowie unseren Anzug können wir ebenfalls verbessern, indem wir sie mit Mods ausstatten.
Etwas mehr Gesundheit? Dann basteln wir uns die Erste-Hilfe-Mod für unser Kostüm. Etwas mehr Munition für den Netzschießer? Dann installieren wir das entsprechende Upgrade. Zum Craften benötigen wir wiederum spezielle Tokens, die wir in nach dem Absolvieren von Nebenquests und Open World-Aktivitäten erhalten.
Heute Rucksacksammler, morgen Umweltforscher
Die Nebenaktivitäten selbst passen nicht nur wunderbar ins Spider-Man-Universum, sondern fordern unsere Schwung- sowie Kampffähigkeiten zusätzlich heraus.
Während wir uns in Verbrecher-Basen beispielsweise mehreren Gegnerwellen stellen, helfen wir an Oscorp-Forschungsstationen unserem alten Kumpel Harry Osborn hingegen bei seinem Kampf gegen Umweltverschmutzung.Beispielsweise müssen wir hier durch eine bestimmte Anzahl Giftwolken schwingen, um die Ursachen des garstigen New Yorker Smogs zu ermitteln.
Auf obligatorische Open World-Collectibles verzichtet Insomniac in Marvel's Spider-Man zwar nicht, die fügen sich aber größtenteils gut ins Universum ein, sodass sie zumindest für Marvel-Fans eine Daseinsberechtigung haben.
Wir können nämlich insgesamt 55 in der Welt verteilte Rucksäcke finden, von denen jeder ein Stück von Peters Hintergrundgeschichte oder eine Marvel-Anspielung birgt. Peters College-Abschlussarbeit zum Beispiel. Oder eine Visitenkarten der Anwälte Nelson und Murdock, die wir aus einer gewissen TV-Serie kennen...
Video:Warum meckert ihr nicht über die alten Ubisoft-Tricks?
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