Magic Duels im Test - Großangriff auf Hearthstone

Magic Duels will Hearthstone vom Sammelkartenspiel-Thron stoßen und wechselt dafür auf ein stetig erweiterbares Free2Play-Modell. Wir prüfen im Test, ob der Putschversuch gelingen kann.

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Mit Magic Duels traut sich Magic endlich, Hearthstone den Fedehandschuh für die digitale Kartenkrone hinzuwerfen. Zeit wird's! Magic ist schließlich das große Vorbild von Hearthstone und hat 1993 das Sammelkartenprinzip überhaupt erst erfunden. Damals stellten wir uns zum ersten Mal eigene Decks aus Monstern und Zaubern zusammen und knüppelten rundenweise die Lebenspunkte des Gegners auf null. Und Magic gehört bis heute zu den besten seiner Art - aber nur in Papierform. Auf dem Bildschirm hatten wir bislang die Wahl zwischen zwei Varianten, beide mit ihren eigenen Stolpersteinen.

Magic Online digitalisiert tatsächlich das komplette Print-Kartenspiel mit seinen fast 14.000 Karten, dafür ist es nur auf dem PC spielbar und wir müssen auch die gleichen exorbitant hohen Preise wie für die echten Karten hinlegen - gern auch mal 100 Euro für eine einzelne Karte. Billiger kamen wir mit Duels of the Planeswalkers weg. Das erschien auch für Konsolen, bot aber nur eine extrem abgespeckte Version von Magic. Jedes Jahr erschien ein neuer Teil, aber bis letztes Jahr gab es noch nicht einmal freien Deckbau. Wir schalteten größtenteils nur Bonuskarten für vorgefertigte Decks frei.

Und wir mussten mit jedem neuen Teil wieder bei null anfangen, statt uns eine langfristige Sammlung aufzubauen. Obendrein schöpfte die Serie den riesigen Kartenpool der Vorlage nicht einmal ansatzweise aus. Mit durchaus nachvollziehbarem Grund: Wenn es zu viel böte, könnte Duels of the Planeswalkers ja auf die Verkaufszahlen der gedruckten Karten schlagen. Erst recht, wenn es wie Hearthstone Free2Play wäre.

Aber Blizzard hatten keine solchen Skrupel. Sie stampften ihr WoW-Kartenspiel einfach ein und machten mit Hearthstone Sammelkarten zu einem Online-Massenphänomen. Der Schüler wurde zum Meister. Und das will Magic nun doch nicht auf sich sitzen lassen und schneidet sich eine große Scheibe von der Konkurrenz ab. Magic Duels legt die Serie ganz neu auf, klaut sich Hearthstones Free2Play-Modell und bietet freien Deckbau. Der soll regelmäßig mit neuen Kartensets befeuert werden. Statt jedes Jahr ein neues Standalone-Spiel rauszubringen, will Magic jetzt auch einen dauerhaften Client und eine dauerhafte Sammlung bieten.

Versionen
Magic Duels gibt es derzeit für Steam, Xbox One und iOS. Die Mobile-Version ist allerdings für neuere Apple-Geräte ausgelegt, alle iPhones vor dem 5S sind nicht kompatibel. Eine PS4-Version soll im Laufe des Jahres folgen. Anders als in Hearthstone haben wir auch für jede Plattform einen separaten Account und können etwa nicht mit unserer Steam-Sammlung auf dem iPhone spielen. Ein enorm nerviges Versäumnis, gerade die Mobile-Version wäre ja perfekt, um zwischendurch mal ein paar Runden unterwegs hinzulegen - das macht aber nur halb so viel Spaß, wenn wir uns dafür eigens die gleichen Karten nochmal verdienen müssen.

Verbindungsprobleme
Alle Versionen von Magic Duels haben mit Verbindungsproblemen zu kämpfen, wobei diese besonders stark in der Steamversion für den PC auftreten, wo die Foren überquellen vor Fehlermeldungen. Spieler können Teile ihres Fortschritts verlieren, wenn die Verbindung im Laufe der Kampagne abreißt, einige verlieren so sogar Zugriff auf das Starter-Kartenpaket, das man nach Abschluss der ersten Kampagne erhalten sollte. In seltenen Fällen berichten Spieler sogar davon, dass ihre komplette Sammlung verloren ging. Dafür ziehen wir vier Punkte von der Wertung ab.

Das beste Kartenspiel der Welt

Magic hätte auf jeden Fall das Zeug, Hearthstone vom Thron zu stoßen. Sein über Jahrzehnte verfeinertes Regelwerk erlaubt viel raffiniertere Winkelzüge. Vor allem, weil wir im gegnerischen Zug nicht nur zum Zuschauen verdammt sind. Wir können auf Trick des Feinds reagieren und ihm per Spontanzauber reingrätschen. Wenn er zum Angriff bläst, schießen wir ihm flugs seine beste Kreatur weg und blasen unsere Verteidiger mit einem Stärkungsspruch auf, schon hat sich das Blatt gewendet.

Und weil auch wir jederzeit mit solchen Sperenzchen rechnen müssen, will jeder Schachzug sorgsam abgewogen sein. Dabei setzt Magic viel weniger auf Karten mit Zufallseffekten als Hearthstone und wird so zu einem präziseren Strategiespiel. Kehrseite der Medaille: Es spielt sich nicht ganz so flott, nach jeder Aktion muss das Spiel ja einen Augenblick abwarten, ob der Feind reagieren möchte.

Wir dürfen das Spielgeschehen jederzeit pausieren, um in Ruhe einen Spontanzauber einzuwerfen. Wir dürfen das Spielgeschehen jederzeit pausieren, um in Ruhe einen Spontanzauber einzuwerfen.

Weil die Karten anders in Hearthstone keine Sprüche beim Angriff ablassen und die Animationen eher spartanisch ausfallen, kommt Magic Duels auch allgemein etwas trockener daher. Dafür bietet es ein abwechslungsreicheres an Arsenal an Kartentypen. Mit Duels halten zum ersten Mal die Planeswalker Einzug. Das sind mächtige Magier, die wir quasi als einen zweiten verbündeten Spieler an unsere Seite rufen. Jeder Planeswalker beherrscht drei Zauber, von denen wir einen pro Runde loslassen können. Wenn der Feind uns angreift, muss er sich entscheiden ob er unsere Lebenspunkte attackiert oder erstmal unseren verbündeten Planeswalker vertreibt.

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Deckbau für Freigeister

Wie schon Magic 2015 lässt uns Magic Duels unsere Decks frei bauen, diesmal auch optional mit einem Assistenten für Einsteiger. Darin wählen wir zuerst, welche archetypische Strategie wir verfolgen wollen - etwa die Lufthoheit mit fliegenden Monstern zu erlangen, oder gegnerische Kreaturen zu klauen - und stecken dann aus passenden Kartenvorschlägen unser Deck zusammen. Ein praktisches Werkzeug für Neulinge, aber der echte Reiz ist natürlich der Eigenbau. In Sachen Bastelkomfort könnte sich Magic aber noch was von Hearthstone abschauen: Wir dürfen zwar Karten nach Typ oder Manakosten filtern, aber nicht nach Kartennamen oder bestimmten Fähigkeiten in unserer Sammlung suchen.

Deckbau-Assistent Im Deckbau-Assistenten wählen wir unsere gewünschte Strategie und klicken unser Deck dann aus vorgegebenen Vorschlägen zusammen.

Freies Bauen Wir können Decks auch frei bauen, was deutlich mehr Spaß macht – auch wenn eine Suchfunktion für bestimmte Karten hilfreich wäre.

Sich seine Strategie aus den vielfältigen und teils richtig komplexen Karten zusammenzustellen, macht trotzdem einen Heidenspaß. Auch wenn Magic Duels zum Release weniger Karten als Hearthstone bietet, haben wir doch immerhin 251 zur Auswahl. Und in Zukunft könnte man Hearthstone leicht überholen. Denn eine der größten Neuerungen von Magic Duels ist ja, dass es nun ein beständiger Client ist und regelmäßig erweitert werden soll. Alle drei Monate erscheint ein neues gedrucktes Magic-Kartenset mit bis zu ca. 250 Karten, und die sollen dann auch immer ihren Weg in Duels finden.

Wenn auch nicht komplett: Zum Release enthält Duels das jüngste Kartenset »Ursprünge«, lässt aber einige der spannenderen und komplizierteren Karten weg. Zum Beispiel den dämonischen Pakt, der uns jede Runde einen neuen mächtigen Vorteil spendiert - aber uns nach vier Zügen das Spiel verlieren lässt, wenn wir den Sack bis dahin nicht zugemacht haben.

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