Tick-Tack
Insgesamt ist die Zeitkomponente zwar gut ins Spiel eingebunden (Bewohner haben einen geregelten Tagesablauf, manche Aufträge müssen bis zu einer bestimmten Uhrzeit erledigt sein), allerdings hat das Ganze auch seine klaren Nachteile: Manchmal müssen wir zum Beispiel mit einer bestimmten Person sprechen, die ist aber möglicherweise zur aktuellen Zeit nicht anzutreffen. Wir können zwar in Herbergen die Zeit ein paar Stunden vorspulen, allerdings können wir währenddessen eben keine anderen Dinge erledigen. So setzt uns der immer sichtbare Countdown jederzeit latent unter Druck, was bei einem offenen Rollenspiel insgesamt mehr schadet als nützt.
So haben wir uns beim Spielen regelmäßig folgende Fragen gestellt: Sollen wir jetzt die Nebenmission zu Ende bringen, um eine Seele zu sammeln? Oder doch die Hauptquest, um zu sehen, wie es mit der Geschichte weitergeht? Und ist nicht eh alles egal, wenn am Ende ohnehin alles zum Teufel geht? Alle Missionen in einem Durchlauf zu schaffen, ist zwar machbar, verpasste oder nicht geschaffte Quests erhöhen den Wiederspielwert allerdings ungemein, zumal auch der höchste Schwierigkeitsgrad und ein »New Game Plus«-Modus nach einem Durchgang freigespielt werden. Darin dürfen wir unser komplettes Inventar (Geld, Garnituren, Fertigkeiten etc.) in die nächste Runde mitnehmen.
Das Kampfsystem von Lightning Returns wurde im Vergleich zu den Vorgängern runderneuert und spielt sich nun deutlich flotter. Kernelement sind die sogenannten Kampfgarnituren, die sich aus jeweils einer Waffe, einem Schild sowie vier Offensiv- oder Defensivfertigkeiten zusammensetzen. Diese können wir beliebig verteilen und dementsprechend vielfältige Garnituren zusammenbasteln, beispielsweise eine Variante mit starken Zauberangriffen und eine für Nahkampfattacken. Insgesamt drei Garnituren kann Lightning gleichzeitig auf das Schlachtfeld mitnehmen, über die Schultertasten können wir die Outfits dann auch während des Kampfs blitzschnell wechseln.
Jede Aktion verbraucht allerdings sogenannte ATB-Punkte. Ist die entsprechende Leiste leer, müssen wir eine andere Garnitur wählen und warten, bis die Leiste wieder aufgeladen ist. Durch geschickt platzierte Blockmanöver oder bestimmte Angriffe schocken wir Gegner zudem und ziehen ihnen in diesem Zustand mehr Energie ab. Doch so vielfältig die Kombinationsmöglichkeiten auch sind und so wunderbar fluffig die Steuerung von der Hand geht, so oft arten die Kämpfe in pausenloses Knöpfchengehämmere, also klassisches Buttonmashing aus.
Dazu kommen die ständigen Garniturwechsel, ganz nach dem Motto: Leiste runterkloppen, wechseln und weiterkloppen. Das funktioniert in vielen Kämpfen problemlos, lediglich manche dicken Brocken und vor allem die schon auf dem leichten Schwierigkeitsgrad sehr starken Endgegner verlangen nach taktischem Vorgehen und geschicktem Agieren - schade, dass diese spannenden Kämpfe eher die Ausnahme bleiben.
Lightning hat von Bhunivelze einige besondere Fähigkeiten mit auf den Weg bekommen, die in engen Kämpfen oder bei extrem knapp bemessenen Missionen das Blatt zu unseren Gunsten wenden können. Beispielsweise können wir mit der Zeitdilatation das Geschehen für ein paar Sekunden einfrieren. Gegner sind dann für eine kurze Sequenz schutzlos unseren Attacken ausgeliefert. Außerdem beamen wir uns mit der Teleportation beliebig zu bestimmten Bereichen der Spielwelt - vorausgesetzt wir waren schon einmal dort. Allerdings benötigen wir für diese Aktionen Energiepunkte, die sehr rar sind und sich nur in Kämpfen oder nach dem täglichen Besuch in der Arche aufladen. Die Energieaktionen sind sehr mächtig, aber durch die Punktelimitierung gut ausbalanciert.
Sind wir gerade nicht mit Kämpfen oder Missionen beschäftigt, stromern wir durch Nova Chrysalia, füllen unsere Energiepunkte bei Obsthändlern oder Restaurants auf, kaufen in einem der zahlreichen Shops neue Waffen, Outfits für neue Garnituren und Heiltränke ein oder lassen Fertigkeiten im Alchemiestübchen um die Ecke synthetisieren.
Technik-Schwächen
Technisch reicht Lightning Returns nicht an seine Vorgänger heran und schlittert insbesondere optisch zielstrebig in Richtung belangloses Mittelmaß. Das liegt gar nicht so sehr an der Spielwelt, denn Nova Chrysalia hat einige lauschige und hübsche Ecken zu bieten. Zudem ist Heldin Lightning prima animiert und auch die traditionell starken Zwischensequenzen können sich wieder sehen lassen. Vielmehr hapert es an der allgemeinen technischen Umsetzung. An vielen Stellen lachen uns matschige Texturen hässlich ins Gesicht, die meisten Kanten flimmern wie eine mittelgroße Fata Morgana mittags in der Sahara und die Grafik gerät selbst in ruhigen Momenten in nerviges Dauerruckeln.
Auch die vielen eigentlich sehr interessanten Nebencharaktere sind ziemlich lieblos gestaltet und wirken bei Gesprächen oft wie gelangweilte Wachsfiguren. Zum großen Finale der FF13-Saga und insbesondere zum Ende der letzten Konsolengeneration hätte Square Enix technisch eigentlich sprudelnden Champagner kredenzen sollen, serviert wird in Lightning Returns nur fad schmeckendes Tafelwasser.
Dafür haben die Entwickler beim Sound ihre Hausaufgaben gemacht. Die Mischung aus pompös eingespielten Orchestermelodien und elektronischen Tracks gefällt uns ausgesprochen gut, genauso wie die starke englische Synchronisation, bei der besonders die Stimme von Lightning hervor sticht. Auch die meisten Effekte passen hervorragend zum Geschehen, lediglich die Laufgeräusche klingen hin und wieder etwas seltsam und die ständigen Funksprüche von Hope sowie die gefühlt zehnsekündlich wiederholten Fahndungs-Durchsagen in Yusnaan nerven zeitweilig extrem und wollen so gar nicht zum sonstigen Ohrenschmaus passen.
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