Lego Marvel Avengers im Test - Mein Fan-Herz springt!

Lego Marvel Avengers ist der spielgewordene Traum eines Comic-Enthusiasten. Allerdings ist das im Test auch gleichzeitig die größte Schwäche des Action-Adventures.

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Comics und Spiele müssten eigentlich die besten Freunde sein. Denn Hand aufs Herz: Die meisten Fans von Superhelden wollten unter Garantie mal fliegen können wie Superman, durch New York schwingen wie Spider-Man, Fieslinge verhauen wie Batman. Und eine eigene Iron-Man-Rüstung - das wäre sogar besser als Thors Hammer. Zumindest geht es mir so, allerdings bin ich auch seit einigen Jahren ein wirklich begeisterter Comic-Leser. Und was wäre perfekter als Videospiele, um so einen Traum ausleben zu können?

Die bittere Wahrheit ist: Spiele und Comics gehen fast nie erfolgreich Hand in Hand. Klar, es gibt Batman und Spider-Man, die das mit Bravour hingekriegt haben - aber für einen Comic-Fan sind die beiden nur die Spitze des Eisbergs. In den letzten 30 Jahren (!) gab es kein einziges herausragendes Spiel mit Captain America in der Hauptrolle - dabei sind Supersoldaten in Spielen doch eigentlich ein Dauerbrenner. Und von Iron Man fange ich gar nicht erst an. Oder den ganzen C- und D-Promis der Heldenbranche, die unfassbar cool sind, obwohl sie keiner kennt (Moon Knight!).

Mich ärgert das! Aber genau hier steigt Lego Marvel's Avengers ins Rennen, um frustrierten Comic-Enthusiasten wie mir ein ziemlich einzigartiges Angebot zu machen: Über 200 spielbare Helden und Schurken des Marvel-Universums in acht großen Open-World-Arealen (darunter Manhattan und Washington DC), dazu eine umfangreiche Story-Kampagne und Unmengen von voll vertonten Nebenmissionen. Klingt nach dem spielgewordenen Traum eines Comic-Fans? Ist es auch. Allerdings zeige ich im Test, warum das gleichzeitig zum größten Problem des Action-Adventures wird.

»Kennst du einen, kennst du alle...«

Wer irgendwann mal eines der 17 Lego-Spiele von Traveller's Tales gespielt hat, weiß ziemlich genau, was er sich unter dem Gameplay von Marvel's Avengers vorzustellen hat - kaum ein Entwickler bleibt den eigenen Spielmechanik-Wurzeln so treu wie das Lego-Studio. Hier die Eckdaten: Ich schlüpfe allein oder mit einem Koop-Kumpel in die Rolle diverser Helden und Schurken des Marvel-Universums, absolviere 15 umfangreiche Story-Missionen und sammle auf dem Weg zum Ziel alles ein, was nicht an die Wand genagelt ist.

Auch Marvel Avengers setzt wieder auf Slapstick-Humor. Muss man mögen, sonst ist es nicht witzig. Auch Marvel Avengers setzt wieder auf Slapstick-Humor. Muss man mögen, sonst ist es nicht witzig.

Lego-Spiele sind für ihren immensen Sammelfaktor bekannt, und Marvel Avengers macht da keinen Unterschied. Zum einen kann ich diverse Teile der Raumarchitektur wie Kisten oder Gerümpelhaufen verhauen, damit Unmengen von silbernen und goldenen Lego-Studs herausfallen, mit denen ich mir langfristig neue Charaktere, Cheats oder Kostüme kaufen kann.

Zum anderen gibt's in jeder Mission zig geheime Bereiche, die ich nur freischalten kann, wenn ich die richtige Figur mit der passenden Fähigkeit dabeihabe. Captain America kann man seinem Schild bestimmte Schalter aktivieren, Hawkeye zerstört besonders robuste Hindernisse mit Explosivpfeilen, Iron Man bekommt mit seinem Laser goldene Metalle kaputt. Das erhöht den Wiederspielwert, weil ich natürlich beim ersten Versuch nicht alle passenden Figuren am Start habe - im Superhelden-Universum wirkt diese klassische Lego-Formel aber teilweise aufgesetzt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Hulk so ziemlich jedes Metal zerdeppern könnte, egal ob Silber oder Gold. Genau wie Iron Mans Raketen. Das Leveldesign schränkt die Helden künstlich ein - das irritiert, ist aber kein spielerischer Beinbruch.

Es werde Film!

Die Herausforderungen, die ich als Marvel-Held bestehen muss, setzen sich aus Rätseln, Sprungeinlagen und Kämpfen zusammen. Zwar sind sich Lego-Spiele stets ziemlich ähnlich, kleine Abweichungen in der Schwerpunktsetzung gibt's dann aber doch. Wo Lego Harry Potter und Der Hobbit mehr auf Rätsel setzen, sind die Marvel-Spiele kampflastiger. Iron Man ballert Raketen und Laser, teilt Schläge aus, kann mit Captain America einen Teamangriff starten oder per Schubdüse fliegend auf Feinde feuern. Jeder Abschuss erhöht den Kombo-Zähler - das bringt wiederum mehr Studs. In der Summe ist das so spaßig wie eh und je. Wer allerdings langjähriger Fan der Lego-Spiele ist, wird wahrscheinlich so langsam Ermüdungserscheinungen des immer gleichen Spielprinzips feststellen.

Loki als Bösewicht. Wir spielen die komplette Handlung des ersten Films nach. Loki als Bösewicht. Wir spielen die komplette Handlung des ersten Films nach.

Denn Kenner des direkten Vorgänger Lego Marvel Super Heroes sagen an dieser Stelle wahrscheinlich: »Kenne ich, kenne ich, kenne ich.« Und sie haben recht damit. Spielerisch ist Marvel Avengers nahezu identisch. Der größte Unterschied liegt in der Story. Wo Super Heroes noch eine komplett eigene Geschichte mitten aus dem Comic-Kosmos erzählt, orientiert sich Marvel's Avengers an dem sogenannten Cinematic Universe, also den Superhelden-Kinofilmen der letzten acht Jahre. Der besondere Fokus liegt dabei (wie der Titel vermuten lässt) auf den Avengers-Blockbustern.

Ich verfolge Loki und seine Diener durch die unterirdische Shield-Basis, überfalle Struckers verschneite Bergfestung, muss mit dem wildgewordenen Hulk auf dem Helicarrier klarkommen. Sogar der Kampf im Wald zwischen Thor, Iron Man und Cap America aus dem ersten Avengers ist spielbar. Ein Fest für Film- und Comicfans - wer bei diesen Szenarien allerdings gerade fragend die Stirn runzelt, wird mit der Story des Spiels nicht viel Freude haben. Denn die richtet sich klar an absolute Fans der Materie. Die 15 Level springen rasant zwischen Schauplätzen und Filmen, es wird viel zu wenig erklärt. Man spielt eher ein Mosaik aus Filmschnipseln als eine wirklich zusammenhängende Geschichte.

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