Hilflos in Plastiktüten verpackt, in dunklen Kartonagen verschifft und nach ihrer Befreiung durch (meist kleine) Hände wieder in ein lichtfernes Verlies gesperrt: Das Leben von Lego-Figuren ist nicht leicht. Das trifft umso mehr auf Lego-Frodo und seine Schicksalsgefährten zu, die ihr Geschick fernab des Kinderzimmers in die Hand nehmen müssen - immerhin gilt es in LEGO Der Herr der Ringe, den Einen Ring durch ganz Mittelerde zu transportieren, um ihn dort in den Feuern der Schicksalsklüfte zu zerstören.
Die Geschichte um das Kleinod mit eigenem Willen ist hinlänglich bekannt, Lego-Spieleumsetzungen haben mittlerweile auch schon Tradition. Was also machen Hobbits mit Quadratfüßen und Orcs mit Greifhänden - noch dazu auf Smartphones oder Tablets - anders?
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Klötzchen mit Identitätsstörung
Wie in den anderen Lego-Umsetzungen auch steuern wir einen Helden (zum Beispiel eben Frodo) durch die Landschaft, während ein Begleiter uns auf Schritt und Tritt folgt, Kämpfe mit ausfechtet und generell versucht, nicht vorzeitig in seine Einzelteile zu zerbröseln - ein Relikt des in der iOS-Fassung nicht mehr vorhandenen kooperativen Spielmodus. Der Protagonist schlägt, springt, greift nach Dingen oder führt seine Spezialfähigkeit aus.
Dabei ist es wichtig, welchen der Gefährten wir auswählen. Während Pippin etwa an der Angelleine Dinge aus den Tiefen eines Sees hervorholt, pflanzt und buddelt Samweis Gamdschie bevorzugt im Dreck oder betätigt sich als Brandstifter, um Hindernisse aus dem Weg zu schaffen. Benötigen wir die Fähigkeiten eines anderen Begleiters, so schlüpfen wir per Knopfdruck an Ort und Stelle in dessen Haut - vorausgesetzt, dass dieser Charakter gerade unserer Gruppe angehört.
Orkenspalter mit Drehschwindel
Dann und wann - meist, wenn Orks im Anmarsch sind - dürfen Frodo, Gandalf & Co. ihre Waffen auch am lebenden Objekt verwenden: Per Knopfdruck schießt etwa Gandalf Projektile und Merry schwingt ungeschickt sein Schwert. Begabtere Krieger können ihre Angriffe aufladen - Gimli etwa rennt wie ein wutschnaubender Stier Horden von Gegnern aber auch Freunde blindlings nieder.
Gerade in der Hitze des Gefechtes fällt jedoch auf, dass die Figuren dabei eher schwerfälligen Olifanten als geschickten Recken ähneln, was vornehmlich an der ungenauen Bedienung liegt. Dabei bietet Lego Herr der Ringe sogar zwei Steuerungsoptionen: Die klassische bildet Knöpfe und Analogpad auf dem Bildschirm ab, während die Berührungssteuerung kontextsensitiv Befehle umsetzt. Bei ersterer tun sich die Gefährten jedoch mit der Laufrichtung schwer, während letztere dafür sorgt, dass sich Feinde über unsere gescheiterten Angriffe amüsieren.
Sinnlos in Bruchtal
Apropos Humor: Davon bringt Lego Herr der Ringe jede Menge mit, den es in dezenter Slapstickmanier in die gelungenen Zwischensequenzen streut. Vermutlich, um die melancholische Stimmung nicht zu sehr auf das Gemüt des Spielers drücken zu lassen, werden bekannte Momente der Ringsaga gekonnt entrückt: Boromir stirbt nicht durch eine Reihe von Uruk-Hai-Pfeilen, sondern er wird durch eine geworfene Banane niedergestreckt. Frodo erwacht nach seinem Intermezzo mit den Ringgeistern auf der Wetterspitze im Bett in Bruchtal, um von Elrond mit einer Lego-Hobbit-Bauanleitung in den Händen begrüßt zu werden.
Das Abenteuer selbst spielt sich, abseits von dem Auf- und Umbau von Steinchen und den gelegentlichen Kämpfen, recht monoton - insbesondere die Rätsel lassen sich zu oft auf das Auffinden von Bauteilen oder das Rekonstruieren eines Kurbelmechanismus herunterbrechen. Unterhaltsamer sind dagegen die Passagen, die aus dem alltäglichen Trott eines Abenteurers in Mittelerde ausbrechen: Gandalfs Sturz in Moria dürfen wir beispielsweise nachspielen, indem wir im freien Fall den Felsen ausweichen und durch Ringe aus Lego tauchen.
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