Ja, wo laufen sie denn?
»Rescue«, der Geiselbefreiungsmodus von Hardline, wird für mich anschließend zur Überraschung. Nicht, weil der Modus an sich originell ist, den kennen alle, die in den letzten 15 Jahre nicht unter einem Stein gelebt haben, sondern vielmehr, weil die Mitspielenden im Gegensatz zu mir lieber blindlings über den offensichtlichen Weg ins Verderben rennen, statt sich mal die Maps und eventuell alternative Routen anzuschauen. Davon gibt's nämlich etliche.
Da kann ich mir ja ausmalen, welches Chaos später auf den öffentlichen Servern herrschen wird, wenn nicht mal erfahrene Journalisten in der Lage sind, mit Bedacht zu arbeiten. Und so kommt es dann auch, dass ich in mehreren Fällen als letzte von meinem Team unterwegs bin, um die Geiseln zu befreien beziehungsweise die andere Mannschaft auszuknipsen. Was mir auf der Karte »Bank Job« sogar zweimal gelingt. Ein gutes Gefühl, wie im entsprechenden Modus von Counter-Strike eben. Rescue werde ich öfters spielen.
Witzlos!
Diese VIP-Variante namens »Crosshair« (Fadenkreuz) allerdings wohl nicht, die gestaltet sich zumindest auf dem Event als Witzmodus, dem der Witz fehlt. Kurz als Erklärung: Das eine Team muss eine nur mit einer goldenen Desert Eagle bewaffnete »Very Important Person« zu einem von zwei Abholpunkten begleiten, das andere Team hat was dagegen. Was aber, wenn die Maps und die Spieleranzahl so angelegt sind, dass die Zielperson in drei von fünf Fällen einfach unbehelligt durchpreschen kann und die beste Taktik der Angreifer die ist, auf den Abholpunkten sitzen zu bleiben, auf denen sie nämlich fast spawnen? Wie schon gesagt, dann ist es witzlos. Ian Milham kontert auf meine Frage, ob den Modus vor uns schon mal jemand gespielt habe, dass der deutlich besser werden würde, wenn man die Maps und die Gadgets kennt.
Überhaupt die Gadgets wie Zipline und so! Die benutzen wir alle nur kurz, um sie mal benutzt zu haben, aber richtig ernsthaft wird das Zeug während der zwei Tage nicht eingesetzt. Ich allerdings renne immerhin ständig mit Gasmaske und Gasgranate rum, wie es mir zuvor vom Kollegen Köhler empfohlen wurde. Tatsächlich lohnt sich das. Vor allem auf Maps, in denen es etwas beengter zugeht, lassen die Betäubungsbollen oft mehrere Gegner auf einmal röcheln.
Das unspektakulärste Battlefield
Stichwort Maps: In den Betas haben wir ja schon drei gesehen, die restlichen sechs sind ähnlich unspektakulär. Auf »Riptide« weht irgendwann ein Sturm, auf »The Block« kann man das Haus in der Mitte abfackeln, auf »Everglades« stürzen Frackingtürme ein. Levolution im Kleinen, Überschaubaren also. Welchen Einfluss diese Elemente jeweils aufs Spielgeschehen haben, müssen wir im richtigen Test rausfinden. Optisch hauen sie mich jedenfalls nicht aus den Schuhen. Überhaupt sieht Hardline so unspektakulär aus wie kein anderes Battlefield zuvor. Es wirkt auf mich wie der kleine, dreckige Bruder von Battlefield 4. Daran können selbst die »neuen« Spielmodi nichts ändern.
Und ich glaube, auch den Kollegen der anderen Publikationen geht's nicht anders. Ich schaue dem Release von Battlefield: Hardline nach den zwei Tagen in London jedenfalls ohne große Euphorie entgegen, ich bin quasi unterwältigt. Das war bei Battlefield 4 noch anders, die anschließende Enttäuschung über den Zustand des Spiels fiel umso größer aus. Vielleicht überrascht mich Hardline ja mit einem butterweichen Start ohne Bugs. Ich wünsche es mir, glaube aber aktuell noch nicht so recht daran.
Klar, der Multiplayer-Modus von Hardline hat mir in seinen besten Momenten wirklich Spaß gemacht. Weil es ja noch immer ein Battlefield ist, nur in kleiner. Das grundsätzliche Gefühl, das ich nach zwei Tagen London im Gepäck habe, lässt sich aber nur mit »Ganz nett!« zusammenfassen. Das Spiel ist weit davon entfernt, schlecht zu sein. Aber überragend würde ich es auch nicht nennen. Ich fürchte, dass Hardline in ein paar Monaten keinen mehr interessieren wird - außer es offenbart eine Spieltiefe, die ich bisher darin noch nicht erkennen konnte.
So testen wir nicht!
Bleibt zu hoffen, dass niemand der Anwesenden am Ende wirklich seinen Test auf diesem Event basieren lässt. Man kann nach gerade zwei Tagen beim besten Willen keine finale Aussage zu den Maps und den neuen Modi treffen. Das braucht mehr Zeit. Außerdem wäre das allein wegen der jüngsten Historie keine clevere Idee. Ich erinnere mich daran, dass der Multiplayer von Battlefield 4 auf dem Test-Event Ende 2013 in Stockholm auch anstandslos lief. Was nach Release allerdings auf den Internet-Servern abging, ist ein weiteres trauriges Launch-Kapitel in der Seriengeschichte.
Das Versprechen von Visceral, Hardline würde im Live-Betrieb keine Zicken wie Battlefield 4 machen, verbuche ich schon vor dem Event ein bisschen unter Wunschdenken. Als der Sound das erste Mal abgehackt über die Kopfhörer stottert und noch mehr, als der Server das erste Mal kurz vor Ende einer Runde abraucht, befürchte ich Schlimmes für die nächsten Wochen. Nun ja, abwarten. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen. Noch dazu spielen wir ausschließlich auf der PlayStation 4, Xbox One und PC blieben beim London-Event außen vor.
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