Seite 2: Just Cause 4 im Test - Action an der Schlechtwetterfront

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Schrittweise Eroberung

Um die Geschichte voranzutreiben und die zugehörigen Hauptmissionen angehen zu können, müsst ihr zunächst einmal bestimmte Regionen von der Herrschaft der Schwarzen Hand befreien. Und das geschieht bei den meisten der gut 30 Gebiete, in die die Insel aufgeteilt ist, auf ziemlich gleichförmige Weise. Rico fährt, fliegt, schwingt und schwebt zu einer weitläufigen Militär- oder Industrieanlage des Feindes und bekommt dann über Funk Anweisungen, was zu tun ist. Gewöhnlich dreht es sich dabei um das besagte Finden und Zerstören von Generatoren, die beispielsweise gewaltige Kanonen mit Energie versorgen. Oder das Hacken von Rechnern, wofür der Computerfachmann der Chaosarmee in einer Garage aufgepickt und zu einer Handvoll Terminals gefahren wird - natürlich unter heftigstem Beschuss des Gegners.

31 feindliche Regionen kann Rico in der riesigen Spielwelt von Just Cause 4 freikämpfen. 31 feindliche Regionen kann Rico in der riesigen Spielwelt von Just Cause 4 freikämpfen.

Manchmal werden auch Gefangene befreit, denen Rico in stets gleicher Animation ein paar Pumpguns entgegenwirft und die dann unter schwerem Feuer zu einem Abholort begleitet werden. Wer solche Beschützer-Missionen üblicherweise verabscheut, darf aufatmen: Die Häftlinge sind gute und zähe Kämpfer. Es müssen schon sehr viel dumme Zufälle passieren (die zum Beispiel zur Entfesselung eines Feuer- und Explosionsinfernos führen), damit einer von ihnen das Zeitliche segnet. Überhaupt: Mit einer halbwegs geschickten und umsichtigen Vorgehensweise werdet ihr nur selten im Spiel auf entmutigende Stellen stoßen. Die Rücksetzpunkte sind ebenso fair wie der nicht einstellbare Schwierigkeitsgrad.

Etwas Frust kommt höchstens bei Missionen mit Zeitlimit auf: Wenn ihr innerhalb weniger Minuten die Terminals von vier weit voneinander entfernten Wachtürmen erreichen sollt - natürlich im Visier aufmerksamer Scharfschützen und beharkt von Granaten - oder zehn verminte Autos in einem Hafenbecken entsorgen müsst, wird in der Hektik schnell mal ein falscher Knopf gedrückt, oder ein unsauberes Steuerkommando lässt Rico mit Fahrzeug oder Fallschirm in die nächste Wand krachen. Und der einhergehende Zeitverlust lässt sich nicht wiedergutmachen.

Schnelle Reise über große Insel

Allerdings sind gerade die nervtötenden Missionen mitunter optional. Dann bleibt eben ein Gebiet erstmal unter Kontrolle der Schwarzen Hand. Außerdem lässt sich die Vorgehensweise im Vorfeld recht gut planen. Hier erweist sich die Luftunterstützung durch die Chaosarmee als praktisch. Im Lauf der Zeit schaltet ihr Piloten und Material frei, das in Windeseile an euren Standort geliefert wird - Waffen, Motorräder, Panzer, Flugzeuge, sogar ganze Schlachtschiffe. Im Fall des Wachturm-Hoppings leistet uns beispielsweise ein kleiner, wendiger Hubschrauber exzellente Dienste, den wir vor Start des Countdowns anfordern.

Just Cause 4 - Trailer stellt die 4 Open-World-Regionen mit beeindruckenden Szenen vor Video starten 7:49 Just Cause 4 - Trailer stellt die 4 Open-World-Regionen mit beeindruckenden Szenen vor

Neben Hilfsmitteln transportieren die Piloten auch Rico selbst: Auf der Übersichtskarte wählt ihr einfach einen der zahlreichen Orte und lasst euch hoch im Himmel darüber absetzen, genießt ein paar Sekunden des freien Falls über dem Inselparadies, bevor ihr die Reißleine zieht. Oder ihr breitet die Arme zum Wingsuit-Flug aus, um auf einfache Weise an einen weiter entfernten, noch nicht eroberten Ort zu gelangen. Diese Form der Schnellreise ist vorbildlich und erspart - nicht zuletzt wegen angenehm kurzen Ladepausen und der Möglichkeit, den Transport von überall her anzufordern - viel Zeit und Mühen.

Sandkasten-General

Ist die Eroberungsmission erfolgreich, rücken zwar Einheiten eurer Armee in die befreite Anlage ein, das Gebiet ist aber immer noch nicht unter Kontrolle der Rebellen. Um die Region komplett zu übernehmen, müsst ihr auf der Übersichtskarte noch den Frontverlauf verschieben. Die dafür benötigten Truppen rekrutiert ihr automatisch durch das Anrichten von Chaos, im späteren Verlauf werden zudem Einheiten durch weitere Gebietsgewinne wieder freigesetzt.

Der skrupellose Geschäftsmann Oscar Espinosa hat Ricos Vater auf dem Gewissen. Gabriela Morales befiehlt die Truppen seines Regimes. Der skrupellose Geschäftsmann Oscar Espinosa hat Ricos Vater auf dem Gewissen. Gabriela Morales befiehlt die Truppen seines Regimes.

Taktik spielt bei diesem Detail kaum eine Rolle, im Endeffekt wird hier nur ein wenig die Reihenfolge variiert, in der Gebietseroberungsmissionen freigeschaltet werden (dazu müssen die Rebellen nämlich bis an die Grenzlinie vorgedrungen sein). Inszenatorisch machen die Fronten aber einiges her: Dort, wo sich Schwarze Hand und Chaosarmee gegenüberstehen, entbrennt ein für Ricos Abenteuer irrelevantes, aber höchst atmosphärisches Kampfgeschehen, bei dem sich Infanterie, Helikopter, Tanks und Kampfjets heftige Gefechte liefern.

Ebenfalls mehr schöner Schein als spielerisch relevantes Sein sind die von Espinosa und seinen Wissenschaftlern gesteuerten Wetterkapriolen, welche die Entwickler im Vorfeld zu einem Kern-Feature von Just Cause 4 erhoben haben. Letztlich habt ihr mit Rico nur im Verlauf der Story mit Tornado, Gewitterregen, Sand- und Schneesturm zu tun. Sind die Missionen abgehakt, die euch mit den teilweise mitreißend inszenierten Extremwetterlagen konfrontieren, sind sie auch schon wieder vergessen. Zwar lassen sich Blizzard & Co. in den eroberten Kontrollzentren für die dortige Gegend an- und abschalten, das bringt aber herzlich wenig.

Allein der Tornado gibt euch wenigstens die Chance, persönliche Bestleistungen zu maximieren - wie z.B. fürs "Fallschirmklettern", bei dem ihr euch rund um den weißen Wirbel immer weiter in die Höhe treiben lasst. Von derartigen Rekorden beim Einsatz von Utensilien, Waffen und Vehikeln gibt es jede Menge, und ihr Abgleich mit Online-Bestenlisten sind die einzige Annährung der Avalanche Studios an das Thema JC-Multiplayer. Ein Just Cause Online, so gut vorstellbar es ist, wird es wohl niemals geben.

Rico fliegt und der Tornado im Hintergrund wirbelt: In solchen Momenten hinterlässt die Open World-Engine der Avalanche Studios einen tollen Eindruck. Rico fliegt und der Tornado im Hintergrund wirbelt: In solchen Momenten hinterlässt die Open World-Engine der Avalanche Studios einen tollen Eindruck.

Zeitvertreib à la Rico

Dennoch kann es sinnvoll und spaßig sein, nach dem Durchspielen der Story noch viele Stunden auf Solís zu verbringen. Wir hatten nach dem Finale rund 20 Stunden und 50 Prozent Spielfortschritt auf der Uhr, aber noch jede Menge Lust, die Insel eingehender zu erkunden. Schließlich warten in der landschaftlich vielfältigen und glaubhaften Kulisse mit ihren Dschungeln, Gebirgen, Steinwüsten, Wiesen und Feldern und zahllosen größeren und kleineren Siedlungen jede Menge Aufgaben (und auch ein paar amüsante Easter Eggs).

Da wären zum Beispiel über 400 Wingsuit- und Vehikel-Stunts, die euch für gewöhnlich unter Zeitdruck oder im Höllentempo Ringe passieren lassen. Da sind Attentatsmissionen, bei denen ihr ein bestimmtes Fahrzeug kapert, um damit einen gegnerischen Agenten abzuholen und ihn im Meer zu versenken oder bei einem spektakulären Crash in Flammen aufgehen zu lassen. Und da sind die Gräber der Vorfahren, die ihr erkundet und deren Mechanismen ihr durch Geschick und Grips beanspruchendes Hantieren mit eurem Haken auslöst. Ganz abgesehen von den vielen Missionen für Sargento und Garland sowie der Vernichtung von zwei Dutzend Überwachungsluftschiffen der Schwarzen Hand.

Damit ihr die ganzen Aufgaben auch findet, sind sie nicht nur zum großen Teil exakt auf der Übersichtskarte verzeichnet, sondern erscheinen auch dank Ricos Spezialblick auf Knopfdruck als Richtungsmarker. Das augmentierte Auge des Helden blendet zudem Standorte von Missionszielen ein, die ihm Chaos-Hackerin Izzy bei Bedarf zufunkt - was allerdings nicht verhindert, dass ihr im Eifer des Gefechts manchmal verzweifelt nach einer Sicherung oder einem Generator sucht, weil diese ärgerlicherweise nicht genau lokalisiert werden, sondern nur das grobe Gebiet, das ihr zu durchsuchen habt.

Just Cause 4 - Gameplay-Trailer stellt 10 neue Gegner-Typen vor Video starten 8:06 Just Cause 4 - Gameplay-Trailer stellt 10 neue Gegner-Typen vor

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