Davis Russell hat schon bessere Tage erlebt. Der Polizist und Hauptcharakter von Inversionfür Xbox 360 und PlayStation 3 wollte nach einem harten Arbeitstag eigentlich nur die Beine hochlegen und einen schönen Abend mit Frau und Tochter verbringen. Doch er hat die Rechnung ohne die Ludatore gemacht. Das ist keine Fußball-Hooligan-Organisation, sondern eine durchgeknallte Horde Außerirdischer, die mit riesigen Bohrern, mysteriösen Schwerkraft-Waffen und brutaler Gewalt Russells Heimatstadt verwüsten, seine Frau töten und seine kleine Tochter verschleppen.
Das lässt der kernige Russell natürlich nicht auf sich sitzen und macht sich mit seinem Kollegen Leo Delgado kurzerhand auf die Suche nach Antworten. Wo ist seine Tochter? Wer sind die Ludatore? Und wo kommen sie eigentlich her?
Nicht in Deutschland
Inversion erscheint nicht in Deutschland. Angesichts brennender Gegner und blutiger Kopfschüsse, bei denen die Häupter von Gegnern reihenweise effektvoll platzen, hätten einen ungeschnittenen Release hierzulande auch ziemlich unwahrscheinlich gemacht. Wer Inversion spielen will, muss zu einer der Versionen aus dem europäischen Umland greifen.
Das kenn ich doch!
Wir stellen uns nach den ersten Spielminuten ebenfalls eine Frage: Ist das überhaupt Davis Russell oder doch Marcus Fenix aus Gears of War? Denn alles, aber auch wirklich alles, erinnert an den Xbox-exklusiven 3rd-Person-Shooter. Zum Beispiel eben jene 3rd-Person Perspektive. Außerdem rennt Davis auf Knopfdruck geduckt über das Schlachtfeld – samt ruckeliger »Mittendrin-Kamera«.
Und das Deckungssystem, mit dem sich Russell hinter Gegenständen und Objekten in Sicherheit bringt und dann blind oder gezielt aus der Deckung feuert ist auch drin. Die Lutadore sind bullige und übel gelaunte Gegner – wie die Locust aus Gears of War. Das Spielprinzip ist also klar und identisch zum großen Vorbild: Möglichst unbeschadet durch die linearen Level kommen und dabei viele Ludatore ins Jenseits ballern.
Das klingt ja prinzipiell nicht übel, oder? Doch Inversion verpasst es, den Shooterfan mit irgendetwas zu überraschen. Die Ballereien mit den Ludatore spielen sich zwar anfangs noch ganz nett, trotzdem kommt beim Zocken einfach kein intensives Spielgefühl auf.
Das mag daran liegen, dass die Gegner nicht sonderlich helle sind und gerne mal dämlich auf eine Granate glotzen, die neben ihnen liegenbleibt. Oder aber daran, dass das Deckungssystem an manchen Stellen nur hakelig funktioniert und man ungewollt mehr Treffer einsteckt als man müsste. Oder sich der Spielablauf immer wiederholt und nur an ein paar Stellen von öden MG-Abschnitten unterbrochen wird, an denen man alles wegpusten muss, was einem vor die Schnellfeuerknarre läuft. Alles wirkt irgendwie verbraucht und wie schon einmal gespielt. Überraschung? Fehlanzeige.
Schwerkraft-Spiel
Die große Besonderheit von Inversion ist der Einsatz von Schwerkraft. Schon recht früh im Spiel bekommen Davis und Leo den sogenannten Gravlink angeschnallt. Der hat verschiedene Fähigkeiten, die man im Spielverlauf nach und nach freischaltet. Mit der verringerten Schwerkraft lässt man zum Beispiel in einem bestimmten Bereich alles nach oben schweben, die gesteigerte Schwerkraft kehrt dieses Prinzip um und drückt Gegner und Gegenstände auf den Boden, wo sie dann ein leichtes Ziel abgeben. Außerdem gibt es immer wieder Bereiche in der Schwerelosigkeit, wo man sich von Objekt zu Objekt hangeln muss, an manchen Stellen kann man mithilfe blauer Gravitationsfelder sogar an Häuserwänden empor laufen oder rennt kopfüber auf den Boden zu.
Das macht anfangs auch noch Laune, wenn man zum Beispiel Gegner hinter ihrer Deckung hervorheben und ihnen dann in der Luft den Rest geben kann. Doch auch da ist die Luft ziemlich schnell raus, denn eigentlich reicht es, die Ludatore mit reiner Waffengewalt niederzustrecken. Mit den Rätseln verhält es sich ähnlich. Mal müsst ihr einen Kran von Gerümpel befreien, damit der sich drehen kann und euren Kollegen eine Brücke bietet. Mal ein paar Kisten von ihren Aufhängungen reißen, damit ihr einen Platz unbeschadet vor MG-Feuer passieren könnt. Das wirkt aber eher aufgesetzt als originell, gerade weil es keine cleveren Physikrätsel gibt – schade, denn der Einsatz des Gravlinks hatte ordentlich Potenzial.
Für Auflockerung sorgen die Zwischengegnerkämpfe. Zumindest anfangs. Denn spätestens beim dritten Bossfight merkt man, dass sich die immer gleichen Bosse ständig wiederholen und auch keine großartige Taktik erfordern – trotz guter Inszenierung. Gegen den fülligen Sklaventreiber, der zombieartige Ludatore auf Davis und Leo hetzt, tritt man im Spielverlauf satte dreimal an! Gegen den Mech mit dem schönen Namen »Der Metzger« immerhin zweimal. Warum nicht mehr Abwechslung, Saber Interactive? Das Szenario hätte das doch locker hergegeben!
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