Gestatten: Die Prometheaner
Dass Halo 4 in der Kampagne aber trotzdem ein großartiges Spielerlebnis bietet, liegt vor allem am Spielgefühl und den neuen Gegnern. Ganz neu in der Halo-Welt sind nämlich die neuen Prometheaner. Diese Mischung aus Insekten und Robotern gibt es in verschiedenen Varianten und sorgt dafür, dass ordentlich Feuer und Abwechslung ins Spiel kommt.
Die kleinen Crawler zum Beispiel tauchen hauptsächlich in Rudeln auf und setzen voll auf den Nahkampf. Wer da nicht öfter mal in Deckung geht, segnet auch auf dem normalen Schwierigkeitsgrad schnell das zeitliche. Richtig gefährlich sind aber die Knights (in der deutschen Version »Springer« genannt). Diese cleveren Biester umgeben sich meistens mit einem Wächter, der die Springer mit einem Schild schützt oder Granaten abfängt. Außerdem können sich die neuen Gegner auf dem Schlachtfeld an eine andere Position beamen.
Die Kämpfe gegen die Springer sind dementsprechend sehr anspruchsvoll und auch langjährige Halo-Spieler müssen sich erst einmal an die neue Taktik gewöhnen, mit denen man die Prometheaner besiegt. Das geschieht aber ziemlich schnell, die Lernkurve funktioniert hervorragend. Schon nach kurzer Zeit merkt man, wie man Schlachtfelder vor einem Gefecht scannt, um sich eine Taktik zurechtzulegen. Insgesamt hat der Schwierigkeitsgrad im Vergleich zu Halo Reach noch einmal angezogen, auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad »Legendär« dürfte sich auch so mancher erfahrener Shooter-Fan die Zähne ausbeißen.
Sci-Fi-Waffenexzess
Neben den neuen Gegnern gibt es auch neue Waffen in Halo 4. Und verdammt noch mal, die sind echt cool! Die Prometheaner setzen gebündeltes Licht als Waffe ein; Lichtgewehr, Strahlenkanone und Co. fügen sich hervorragend in den ohnehin schon umfangreichen Halo-Waffenschrank ein. Und im Vergleich zu manch anderem Shooter sind die Waffen von Halo 4 wirklich ein absolutes Highlight.
Jede Wumme hat einen charakteristischen Sound und fühlt sich anders an. Es ist einfach ein befriedigendes Gefühl, die neue mächtige Railgun der Menschen abzufeuern oder zu beobachten wie sich die Prometheaner-Waffen nach dem Aufsammeln im Transformer-Stil zusammensetzen. Zudem herrscht oft Munitionsmangel, so dass wir oft gezwungen sind, neue Waffen aufzuklauben und die auch einzusetzen.
So verpasst garantiert niemand die neuen Argumentationsverstärker. Außerdem gibt’s im Verlauf der Kampagne neue Rüstungsfähigkeiten (siehe Kasten), die wir selbstständig wechseln können und die extrem hilfreich gegen die Prometheaner und Allianz-Krieger sind.
Fahrzeuge in Halo 4 (Auswahl)
Wie es sich für die Halo-Serie gehört gibt es zwischen den Shooter-Abschnitten immer wieder Fahrzeugsequenzen, mit dem der Chief der Gegnerschar in den unterschiedlichsten Vehikeln zu Leibe rückt. In der Halo-Garage findeen wir dieses Mal unter anderem den altbekannten Warthog-Jeep und den Ghost-Gleiter, aber auch der Scorpion-Panzer oder das Mongoose-Quad warten auf ihren Einsatz. Kleiner Hinweis für die Fans: Gegen Ende des Spiels steuert man auch ein Vehikel, von dem man immer gehofft hat, es einmal zu steuern; mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten.
Völlig neu im Portfolio ist der Mantis-Mech. Mit dem stapft man unter anderem durch die riesigen Frachträume der Infinity und ballert dabei zig Allianzler und Prometheaner mit Raketen und Maschinengewehr über den Haufen – ein wahrhaft »mechtiges« Gefühl. Das macht einen Heidenspaß und erinnert ein wenig an die alten Mech Assault-Spiele für die erste Xbox.
Mehr als nur drei Sätze
Mit diesem Mix aus spannenden Shootersequenzen und spaßigen Fahrzeugabschnitten arbeitet man sich nach und nach durch die Kampagne und erlebt dabei eine durchaus spannende Geschichte, die etwa nach einem Drittel richtig in Fahrt kommt. Für Nicht-Halo-Kenner kann der Plot aber gerade im Mittelteil etwas verwirrend sein. Der bisher eher mundfaule Master Chief ist zwar immer noch keine Quasselstrippe, hat nun aber deutlich mehr Sprachanteile, auch die ganz spezielle Beziehung zur KI Cortana wird ausführlicher behandelt, was die Geschichte enorm aufwertet.
343 hat sich offensichtlich ausführlich Gedanken gemacht, in welche Richtung sie die Serie entwickeln wollen. Die Story hat mehr Substanz, wo andere Shooter lediglich eine fadenscheinige Oberfläche spinnen, um notdürftig das Grundgerüst der Spielmechanik zu verhüllen, nimmt Halo 4 den Spieler mit und schafft so mehr Identifikation mit dem Helden. Insgesamt ist der Ton düsterer und eindringlicher.
Der Kapitän der Infinity hält den Master Chief zum Beispiel für einen Kandidaten fürs Spartan-Altersheim, der Befehle verweigert und sich in wichtigen Situationen aus dem Staub gemacht hat. Der strahlende Held bekommt hier unfreiwillig leichte Kratzer. Echte, tiefgreifende Charakterzeichungen- oder gar Entwicklungen sollte man aber nicht erwarten, interessante Einblicke ins Seelenleben des Master Chief und Cortana gibt es trotzdem.
Das große Problem der Kampagne. Das Finale (das durchaus Fragen offen lässt aber keinen fiesen Cliffhanger wie z.B. Teil 2 hat) ist viel zu schnell erreicht. Nach gut fünf Stunden sind wir durch, bis dahin gibt es allerdings keine Längen, wir wurden durchgehend sehr gut unterhalten. Das Halo-Prinzip wird konsequent fortgeführt, wer bisherige Teile gespielt hat, findet sich sofort zurecht. Halo 4 hat aber mit den neuen Gegnern und der neuen Welt trotzdem genug eigene Ideen, um als eigenständiger Teil würdig hervorzustechen. Lediglich spielerische Revolutionen sollte man nicht erwarten, vielmehr bietet Halo 4 im Einzelspieler-Modus genau das, was die Serie groß und bekannt gemacht hat. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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