Die Stimme des Rockstar-Sprechers zittert. Er wirkt nervös, nestelt an seinen Fingern. »Schön, dass ihr alle gekommen seid«, sagt er vorsichtig. Und senkt sofort wieder den Blick, so als müsse er die richtigen Worte finden. Wir befinden uns im Hauptquartier von Rockstar North in Edinburgh. Als eines von nur sechs Magazinen weltweit dürfen wir hier einen ersten Blick auf GTA Online werfen.
Und seine Aufregung zeigt, dass dieser Besuch auch für einen Rockstar-Angestellten etwas ganz Besonderes ist. Das Studio in der schottischen Landeshauptstadt ist so etwas wie die Verbotene Stadt des Unternehmens. Hier darf kaum jemand rein, Fotos sind streng untersagt, der letzte Presse-Event liegt weit über 10 Jahre zurück. Studio-Chef Leslie Benzies und sein Team arbeiten am liebsten ungestört - klar, so kurz vor der Fertigstellung, und bei dem Hype, der seit Monaten um ihr Spiel gemacht wird. Eine Einführung in GTA Online gibt's für uns aber trotzdem - und was für eine.
Mehr als nur ein Online-Modus
Leslie Benzies kommt direkt zur Sache. »Wir wollten keinen Mehrspieler-Modus, der sich anfühlt, als wäre er an den Singleplayer drangeklatscht«. Stattdessen ist Grand Theft Auto Online ein separates Spiel, ein eigenes Erlebnis. Das sagt auch schon der eigenständige Titel - es ist eben nicht einfach der GTA 5-Multiplayer. Doch was ist es denn dann? Wir können alle beruhigen, die nach der Ankündigung des Titels schon eine Auslagerung als Browser-Spiel befürchtet haben.
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GTA Online ist in Grand Theft Auto V enthalten und versetzt das Einzelspieler-GTA-Gefühl quasi in den Mehrspieler-Bereich. All das, was man von der Serie gewohnt ist, können wir jetzt auch mit Freunden machen. Missionen, Nebenaufträge, Erkundungstouren, Jagen, Autos tunen oder einfach nur Blödsinn anstellen - die Entscheidung liegt komplett bei uns. Dieses Konzept schwebt Rockstar bereits seit GTA 3 vor. »Schon damals wollten wir so etwas machen, die technischen Limitierungen haben das aber verhindert«, erläutert Benzies. Die Erfahrungen mit den Mehrspieler-Modi von GTA 4 und Red Dead Redemption halfen schließlich bei der Umsetzung, GTA Online ist gewissermaßen das auf die Spitze getriebene ursprüngliche Konzept.
Zwar funktioniert Grand Theft Auto Online komplett eigenständig (bei Spielstart können wir wählen, ob wir direkt im Mehrspieler-Modus starten wollen), eine Überschneidung mit dem Einzelspieler-Modus gibt es aber trotzdem - bei der Spielwelt. Die ist mit der aus GTA 5 identisch, Los Santos und Umgebung sind also auch in GTA Online eine riesige frei erkundbare Spielwiese für alle Mehrspieler-Verrückten. Die Hauptcharaktere Michael, Franklin und Trevor spielen dagegen keine Rolle, vielmehr schlüpfen wir in einen eigenen Charakter, den wir anfangs aus unterschiedlichsten Parametern zusammenbasteln können.
Zig Klamotten stehen dabei ebenso zur Wahl wie ausgefallene Frisuren, Tattoos oder coole Accessoires wie zum Beispiel Sonnenbrillen. Sind wir im Einzelspieler-Modus unterwegs, können wir im Charakter-Rad (mit dem wir normalerweise zwischen Michael, Franklin und Trevor wechseln) jederzeit auch unsere Online-Kreation anklicken und wechseln dann automatisch in GTA Online.
Tankstellen-Überfall
Wie genau GTA Online funktioniert, bekommen wir live von zwei Rockstar-Mitarbeitern vorgespielt. Während der eine mit einer Limousine in Los Santos herum cruist, steht der andere vor einem schicken Apartment und zückt sein Handy. Das dient in Grand Theft Auto Online als Kommunikationszentrale, wir können andere Spieler also direkt anrufen (was dann per Sprachchat funktioniert) oder auch Nachrichten schicken, um sie zum Beispiel zu einem Spiel einzuladen. Der dann folgende Dialog, dürfte zukünftig wohl tausendfach in den Wohnzimmern auf der ganzen Welt zu hören sein: »Bock auf ein bisschen Action?« - »Na klar, wo bist du, ich hol dich ab.« Gesagt, getan.
Ein paar Sekunden später bremst die Limousine quietschend vor Spieler 2, der sofort auf den Beifahrersitz hüpft. »Mensch, deine Musik geht ja mal gar nicht« lästert er sofort und wählt einen neuen Radiosender. Zusammen fahren die beiden zu einer nahegelegenen Tankstelle, während die Nacht anbricht und erste Sterne am Himmel funkeln.
Vor der Tankstelle steigen die beiden aus und rufen direkt das Charaktermenü auf. Damit lässt sich die Spielfigur während des laufenden Spiels anpassen, zum Beispiel mit neuen Hüten oder Klamotten. Beide entscheiden sich allerdings für eine Strumpfmaske - und spätestens da ist klar, was sie vorhaben. Prompt stürmen sie in die Tankstelle und brüllen ins Mikrofon: »Hände hoch, Geld in die Tasche, schneller, schneller, schneller!«.
Der NPC reagiert tatsächlich auf das Gebrüll der beiden, wirft mit angsterfülltem Blick hastig die Scheine aus der Kasse in eine Tüte und zieht den Kopf ein. »Manche NPCs wie der hier reagieren auf eure Stimmen« erklärt Leslie Benzies. »Je lauter ihr brüllt, desto schneller packt er das Geld in die Tasche«. Coole Idee! Im fertigen Spiel wird die Stimmenerkennung auch noch in anderen Bereichen verwendet, wie uns Benzies bestätigt. Beispiele dafür nennt er aber nicht.
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