Kaum einer anderen Rennspielserie eilt ein derart klangvoller Ruf voraus wie Gran Turismo. Der erste Teil auf der PS1 wird noch immer von vielen als Urvater des modernen Rennspiels verehrt und auch die folgenden Teile festigten den Mythos der PlayStation-exklusiven Serie. Mit dem 2017 erschienenen GT Sport bremste Entwickler Polyphony Digital die allgemeine Euphorie mit einigen umstrittenen Entscheidungen allerdings aus, etwa der Fokussierung auf den Multiplayer und dem Verbannen einer umfangreichen Solo-Karriere.
Gran Turismo 7 für PS5 und PS4 ist nach diesem kleinen Knick nun endlich wieder ein "richtiges" Gran Turismo und soviel sei schon vorweg gesagt: Wenn ihr mit der Historie der Reihe vertraut seid und bei GT Sport ein Spielgefühl wie in den alten, durchnummerierten Serienteilen vermisst habt, dann ist GT7 ganz sicher genau euer Ding. Denn hier gibt es wieder eine Kampagne mit hunderten Autos und Rennen, Auflevelmöglichkeiten, Unmengen an Tuning-Optionen, zusätzlichen Herausforderungen und vieles mehr. Wenn man mit Teil 7 allerdings erst in die Reihe einsteigt, sollte man unbedingt wissen, worauf man sich einlässt – denn für jeden Rennspiel-Fan ist GT7 sicherlich nicht.
Welche Version haben wir gespielt?
Wir haben für diesen Test von Gran Turismo 7 ausschließlich die PS5-Version des Titels gespielt. Einen separaten Technikvergleich zur PS4-Version findet ihr hier.
Gran Turismo 7 und die Online-Pflicht
Gran Turismo 7 erfordert beim Spielen eine permanente Internetverbindung, auch für die Nicht-Multiplayer-Modi wie etwa die Kampagne. Laut Polyphony Digital soll das gewährleisten, dass keine Spielstände manipuliert werden – bei GT5 und GT6 war das noch ein großes Problem. Der Arcade-Modus des Spiels kann allerdings auch offline gespielt werden, hier habt ihr die Wahl aus einer begrenzten Anzahl von Fahrzeugen und Rennmodi (Einzelrennen, Zeitrennen oder Driftrennen).
Ein Test-Video zu Gran Turismo 7 haben wir auch für euch, hier könnt ihr es anschauen:
Auf die Piste? Ne, erstmal ins Café!
Das fängt schon beim Start ins Spiel an, bei dem GT7 vor allem im Vergleich zu arcadelastigeren Genrekollegen der letzten Zeit – man denke etwa an Forza Horizon – ein geradezu gemächliches Tempo an den Tag legt. Wo woanders nach wenigen Minuten aus Flugzeugen gehüpft wird oder es direkt mit Vollgas auf die Piste geht, lädt GT7 zu Beginn erstmal ganz gediegen ins Café. Dieser zentrale Ort auf der verspielten Übersichtskarte dient als roter Faden im Spiel und serviert uns nach und nach diverse “Menüs” oder besser gesagt Aufgabenstellungen.
Sie tragen uns ganz oft unter anderem auf, unterschiedliche Fahrzeuge zu sammeln. Nach und nach bringt uns das Café aber auch alle anderen Orte auf der Karte näher, beispielsweise den Autohändler oder die optionalen Herausforderungsmissionen. Haben wir ein Menü abgeschlossen, gibt es meist ein kleines Filmchen mit Hintergrundinfos zu den gerade gesammelten Automodellen zu sehen – teilweise sogar von Leuten vom Fach wie etwa Tsutomu Matano, der am Mazda MX5-Roadster mitgearbeitet hat. Das alles passiert komplett über Texteinblendungen, eine übergreifende Story wie in anderen Rennspielen gibt es in GT7 ganz nach Serientradition nicht.
Das macht die Präsentation zwar insgesamt etwas spröde, aber gleichzeitig auch persönlich und interessant. Das sympathische GT Café ist dabei stellvertretend für den generellen Ansatz von GT7, das seine vierrädrigen Hauptdarsteller mehr als andere Genrevertreter erklärt und beleuchtet.
Hier sind Autos nicht nur Wegwerfware oder Mittel zum Zweck, sondern einer ganz besonderen Kultur entsprungene Kunstwerke, die immer wieder in schicken Einstellungen und Kamerafahrten in Szene gesetzt werden und geradezu verschwenderisch detailliert designt sind. Von Details auf Karosserien über die Materialanmutung in Innenräumen sehen wohl nur echte Autos noch realistischer aus als in GT. Das hier ist ohne Zweifel ein Spiel von Autoenthusiasten für Autoenthusiasten.
Ein Fuhrpark für Feinschmecker
Und die werden sicherlich auch beim Fuhrpark mit der Zunge schnalzen, denn der ist nicht unnötig aufgebläht wie in manch anderem Gran Turismo-Teil in der Vergangenheit, sondern sehr liebevoll kondensiert und kuratiert. Hier finden sich nämlich gleichermaßen "normale" und für Normalsterbliche bezahlbare Modelle (z.B. Ford Focus oder Fiat 500), wie auch Sportwagen aus den Häusern Ferrari, Porsche oder Lamborghini, hochgezüchtete Tourenwagen ohne Straßenzulassung oder futuristisch anmutende Concept Cars oder Vision GT-Cars.
Fast jeder renommierte Autohersteller der Welt ist an Bord und bis man die insgesamt 424 Fahrzeuge gewonnen oder mit Credits gekauft hat, dürfte eine beträchtliche Zeit vergehen. Eine Übersicht über alle Autos im Spiel findet ihr in unserer Gran Turismo 7-Autoliste.
Natürlich können wir es uns aber nicht sofort in den Sportsitzen der größten PS-Monster bequem machen, sondern müssen erstmal einen untermotorisierten Kleinwagen vom Gebrauchtwagenhändler kaufen und uns damit unsere ersten Sporen bzw. Credits verdienen. Und das ist der Auftakt zum üblichen GT-Gameplay-Loop: Rennen und Meisterschaften fahren, Autos mit Tuning-Teilen aufwerten oder Fahrlizenzen erwerben, um an mehr Rennen teilzunehmen, Credits verdienen, neue Flitzer bekommen oder kaufen – und das gleiche Spielchen wieder von vorn.
Credits auch gegen Echtgeld
Ihr könnt Credits sowohl im Spiel verdienen, als auch gegen Echtgeld im Shop kaufen um beispielsweise bestimmte Kaufvorgänge zu beschleunigen. Folgende Pakete gibt es:
- 100.000 Credits für 2,49 Euro
- 250.000 Credits für 4,99 Euro
- 750.000 Credits für 9,99 Euro
- 2.000.000 Credits für 19,99 Euro
Das macht vor allem viele der legendären Autos ziemlich teuer, wenn ihr sie ausschließlich über Mikrotransaktionen kaufen wollt. Einige exklusive Fahrzeuge kosten nämlich bis zu 10.000.000 Credits, wollt ihr sie also über Echtgeld kaufen, seid ihr mit knapp 100 Euro dabei. Auch manche Fahrzeuge, die in GT Sport noch deutlich günstiger zu haben waren, kosten nun 40 Euro oder mehr.
Die Café-Menüs sorgen dabei für die Progression und den roten Faden im Spiel – denn einige Menüpunkte und auch diverse Strecken schaltet ihr erst nach und nach frei – ihr seid aber nicht komplett darauf angewiesen, sondern könnt auch selbstständig an anderen Rennen teilnehmen. Diese sind nämlich nicht mehr wie bisher an Cups, sondern an die Strecken im Spiel gebunden, was eine angenehme Abwechslung ist und uns gleich zu einem echten Highlight des Spiels bringt.
Hier fahren wir gerne im Kreis
Denn wie schon der virtuelle Fuhrpark gefällt uns auch die Streckenauswahl von GT7 ausnehmend gut. Es gibt insgesamt 34 Pisten mit 97 Streckenvariationen, das Ganze ist dabei ein gesunder Mix aus realen Rennstrecken (z.B. Laguna Seca, Suzuka oder der Nürburgring) und Fantasiekursen, darunter Serienklassiker wie Trial Mountain oder Deep Forest. Gerade bei der Nachbildung der echten Kurse beweist Gran Turismo 7 dabei wie seine direkten Vorgänger eine enorme Liebe zum Detail – auf der berüchtigten Nordschleife finden sich beispielsweise alle Asphaltmalereien an den "richtigen" Stellen.
Es gibt zudem ein paar Offroad-Kurse für Rallye-Autos oder Pick-Ups, nur bei den Stadtstrecken gibt sich das Spiel knauserig. Denn bis auf Tokyo düsen wir durch keine einzige Metropole und auch Schneekurse fehlen völlig, hier bot etwa Gran Turismo 6 noch ein wenig mehr Abwechslung.
Das gilt übrigens auch für die optional fahrbaren Missionen, wo sich der PS3-Vorgänger noch etwas unkonventioneller gab. Dort setzten wir uns beispielsweise auch mal in ein Gokart oder schwebten über den Mond (!). Auf derlei Sperenzchen verzichtet Gran Turismo 7, setzt uns aber dennoch ein ganz schmackhaftes Potpourri vor die Nase, in dem wir unter anderem möglichst viele Autos überholen, Kegel umfahren oder mit einer bestimmten Menge Benzin möglichst effizient fahren müssen.
Das Spiel staffelt dabei nach Bronze-, Silber-, und Goldvorgaben und gerade letztere sind teilweise wirklich sehr knifflig zu erreichen – perfekt also für alle, die sich gerne in Aufgaben verbeißen und auch die letzte Hundertstelsekunde herausholen wollen. Aber auch dafür muss man eben gemacht sein.
Die Lizenzprüfungen muss man dagegen im Laufe des Spiels nach und nach absolvieren, hier vermittelt Gran Turismo 7 ein grundlegendes Rennfahrer-Einmaleins, also beispielsweise das perfekte Fahren von Kurven, Bremspunkte oder das Nutzen des Windschattens. Das mag für den ein oder anderen anachronistisch wirken, aber auch hier liegt der hauptsächliche Reiz im Brechen der Medaillenvorgaben. Und Rennspiel-Noobs – sollten sie denn bis hierhin durchgehalten haben – werden durch das Training und die damit enorm motivierende Lernkurve mit Sicherheit nützliches Basiswissen für ihre weitere Rennspielkarriere mitnehmen können.
Klasse Fahrphysik, die man sogar fühlen kann
Beim Blick auf die Fahrphysik können wir es ziemlich kurz machen, denn hier gehört Gran Turismo 7 zum besten, was der Rennspielbereich aktuell zu bieten hat. Jedes Auto fühlt sich unterschiedlich an, Lastwechsel oder das Aufschaukeln der Karosserien – etwa beim Bremsen – sind klar zu erkennen und insbesondere in Kurven ist das Zerren der virtuellen Fliehkräfte förmlich spürbar, ähnlich wie der veränderte Grip auf der Strecke, wenn während eines Rennens ein Regenschauer einsetzt.
Natürlich fehlen uns die echten Vergleichswerte aus der Realität, aber es hat seinen Grund, dass im Profi-Rennfahrerbereich teilweise mit Gran Turismo-Spielen trainiert wird. So wie in GT7 stellen wir es uns eben vor, wie es sein muss, ein Auto über eine Rennstrecke zu scheuchen. Gerade in der schicken Cockpitperspektive kommt dabei ein intensives Mittendrin- und vor allem auch Geschwindigkeitsgefühl auf.
Hier sind alle Kameraperspektiven von GT7 zum durchklicken:
Besonders positiv müssen wir an dieser Stelle auch die DualSense-Unterstützung hervorheben. Denn die bietet bei GT7 tatsächlich einen Mehrwert, nämlich etwa dann, wenn wir förmlich am Controller spüren können, wenn unsere Reifen kurz davor sind, die Traktion zu verlieren und dementsprechend reagieren können – in GT Sport gab es dafür keinerlei Indikator.
Auch unterschiedliche Fahrbahnbeläge rumpeln unterschiedlich spürbar im Pad und das Fahren auf Curbs sorgt für eine fast schon angenehme Massage der Fingerinnenseiten. In Sachen DualSense ist GT7 in jedem Fall ein Musterbeispiel, auch wenn der Controller nach wie vor kein Ersatz für ein echtes Lenkrad ist.
Von Anfängern und Bandensemmlern
Denn um es es mal ganz klar zu sagen: Gran Turismo 7 ist ein Rennspiel mit einem ambitionierten Realismusanspruch: Ihr solltet im Idealfall natürlich eine gewisse Affinität zum Rennsport und Ideallinien mitbringen, andernfalls könnte es sein, dass sich euch die Faszination von Gran Turismo 7 nicht vollständig erschließt. Dennoch hat sich Entwickler Polyphony Mühe gegeben, den Titel auch für alle ohne Benzin im Blut zugänglich zu machen, auch wenn dedizierte Barrierefreiheitseinstellungen fehlen.
Es gibt zahlreiche Fahrhilfen, etwa diverse Lenk- und Bremsunterstützungen oder Ideallinienanzeigen, die unseren Eindrücken nach einen guten Job machen und auch Einsteiger*innen Erfolge feiern lassen. Unverständlich ist dagegen, dass wie schon in GT6 die Rückspulfunktion fehlt. Unter echten Cracks mag diese Hilfe zwar verpönt sein, aber gerade für Einsteiger*innen gibt es vermutlich nichts frustrierenderes, als in einem Drei-Runden-Rennen kurz vor Schluss in die Bande zu semmeln und dann die ganze Chose wieder von vorne starten zu müssen.
Stichwort "in die Bande semmeln": Zwei Dinge wollen in diesem eigentlich ziemlich hochklassigen Rahmen überhaupt nicht ins Bild passen und das wäre zum einen das enttäuschende Schadensmodell. Schon klar, die renommierten Autohersteller sehen ihre teuren Hobel ungern in hunderte virtuelle Fetzen fliegen, aber ein bisschen mehr als die paar fast schon bemitleidenswerten Kratzer und Minidellen an den Karosserien – selbst nach Frontalcrashs bei Hochgeschwindigkeit – hätten es dann doch gerne sein dürfen.
Immerhin wirken sich die Schäden aber auf Wunsch in zwei unterschiedlichen Stufen auf das Fahrverhalten aus, sodass GT7 zumindest in diesem Punkt eine zufriedenstellende Darstellung simuliert. Auf leichter Einstellung beeinträchtigen auch größere Crashs unseren Wagen nur in überschaubarer Form – zum Beispiel durch ein Verziehen der Lenkung – auf der höheren Stufe kann ein größerer Unfall dann unter anderem auch zu verringerter Motorleistung führen.
Eine KI mit Nachholbedarf
Der zweite große Kritikpunkt ist die künstliche Intelligenz der gegnerischen Fahrzeuge, denn die macht enttäuschenderweise nur einen mittelmäßigen Eindruck. Allzu sehr beharren sie beispielsweise auf ihrer Ideallinie und reagieren kaum flexibel, wenn sie uns überholen, was stellenweise zu unschönen Remplern und Kollisionen führt. Auf dem höchsten der leider nur drei Schwierigkeitsgrade – warum ging das nicht gradueller? – bessert sich das nur unwesentlich.
Denn hier ist die Herausforderung zwar größer, diese kommt allerdings hauptsächlich durch eine höhere Grundschnelligkeit und Konstanz der KI-Gegner zustande. Das soll übrigens nicht heißen, dass GT7 ein zu leichtes Spiel wäre. Gerade im späteren Verlauf der Karriere und den damit verbundenen länger dauernden Rennen und Meisterschaften ist es teilweise ein echtes Stück Arbeit, an den vorweg Fahrenden dran zu bleiben. Trotzdem wirkt die KI allgemein zu mechanisch. Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber bereits am Horizont – nämlich mit der jüngst vorgestellten Sophy-KI, die auch irgendwann per Patch in GT7 eingeführt werden dürfte.
Tuning, Fotos, Sensationen
Abseits vom eigentlichen Renngeschehen finden vor allem Bastelwütige und Kreative genügend Möglichkeiten, um sich auszutoben. Für jedes Fahrzeug gibt es beispielsweise zig Tuning-Teile in unterschiedlichen Kategorien, deren Verbesserungen dann auch direkt auf der Piste merkbar sind. Einstellungsfetischisten können zudem vor jedem Rennen zahlreiche Feinheiten konfigurieren, etwa Getriebe oder Kompressor, gezwungen wird man dazu aber glücklicherweise nicht.
Darüber hinaus lassen sich die Karren mit zig unterschiedlichen Lackfarben, Spoilern oder Stickern verschönern, allein in diesen Bereich kann man wieder jede Menge Zeit versenken. Und der bereits in der Vergangenheit eingeführte Scapes-Modus – so heißt der Foto-Modus von GT – beeindruckt einmal mehr durch seine schiere Einstellungsfülle mit über 2.500 (!) Hintergründen und den Ergebnissen, die von der Realität in vielen Fällen nicht mehr zu unterscheiden sind.
Die grundsätzliche Navigation in den Menüs funktioniert größtenteils gut, beim Test sind wir allerdings auch abseits des virtuellen Mauszeigers über ein paar seltsame Menüentscheidungen gestolpert, die manche Dinge unnötig fummelig wirken lassen. Beispielsweise lässt sich das aktuelle Fahrzeug nur direkt vor einem Rennen oder über den Punkte "Garage" im Hauptmenü wechseln, bei den Herausforderungen und Lizenzprüfungen fehlt eine "Weiter zur nächsten Aufgabe"-Option nach einer absolvierten Prüfung und auch der Menüwechsel zwischen Leistungs- und optischem Tuning kann auf Dauer etwas nervig sein. All das sind natürlich keine Dealbreaker, fallen im Gesamtkonstrukt aber dennoch unschön auf.
Multiplayer: Auf der starken Basis von GT Sport
Einen Multiplayer-Part hat Gran Turismo 7 selbstverständlich auch zu bieten und hier verlässt sich Polyphony auf das starke Fundament von GT Sport. Wir können sowohl eigene Lobbies und Rennen hosten und dort zig unterschiedliche Parameter einstellen – darunter natürlich Dinge wie Rennlänge, Treibstoffverbrauch, Windschattenstärke etc. – oder alternativ im Sport-Modus antreten.
Hier würfelt uns das Spiel mit ähnlich starken Gegnern zusammen und bietet 20-minütlich Rennen an. Für den Test konnten wir den Online-Modus nur auf extra dafür bereitgestellten Servern ausprobieren – einen finalen Eindruck können wir uns von diesem Bereich also noch nicht erlauben.
Freuen dürfen sich in jedem Fall Fans von lokalem Multiplayer. Denn per Splitscreen dürfen bei GT7 zwei Personen auf die Piste. Das machte im Test ebenfalls einen soliden Eindruck, allerdings ist die Optionsvielfalt hier ziemlich eingeschränkt. Zwar dürft ihr beliebig Strecke, Bedingung und Rundenzahl wählen, KI-Fahrer lassen sich aber wie in den eigenen Lobbies nicht zuschalten und auch die Fahrzeugauswahl ist begrenzt.
Schönere Rennspielhimmel gab es selten
Verpackt ist Gran Turismo 7 in das bislang wohl stärkste Technikpaket der bisherigen Seriengeschichte. Neben den Fahrzeugen, auf die wir ja bereits ein Loblied gesungen haben, ist es vor allem die Licht-Engine des Spiels, die uns nachhaltig beeindruckt. Was GT7 an vielfältigen Lichtstimmungen bei den unterschiedlichen und dynamisch verlaufenden Tageszeitenwechseln auf den Bildschirm zaubert, ist teils schlicht phänomenal.
Von tiefstehender Sonne werden wir stellenweise geblendet, beim Sonnenuntergang ziehen rosa getupfte Wolken am Himmel entlang und bei Nachtrennen auf dem Mount Panorama Circuit in Australien ist uns richtig die Düse gegangen, weil nur unsere Scheinwerfer für sporadische Beleuchtung sorgen und das Navigieren in Hochgeschwindigkeit zu einer echten Herausforderung machen.
Die sonstige Streckenoptik bietet stellenweise ganz nette Ausblicke, etwa auf ein majestätisches Gebirgsmassiv auf dem fiktionalen Dragon Trail-Kurs, gibt sich ansonsten aber eher funktional und im realistischen Gewand.
Immerhin hat sich Polyphony bemüht, am Streckenrand für etwas Dynamik zu sorgen: In Tokyo fahren zum Beispiel von Zeit zu Zeit Züge durchs Bild, über vielen Kursen drehen Helikopter ihre Kreise und bei einigen Meisterschaftsrennen ziehen sogar Fliegerstaffeln bunte Wolkenbahnen. Die Zuschauer am Streckenrand versprühen dagegen trotz rudimentärer Animationen immer noch den spröden Charme eines Spielzeugeisenbahndioramas.
Die beiden Grafik-Modi
Gran Turismo 7 bietet insgesamt zwei Grafik-Modi. Die Performance-Einstellung soll eine konstante Framerate von 60 fps gewährleisten, während die Ray-Tracing-Einstellung die namensgebenden Ray Tracing-Effekte sichtbar macht. Allerdings nicht in den Rennen selbst, sondern nur in Bereichen wie dem Showroom oder Wiederholungen.
Unserer Erfahrung nach sind die Lichteffekte im Ray Tracing-Modus etwas ausgefeilter, dafür muss man aber schon wirklich genau hinschauen. Wir haben deshalb für den Großteil des Tests in der Performance-Einstellung gespielt. Die lief tatsächlich die meiste Zeit flüssig, lediglich bei den Starts von zwei Rennen in starkem Regen ging die Bildrate kurzzeitig spürbar nach unten.
Da ploppt was!
Wenn aber ein optisches Detail wirklich stört, dann sind das die eindeutig sichtbaren Pop-Ins in weiter, aber auch mittlerer Entfernung. Am Streckenrand fällt das weniger auf, bei GT7 ploppen teilweise aber sogar Spoiler auf gegnerischen Fahrzeugen unschön ins Bild – das hätten wir beim wohl prominentesten First Party-Rennspiel für die PlayStation eigentlich nicht erwartet.
Das können dann auch die größtenteils wirklich gelungenen Motorensounds nur stellenweise kaschieren. Gerade nach einem Leistungs-Tuning sitzt man auch dank des gelungenen 3D-Sounds inmitten einer schieren Kakophonie aus Dröhnen, Sirren, Zischen und Quietschen, dass es eine wahre Freude ist. Zumindest für die – ihr ahnt es –, die sich für genau solche Details begeistern können.
Das alles macht Gran Turismo 7 unter dem Strich zu einem hervorragenden Rennspiel und würdigen Serienvertreter, mit dem gerade Fans der Reihe eine Menge Spaß haben werden. Einsteigern sei dagegen noch einmal gesagt, dass GT anders gelagert ist als manch anderer Arcade-gelagerter Racer mit pompöser Inszenierung und neuen Autos im Sekundentakt. Gran Turismo 7 ist gediegener und legt ein langsameres Tempo an den Tag – aber gerade das macht es im heutigen Rennspielzirkus auch wieder zu etwas ganz Besonderem. Sein Ruf wird Gran Turismo auch weiterhin vorauseilen.
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