Tobias Veltin
@FrischerVeltin
Gran Turismo 7 ist genau das Spiel geworden, das sich viele vermutlich schon statt GT Sport gewünscht hätten. Denn wo der auf Multiplayer fokussierte Ableger noch in vielerlei Hinsicht ein Experiment war, geht Polyphony Digital mit dem siebten nummerierten Serienteil auf Nummer sicher und liefert vor allem dank des umfangreichen Solo-Modus ein Rennspiel ab, das sich kompletter und auch insgesamt runder anfühlt. Dabei gefällt mir vor allem das Café als zentraler Knotenpunkt, das seine Aufgaben mit einer Gelassenheit verteilt, die ich so selten in einem Rennspiel erlebt habe. Aber diese Ruhe passt auch sehr gut zu GT7, denn hier ticken die Uhren vom Musik-Intro über die Mauszeiger in den Menüs bis hin zu den Lizenzprüfungen immer noch ein bisschen anders. Vor allem scheint an fast allen Punkten eine unglaubliche Liebe zum Detail – und zum Automobil als solches – durch.
Es bleibt aber nicht bei einer bloßen Bekundung, denn gerade auf der Piste tut GT7 alles dafür, dass ich mich auch selbst immer wieder in meine hochmotorisierten Untersätze verliebe. Denn das Handling sowie die Fahrphysik sind absolut hervorragend, im Vergleich insbesondere zu GT Sport wirkt alles noch ein bisschen feingeschliffener und schlicht besser. Auch das dieses Mal konsequent durchgezogene Tageszeiten- und Wettersystem ist nochmal ein merkbarer Schritt nach vorne. Selten habe ich in einem Rennspiel derart beeindruckende Lichteffekte und Regenrennen erlebt wie in GT7, das ist wirklich ganz großer Rennsport.
Dank Foto-Modus, Tuning-Modi und dem Online-Modus ist zudem gewährleistet, dass ihr lange Zeit mit GT7 beschäftigt sein werdet. Für den Sprung in die ganz oberen Wertungsregionen reicht es letztendlich aber nicht. Dafür fehlt GT7 die Klasse und auch Konsequenz bei Schadensmodell und vor allem der KI, die viele Rennen allzu routiniert wirken lässt. Das ändert aber nichts daran, dass ich GT7 vor allem Fans der Serie absolut ans Herz legen kann. Und wer bislang noch nichts mit der Serie zu tun hatte, darf ebenfalls einen Blick riskieren – auch wenn man dann über die ein oder andere Eigenart stolpern dürfte. Aber Gran Turismo ist und bleibt eben Gran Turismo. Auch mit Teil 7 im Jahr 2022.
Dennis Michel
@DemiG0rgon
Gran Turismo zählt neben Codemasters F1 seit 1997 zu meiner liebsten Rennspiel-Reihe. Mit GT Sport hatten mich Polyphony kurz verloren, nur um mich jetzt mit all der Liebe fürs Automobil wieder restlos zu begeistern. Gran Turismo 7 kehrt mit seinem umfangreichen Karrieremodus zurück zu den Wurzeln und ist ein detailverliebtes Fest für sammelwütige Enthusiasten.
Wie einst auf der PlayStation mussten natürlich zunächst alle Fahrprüfungen auf Gold gebracht werden. 50 Mal eine Kurve fahren, nur um die letzte Millisekunde rauszuholen, komplett absurd aber genau meins. Pokémon-gleich über 400 Autos sammeln, dabei wie früher meinen Mazda MX5 zur Bestie tunen. Unzählige Stunden motiviert mich dieser doch so simple Gameplay-Loop.
Jedoch solltet ihr als Neulinge genau wissen, welches Racing-Paket hier geschnürt wird. Wollt ihr sofortige Action, ein arcadiges Renngefühl wie in Forza Horizon oder NFS, wollt ihr eine überzogene, nicht so geerdete Grundstimmung? Dann ist GT 7 wahrscheinlich kein Spiel für euch. Polyphony nimmt seine bewährte Formel, integriert einen umfassenden Multiplayer und stülpt mit kleinen Abstrichen eine wunderschöne (!) Optik darüber.
Das bedeutet aber auch, dass die KI nach wie vor stur und leblos ihre Kreise zieht. Das bedeutet, dass das Schadensmodell lachhaft minimalistisch ist. Das bedeutet, dass ihr durch das LP-System fast jedes Karriere-Rennen lockerleicht gewinnen könnt. In all diesen Punkten ist Gran Turismo wohl bewusst in der Zeit stehengeblieben. Während GT-Enthusiasten wie ich darüber hinwegsehen können, können diese Schwachstellen ein gnadenloser Spaßkiller sein.
Könnt ihr hier aber ein Auge zukneifen, erlebt ihr ein Spiel, in dem aus jeder Pore das Herzblut der Entwickler und Entwicklerinnen nur so trieft und das ein Liebesbrief an die Geschichte des Automobils ist.
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