2022 gab es spielerisch nicht nur Highlights, sondern auch einige Kandidaten, die uns hart enttäuschten. Oft steckt ein unausgegorenes Gameplay-Konzept dahinter, aber unser Fan-Herz lässt sich auch auf andere Weise brechen, beispielsweise nostalgische Verklärtheit. Welche Enttäuschungen uns 2022 heimgesucht haben und warum, verrät die GamePro-Redaktion in dieser Liste.
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Dennis - GhostWire Tokyo
- Genre: Actionspiel
- Release: 25. März 2022
- Plattformen: PS5, PC
GhostWire Tokyo ist nicht etwa meine größte Enttäuschung 2022, da ich in diesem Jahr keine schlechteren Spiele gezockt habe. Da fallen mir in diesem, mit wenigen Highlights gespickten und eher durchschnittlichen Jahr noch so einige Kandidaten ein. Das Actionspiel hat mich vielmehr mit jeder Spielstunde mehr enttäuscht.
Die ersten zwei Stunden ist das Actionspiel nämlich richtig gut. Mehr noch dachte ich zu Beginn, dass ich nach Elden Ring direkt das nächste Meisterwerk im Test habe: Schicke Open World, cooles Kampfsystem und eine mystische Story, in der der Held Akito von Son Goku-Sprecher Tommy Morgenstern gesprochen wird. Leider gehen dem Spiel nach dem Einstieg die Ideen aus und zurück bleibt eine Open World, die man für meinen Geschmack besser gestrichen hätte. Von Tango Gameworks rund um Shinji Mikami bin ich einfach Besseres gewohnt.
Tobis - Callisto Protocol (oder auch “Seine Wutschreie konnte im All niemand hören”)
- Genre: Horror
- Release: 02. Dezember 2022
- Plattformen: PS5, Xbox Series X/S, PS4, Xbox One, PC
Der Weg war doch eigentlich bereitet. The Callisto Protocol hatte alles, um ein würdiges Weltraum-Horrorspiel im Stile des ersten Dead Space zu werden. Ein spannendes Setting, widerliche Gegner samt Mysterium dahinter und einen zumindest für Horrorspiele unverbrauchten Nahkampf-Kniff. Doch wie sich beim Spielen schnell herausstellte, reichen hübsche Optik und dichte Atmosphäre dafür bei weitem nicht aus. Denn die spielerischen Mängel des Titels sind über das holprige Kampfsystem bis zu der fehlenden Varianz bei Gegnern und Spielablauf derart eklatant, dass ich den Debüttitel der Striking Distance Studios zwar an drei Abenden recht schnell durchrockte, aber auch heilfroh war und drei Kreuze machte, als der Abspann lief.
In diese immense Enttäuschung mischte sich dann sogar ein bisschen Wut. Und zwar darüber, dass überall das großartige Potential des Spiels durchblitzt und man sich immer wieder denkt: “Ja genau, das ist doch gut, macht doch mehr daraus!”. Was dann im Laufe des Spiels aber einfach nicht passiert. The Callisto Protocol wird mir daher nur als der gescheiterte Versuch in Erinnerung bleiben, irgendwie in der gleichen Liga wie Dead Space zu spielen. Die beiden trennen aber nicht Ligen, sondern ganze Sportarten.
Hannes - Saints Row
- Genre: Open World-Action
- Release: 23. August 2022
- Plattformen: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
Die Saints Row-Marke war mir immer schon sympathisch. Ja, manchmal ist der Humor recht grenzwertig und derart krass überzeichnet, dass das Lachen schwerfällt. Aber die chaotische Open World-Action, die sich selbst nie ernst nimmt, war immer ein Abstecher wert. Da kam mir das Soft-Reboot Saints Row gerade recht. Ein neuer Anstrich, massive Möglichkeiten zur Personalisierung und neue Charaktere.
Leider entpuppte sich das Ganze aber als kleine Mogelpackung. Von technischen Problemen geplagt, die sich nur schwer entschuldigen lassen, enttäuschte Saints Row aber vor allem mit dem einfallslosen Design des Open World-Gameplays, das im besten Fall solide, in den meisten Fällen aber furchtbar unkreativ war. Und Saints Row ohne kreative Absurdität geht dann eben doch nicht.
Eleen - Pokémon Karmesin/Purpur
- Genre: Rollenspiel
- Release: 18. November 2022
- Plattformen: Nintendo Switch
Meine wohl größte Enttäuschung in diesem Jahr war das neue Saints Row, über das Hannes bereits ausführlich schreibt. Deshalb habe ich hier meine zweite, kleinere Enttäuschung gewählt: Pokémon Karmesin/Purpur. Das Spiel ist dabei keineswegs schlecht, denn die Formel aus Sammelsucht und rundenbasierten Kämpfen funktioniert so gut wie eh und je. Trotzdem gibt es einige Gründe, warum die neunte Generation auch in Tests so viel schlechter als einige ihrer Vorgänger abschneidet.
Die Möglichkeiten eines Open World-Pokémon sind eigentlich nahezu endlos. Aber Karmesin/Purpur fängt damit nur wenig an. Stattdessen bekommen wir einfach die selben bekannten Mechaniken serviert: Finde X besonders starke Pokémon, besiege sie oder stelle dich Y Arenaleiter*innen/Team Star-Bossen. Dazu hat das Spiel dann auch noch mit zahlreichen Bugs zu kämpfen, die den Spielspaß merklich beeinträchtigen können. Insgesamt habe ich zwar dennoch wie bei jedem Hauptteil der Pokémon-Reihe Spaß, aber ich habe mir zugleich auch mehr vom Spiel erwartet. Nicht zuletzt, da schon Pokémon-Legenden: Arceus einige Verbesserungen zur bekannten Formel eingeführt hat – wie etwa kein erzwungenes Tauschen zwischen Editionen oder Schleichen – die Karmesin/Purpur dann wieder verwirft. Schade drum.
Annika - Teenage Mutant Ninja Turtles Shredder's Revenge
- Genre: Beat’em Up
- Release: 16. Juni 2022
- Plattformen: PS4, Xbox One, Nintendo Switch, PC
Meine Enttäuschung des Jahres ist ein klassisches Opfer der verklärten Nostalgie-Brille und Weiterentwicklung. Als Kind habe ich es geliebt, mich zu meinem Nachbarn zu schleichen, um mit ihm auf dem SNES TMNT Turtles in Time zu suchten. Aber so sehr ich auch heute noch die vier Panzer tragenden Mutanten mag, konnte ich mir die Magie davon nicht für Shredder’s Revenge bewahren.
Noch unwissend, dass ich später enttäuscht den Controller zur Seite lege, bin ich zusammen mit Kollege Chris in eine Koop-Runde gestartet. Wie es sich für mich gehört, kämpfte ich mich mit Donatello durch Shredder’s Abschaum von Handlangern und musste dabei leider folgendes festzustellen: Die kleine Annika hätte zwar riesigen Spaß an dieser Klassiker-Hommage gehabt, die Erwachsene Version ist dem aber längst entwachsen. Abgesehen davon, dass mich hier die Nostalgie hart reingegrätscht hat, kann ich in der heutigen Spielevielfalt 2D-Beat’em Ups kaum etwas abgewinnen. Die Grafik stört mich dabei gar nicht, ich brauche heute allerdings mehr Story und Inszenierung, um bis zum Ende wirklich am Ball zu bleiben.
Trotz allem kann ich Kollege Kai, der Shredder’s Revenge eine wirklich gute Wertung zugesprochen hat, zustimmen. Objektiv betrachtet haben die Turtles hier einen gelungenen und nostalgischen Auftritt hingelegt, der bei mir persönlich nur leider einfach nicht mehr zündet.
Samara - The Chant
- Genre: Survival-Horror
- Release: 3. November 2022
- Plattformen: PC, PS5, Xbox Series X/S
2022 standen eher kleinere Horrorspiele auf dem Releaseplan. Daher war ich auf den AA-Titel The Chant richtig gespannt. Besonders neugierig machte mich das ungewöhnliche Setting: ein spirituelles Retreat auf einer Insel - mal was anderes als das obligatorische Gruselhaus. Leider blieb das dann auch das Einzige, was mich an diesem Titel überzeugen konnte.
Der Schauplatz ist interessant und authentisch gestaltet. Der Rest war eine Enttäuschung für mich. Die Kämpfe empfand ich zum einen als clunky, zum anderen vermisste ich ein klares Trefferfeedback. Zudem erschienen mir die Monster nicht sonderlich einfalls- und abwechslungsreich. Bleibt nur noch die Story - und auch die hat mich extrem schnell verloren, da die Charaktere meiner Meinung nach völlig unglaubwürdig handeln. Vielleicht lässt sich das ein oder andere durch den Einfluss der konsumierten Drogen erklären. Dadurch wird die Geschichte für mich allerdings nicht besser oder interessanter.
Basti - MultiVersus
- Genre: Beat’em up
- Release: 19. Juli 2022 (Early Access)
- Plattformen: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
Bei meiner größten Enttäuschung des Jahres hat es so gut angefangen, aber selten ist ein Spiel so schnell für mich gestorben, wie MultiVersus. Das Prügelspiel verspricht eine kostenlose Alternative zu Super Smash Bros. zu sein und das hat es eigentlich auch geschafft. Wiedererkennbare Charaktere wie Batman, Finn the Human, Harley Quinn, Rick Sanchez und viele mehr verkloppen sich hier aus einer 2D-Ansicht mit abwechslungsreichen Fähigkeiten. Ziel dabei ist es, die Gegner von der Stage zu schmeißen.
So weit funktioniert das Spiel auch sehr gut und ist eine ernstzunehmende Alternative. Als kostenloses Spiel steht hier aber der Multiplayer im Vordergrund. Und da es kein Ranking gibt, war das Matchmaking ziemlich durcheinander. Mit der Zeit kristallisierte sich eine Community heraus, die das Spiel extrem ernst nimmt und so jeden, der einfach mal aus Spaß spielen will, direkt vergrault. Es wurde nur noch aufs Gewinnen gespielt, es wurden Glitches und Endlos-Combos ausgenutzt und allgemein war einfach gefühlt jeder extrem toxisch.
Mehrere Monate nach dem Release hat sich das immer noch nicht verbessert und es ist keine Hoffnung in Sicht. Auch wenn ich anfangs sehr begeistert von MultiVersus war, so ist die digitale Datei des Spiels mittlerweile auf meiner Platte so sehr verstaubt, dass ich lange überlegen musste, was überhaupt meine Enttäuschung dieses Jahr war.
Chris - Elden Ring
- Genre: Rollenspiel
- Release: 25. Februar 2022
- Plattformen: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X|S, PC
Hört mich bitte erst an, meine Souls-Geschwister, bevor ihr einen Lynchmob anzettelt! Mir ist völlig klar, dass ich mit dieser Meinung sehr allein auf weiter Flur stehe, aber es hat seinen Grund, dass ich von Elden Ring als meine persönliche Enttäuschung des Jahres sprechen muss.
Bei einem FromSoftware-Titel sind meine Emotionen einfach zu groß. Bloodborne hat seinerzeit meinen Horizont (was Gameplay und Atmosphäre betrifft) erweitert, das erste Dark Souls habe ich daraufhin hunderte Stunden gespielt und Sekiro wurde mit jeder Pore meines Körpers aufgesaugt. Anfang des Jahres stand dann Elden Ring, der kürzlich gekürte Game Awards-Champion, auf dem Plan und was soll ich sagen: Noch nie habe ich mich so durch ein Soulslike gequält. Nicht, weil das Spiel schlecht oder zu schwer ist. Das Design und die Spielwelt sind grandios, besser geht es eigentlich in Sachen Open World nicht.
Aber da ist es eben – dieses vermaledeite Wort “Open World”. Ich bin kein großer Fan von dem Genre und ich werde es auch durch Elden Ring nicht, da der Titel die für mich elementaren Souls-Stärken opfert. Zu wenig Bosse habe ich als einzigartig und herausfordernd empfunden, viel zu selten durfte ich in linear aufgebauten Burgen nach Abkürzungen und einzigartigem Loot suchen und für ein FromSoftware-Spiel war die Gegnervielfalt erschreckend gering.
Die Qualitäten von Elden Ring liegen woanders, allerdings nicht dort, wo ich sie gebraucht hätte. Auch wenn ich da vielleicht zu pingelig bin, aber ein durchschnittliches oder gar schlechtes Spiel kann ich ziemlich schnell wieder ignorieren. Wenn mich allerdings mein Lieblings-Studio enttäuscht, dann sitzt der Stachel tief.
Rae - Gotham Knights
- Genre: Action-Rollenspiel
- Release: 21. Oktober 2022
- Plattformen: PS5, Xbox Series X/S, PC
Als großer Batman und vor allem Bat-Family-Fan habe ich mich wirklich sehr auf Gotham Knights gefreut. Ich meine: Wie könnte ich nicht? Die Vorstellung, endlich (wieder) ein paar meiner liebsten DC-Held*innen spielen zu können und diesmal sogar in mehr als nur einem Arkham-DLC, schien fast schon ein bisschen zu gut, um wahr zu sein. Und dabei sollte ich leider recht behalten.
Gotham Knights kämpft mit so vielen Problemen, dass es schwer ist zu sagen, welches das größte ist. Ganz weit oben auf der Liste ist auf jeden Fall die Story, insbesondere die grauenvolle Umsetzung des Court of Owls. Die von Scott Snyder geschaffenen Bösewichte waren für mich eines der wenigen Highlights des DC-Reboots New 52. Gotham Knights hat es aber geschafft, sie vollkommen belanglos und austauschbar zu machen. Mein Bat-Fanherz schmerzt, fast noch schlimmer als nach Arkham Knight. Offenbar ist die Zeit der guten Batman-Spiele einfach vorbei.
Markus - Sonic Frontiers
- Genre: Jump&Run
- Release: 8. November 2022
- Plattformen: PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One, PC
Ich weiß, ich weiß: Wie kann ich von etwas enttäuscht sein, bei dem die Erwartungen ohnehin nicht besonders hoch lagen? Aber ich bin nunmal ein unverbesserlicher Optimist und war voller Hoffnung, dass Sonic Frontiers die Reihe mit völlig neuen Ideen in eine güldene Zukunft führt. Und ganz so falsch lag ich ja auch gar nicht: Die offene Spielwelt funktioniert mit der Mischung aus 2D-Hüpfspiel und Erkundung richtig gut, es gibt motivierende Fertigkeiten und ein gutes Kampfsystem. Hey, sogar die Story – normalerweise nun wirklich keine Stärke von Sonic – ist überraschend spannend (zumindest für Kenner). Aber wie ärgerlich, dass gerade bei so einem innovativen Neustart die Technik vernachlässigt wird. Da poppen Objekte unschön ins Bild und machen es mir unnötig schwer, wunderschöne Szenen wechseln sich mit ziemlich garstigen Momenten ab. Mit etwas mehr Feinschliff wäre hier ein kleines Meisterwerk drin gewesen. So aber reicht es nur für ein “Du hast es immerhin versucht, Sonic.”
Kai - Evil Dead: The Game
- Genre: Multiplayer-Action
- Release: 13.5.2022
- Plattformen: PS5, Xbox Series X/S, PS4, Xbox One
Ach, die "Evil Dead"-Reihe … Ich besitze "Tanz der Teufel" in zahllosen Versionen auf VHS, Laserdisc, DVD und Blu-ray, kann "Armee der Finsternis" blind mitsprechen und warte schon viel zu lange auf ein gutes Spiel zu diesen Klassikern. Und ich werde mich wohl noch weiter gedulden müssen, denn das asymmetrische Multiplayer-Spiel Evil Dead: The Game, das sich auf die Fahnen schrieb, der ultimative Liebesbrief an die Fans zu werden, kann zumindest diesen einen Fan hier nicht befriedigen.
Es wird mir einfach zu schnell öde, in der Gruppe immer wieder die gleichen Umgebungen abzugrasen, dabei die gleichen Dinge finden zu müssen und die immer gleichen Deadites über den Jordan zu schicken. Ja, zu Beginn ist das ganz lustig, und die Liebe zur Vorlage ist auch zu erkennen, aber schon nach kurzer Zeit hat sich zumindest bei mir Ernüchterung breitgemacht. Da helfen auch keine zusätzlichen Maps und Charaktere. Die Luft ist so schnell raus wie man "Clatto Verata Nicto" sagen kann – wenn man die magischen Worte nicht vergessen hat.
Wurdet ihr spielerisch auch dieses Jahr enttäuscht? Schreibt es uns in die Kommentare.
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