Simpel, aber gewaltig
Im Einleitungstext von Legend of Raoh wird die Kampfkunst Hokuto Shinken als „simpel, aber gewaltig“ beschrieben – zwei Prädikate, die in der Tat auf alle erdenklichen Aspekte der FotNS-Saga und somit auch auf diesen Movie zutreffen, von den Charakteren bis zur Story. Das Positive daran ist, dass man Letzterer selbst ohne Vorkenntnisse gut folgen kann, auch wenn hier bereits etablierte Charaktere auftreten, die nicht explizit vorgestellt werden. Warum der Film indes den Untertitel Legend of Raoh trägt, wissen wohl nur Regisseur Takahiro Imamura (u. a. Digimon Frontier Movie) und der allmächtige Gott des Hokuto Shinken. Denn eigentlich beansprucht Kenshiro und sein Kampf gegen Souther den weitaus größten Teil der Geschichte, während die Königsfaust, anders als in der eingangs erwähnten TV-Serie FotNS ~Legends of the Dark Knight~, zur bloßen Randfigur verkommt.
Klotzen mit Muskelprotzen
Selbst für Neueinsteiger ist in der (im moralischen Sinne) streng schwarzweiß gezeichneten Welt von FotNS leicht zu erkennen, wer gut und wer böse ist. Die Schurken tragen entweder ein hämisches Dauergrinsen wie Souther oder haben entstellte Gesichter und hässliche Irokesenschnitte wie im Falle seiner speichelleckenden Lakaien. Natürlich verfügen darüber hinaus alle Hauptfiguren über ein völlig überzeichnetes Erscheinungsbild. Oder anders ausgedrückt: Während es im echten Leben Anzeichen einer schlimmen Krankheit ist, wenn der Hals eines Menschen dicker ist als sein Kopf, so gilt diese anatomische Kuriosität in der Welt von FotNS als Zeichen von Stärke. Bei Legend of Raoh durften sich gleich vier Künstler dem Entwurf der Figuren und ihrer stahlseildicken Halsmuskelstränge widmen, von Chiharu Sato (u. a. Zombie-Loan) über Hisashi Kagawa (u. a. Glass Maiden) und Shingo Araki (u. a. Yu-Gi- Oh!) bis hin zu Takako Shimizu (u. a. Animation- Director Samurai Champloo). Die Kämpfe der Muskelberge sind recht passabel animiert, auch wenn einige – für eine Movie-Produktion unverzeihbare – Standbildeinstellungen der Dynamik schaden.
Als Entschädigung bekommt ihr dafür die FotNStypischen Stilmittel geboten, denn trotz der deutschen FSK-Kennzeichnung ab 16 Jahren sprudeln hier die ungeschnittenen Blutfontänen. Markige Sprüche aus der Action-Retorte wie „Wir zermalmen unsere unwürdigen Gegner“ werden die Fans erfreuen, bei allen anderen aber nur für ein müdes Lächeln sorgen. Moderne Animationstechniken wie CGI-Elemente sucht man überdies vergebens: Bis auf einige Lichteffekte gibt sich Legend of Raoh diesbezüglich ganz traditionell und dürfte insbesondere 2D-Cel-Puristen ansprechen.
Der deutsche Sprechercast
Die hiesige Sprachversion stammt aus dem Hause TV+Synchron Berlin (u. a. Vampire Knight Guilty). Der nominelle Protagonist Raoh wird von Bernd Vollbrecht (u. a. Folken in den Escaflowne-Animes) mit dem ihm gebührenden Pathos gesprochen, aber auch die Schauspieler Tobias Nath (u. a. Jean in Gunslinger Girl -Il Teatrino-) sowie Leonhard Mahlich (u. a. Shikamaru Nara in Naruto) wissen in ihrer jeweiligen Rolle als Kenshiro und Toki zu überzeugen. Den besten Eindruck hinterlässt allerdings Jan Spitzer (u. a. Bruder 1 in AFRO SAMURAI), der dem Gottkaiser Souther eine gelungene Mischung aus Ingrimm und Überheblichkeit in die Stimme legt.
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