Während sich FIFA 16 und Pro Evolution Soccer 2016 um den Champions-League-Titel der Fußball-Simulationen duellieren, gehen zahlreiche Nischenprodukte einen ganz anderen Weg: Denn der schönste Sport der Welt bietet in Sachen Software-Adaption auch Interpretationsspielraum fernab moderner Authentizität. Monster statt Messi, Fouls statt Falsche Neun, Ascheplatz statt Alianz Arena – die folgenden 11 Fußball-Titel sind die wohl verrücktesten ihrer Zunft.
Der Torwart: Peter Shilton's Handball Maradona
Fußball-Weltmeisterschaft 1986: Im Viertelfinale treffen Argentinien und England aufeinander. Das Match wird durch einen Treffer von Diego Maradona entschieden – doch der Weltfußballer hat geschummelt und den Ball irregulär mit den Fingerspitzen ins Tor bugsiert. Eine Szene, die als »Die Hand Gottes« in die Fußballgeschichte eingeht. Englands Torhüter Peter Shilton verarbeitet seinen Frust auf ganz spezielle Weise: Er fungiert noch im selben Jahr als Titelheld eines Fußball-Videospiels, dessen Name auf eben jenen Mega-Betrug anspielt. Der Clou: In Peter Shilton's Handball Maradona (für C64, Amstrad CPC sowie ZX Spectrum) steuert man ausschließlich den Torwart und versucht, die Angriffe der KI abzuwehren. Letztere agiert zwar vorhersehbar, hält sich aber wenigstens an die Handspiel-Regeln. Zu viel Realismus kann eben auch frustrierend sein.
Linker Innenverteidiger: Red Card
Dieses Spiel ist der Traum von Kartensammlern wie Emir Spahic oder Arturo Vidal: Denn Red Card (Xbox, PS2, Gamecube) macht seinem Namen alle Ehre und pfeift auf solche öden Dinge wie Fairplay, Tackling-Verbot oder Regelkunde. Stattdessen wird in der knallharten Bolzerei von Midway getreten bis der Müller-Wohlfahrt kommt. Dank einer entsprechenden Boost-Taste kann man seinen rüpelhaften Aktionen gar weiteren Nachdruck verleihen: Mit Feuer-Kick, Kopfnuss und Fußfeger werden gegnerische Stürmer vom Ball getrennt. Herrlich: Sogar der ohnehin überflüssige Schiedsrichter darf körperlich traktiert werden – sowas kennt man sonst nur aus der Kreisklasse. Passend dazu sind auch die Mannschaften keine Lizenzteams, sondern Fantasietruppen: Affen, Marsmenschen, Samurai und amerikanische SWAT-Einheiten treten zur Weltmeisterschaft der Knochenbrecher an – das wäre tatsächlich mal ein lohnenswertes Alternativprogramm für die korrupte FIFA. Als Austragungsort schlagen wir Katar vor: Da ist ja sonst nix los.
Rechter Innenverteidiger: Libero Grande
FIFA nennt es »Be a Pro«, Pro Evolution Soccer hingegen »Legenden Modus« – doch die Idee, nur einen einzigen Athleten auf dem Feld zu steuern, stammt eigentlich von Namco: Denn der japanische Hersteller veröffentlicht bereits 1997 mit Libero Grande (PlayStation 1) eine Fußball-Simulation, die den Spieler mit einer ganz bestimmten Position auf dem Feld betraut. Trotz des Titels muss das nicht zwangsweise der Beckenbauer-mäßige Libero sein, zur Wahl stehen diverse Starspieler wie Zenon Zadkine. Wie, den kennt man nicht? Nun gut, aus Ermangelung einer offiziellen Lizenz mussten die Macher ein bisschen tricksen und berühmte Kicker wie Zinedine Zidane dezent umbenennen. Unser Favorit: Jürgen Klinsmann – denn der heißt in Libero Grande plötzlich Jordan Krüger!
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