Mit fast 10 Jahren Verspätung hat es die ursprüngliche PC-Version von Far Cry nun doch auf die Xbox 360 und Playstation 3 geschafft - als Far Cry Classic für 10 Euro zum Download (oder als Retailversion im Paket mit den Nachfolgern). Vor einigen Jahren hätten wir uns wohl noch darüber gefreut, jetzt wirkt die Neuauflage des Ego-Shooters wie ein Mahnmal; und dieses Mahnmal trägt eine Inschrift: »Mein Gott, bin ich schlecht gealtert!« Doch nicht nur das: Ubisoft hat es tatsächlich geschafft, Far Cry Classic schlechter aussehen zu lassen als das angestaubte PC-Original.
Trash pur
An der Story hat sich nichts geändert: Hawaii-Hemden-Fetischist Jack Carver ist stolzer Besitzer seines eigenen Touristen-Segelboots. Als er die aufreizende Val zu einer abgelegenen Inselgruppe in der Südsee bringt, ist es schnell vorbei mit dem Stolz: Boot trifft auf Rakete, Jack auf Wasser und Val auf den absolut wahnsinnigen Doktor Krieger. Der Schlawiner jongliert mit Erbanlagen wie andere Menschen mit Ping-Pong-Bällen, hat er sich doch ins vergeistigte Köpfchen gesetzt, den ultimativen Krieger zu züchten.
Far Cry Classic - Screenshots zur Download-Neuauflage ansehen
Frei nach dem Motto »Krieg dem Krieger« entsteigt Ex-Touristen-Boot-Besitzer Carver den nassen Fluten und macht sich auf, dem Doc ebenfalls den Tag zu versauen und Val zu befreien. Ja, die Story ist dünner als die durchschnittliche Germanys next Topmodel-Kandidatin, aber so trashig, dass es schon wieder Spaß macht, die verflucht schlecht synchronisierten Zwischensequenzen anzusehen.
Vielleicht liegt´s am Bildschirm
Beim eigentlichen Spiel vergeht uns der Spaß allerdings schnell wieder: Far Cry Classic sieht schlechter aus als die zehn Jahre alte PC-Version; vom überarbeiteten HD-Spiel weiter entfernt als Justin Bieber von Schambehaarung. Matsch auf dem Dach entpuppt sich als Stroh, unter Wasser kämpfen wir uns durch blauen Nebel (Sichtweite 0,2 Meter), Explosionen wirken sich fast gar nicht mehr auf nahestehende Objekte aus und andere Physik-Effekte fehlen einfach völlig. Was sich Ubisoft dabei gedacht hat, ist uns ein Rätsel. Doch auch die eigentliche Shooter-Mechanik gewinnt keinen Blumentopf mehr, selbst mit der neuen Möglichkeit über Kimme und Korn zu zielen.
Rambo oder Leisetreter
Jacks Rache-Tour führt uns durch 20 groß angelegte Levels, die meist Außen- und Innenareale kombinieren. Wie wir beispielsweise einen Tanker oder eine Bunkeranlage infiltrieren, bleibt weitgehend uns überlassen. Mit dem Jeep in eine Gruppe Feinde rasen und danach alles wegballern, was nicht bei drei auf der Palme ist? Kein Problem! Mit dem Kanonenboot die Gegend ausspionieren, an Land gehen und die Wachen leise abmurksen? Geht klar, auch wenn wir manchmal aus unerfindlichen Gründen entdeckt werden, obwohl wir eigentlich nicht entdeckt werden sollten.
Grundsätzlich macht Far Cry Classic mit seinen weitläufigen Missionen und den vielfältigen Möglichkeiten nichts richtig falsch, der Ego-Shooter ist schlicht Opfer der Zeit. Beide Nachfolger bieten Unmengen mehr Abwechslung, wesentlich bessere Spielbarkeit und vor allem eine komplett frei begehbare, lebendigere Spielwelt. Mit der veralteten Spielmechanik könnte man ja noch leben - mit dem versprochenen aber in der Praxis daneben gegangenen Grafik-Update allerdings nicht.
Wer übrigens den Multiplayer-Modus des Originals sucht, kann bei der Classic-»Neuauflage« lange suchen. Der wurde schlicht gestrichen.
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