Religiöse Fundamentalisten haben es leicht. Sie finden in den Codizes ihres Glaubens immer eine Stelle, auf die sie ihre extremen Standpunkte gründen können. Von einer gewaltbereiten »Auge um Auge«-Mentalität bis zu einem radikalen Pazifismus, der auch die andere Wange hinhält, können die Positionen driften. Was nun, wenn wir uns zwischen einer der beiden Positionen entscheiden müssten? Endgültig, und mit unabsehbaren Konsequenzen für ein ganzes Volk?
Vor diese weitereichende Entscheidung stellt uns Honest Hearts , die zweite DLC-Erweiterung zu Fallout: New Vegas. Das ist eine aufregende Grundkonstellation, die allerhand Möglichkeiten für spannende Aufträge, tragische Schicksale und elementare Grundsatzdebatten eröffnet. Nur: Honest Hearts macht nichts daraus. Was es bei Story verschenkt, gleicht es dafür durch Entdeckungsfreude wieder aus.
Ein starker Rücken kann entzücken
Wie immer beginnt (nach der Installation des 800 Microsoft Points teuren DLCs) alles mit einer simplen Pip-Boy-Mitteilung. Eine Handelskarawane sucht einen Beschützer für einen Trip in den Zion-Nationalpark im ehemaligen Utah.
Kaum haben wir die Händler im Norden des Ödlands ausfindig gemacht, haut uns der Karawanenführer gleich seine Bedingungen um die Ohren. Wir müssen alle Begleiter entlassen und dürfen nur ein Gewicht von 75 mit uns rumschleppen. Mit unserem »Starken Rücken« können wir das Limit zwar auf 100 heraufhandeln, aber danach ist Schluss mit Kompromissen.
So ganz erschließt sich uns die Gewichtsbeschränkung nicht, außer dass sie vermutlich künstlich den Schwierigkeitsgrad anheben soll. Wir müssen nämlich nützliche Zweitrüstungen oder intakte Ersatzwaffen zurücklassen, bekommen es in Zion aber später mit materialermüdenden Dauerkämpfen zu tun. Im Gegenzug hebt Honest Hearts die Levelgrenze um weitere fünf Stufen an, sodass (den Vorgänger-DLC Dead Moneyvorausgesetzt) nun Level 40 das höchste der Gefühle darstellt.
Für New-Vegas-Veteranen, die sich bereits vollumfänglich ausgerüstet und »geskillt« haben, bietet der DLC auf den normalen Schwierigkeitsgraden trotzdem kaum eine Herausforderung. Dead Money war hier deutlich anspruchsvoller, dafür ist Honest Hearts offener für unterschiedliche Vorgehensweisen und Waffenvorlieben. Nur sollten sie gut und ausdauernd kämpfen können, und ein hoher Reparatur-Skill ist vorteilhaft.
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