Wer ist der größere Fanatiker? Der Fanatiker oder der, der ihm folgt?
Kaum im zerklüfteten Canyon von Zion angekommen, gerät unsere Karawane prompt in einen Hinterhalt des barbarischen Weißbein-Stammes und – wie sollte es anders sein – wir überleben als einziger. Der Weg zurück ist selbstredend versperrt, und so müssen wir das Problem mit den Weißbeinen lösen, ehe wir nach Hause dürfen.
Zwei weitere indigene Stämme sind uns freundlicher gesonnen. Die Wüstenpferde stehen unter Führung des mysteriösen »Verbrannten« Joshua Graham, während das Tränenvolk dem Missionar Daniel folgt. Beides sind Männer mit einem ans fanatische grenzenden Glauben. Während Joshua eine gewalttätige Vergeltungsaktion zur Lösung des Weißbein-Problems fordert, will Daniel lieber klammheimlich sein Volk evakuieren und woanders sein Glück suchen.
Die Abwicklung dieses spannenden Konfliktes präsentiert Honest Hearts mehr als dröge. Beide Anführer schicken uns jeweils auf langwierige »Suche und Finde«- oder »Suche und Töte«-Missionen, die sich ohne große Storyentwicklung über mehrere Stufen hinziehen. Auch erreicht keine der Figuren einen markanten Eigencharakter, ganz im Gegensatz zu den Figuren bei Dead Money. Selbst Racheengel Joshua bleibt erstaunlich blass.
Architektonische Highlights wie das Casino Sierra Madre aus Dead Money suchen wir in Honest Hearts vergebens. Die meisten Dungeons stammen aus dem üblichen Bausatz. Am Ende bleibt dann die Wahl, ob wir um des Tötens oder um der Flucht willen kämpfen wollen. Wer sich entlang dieser mageren Hauptquest hetzt, sieht nach drei Stunden den Ausgang zurück ins Mojave-Ödland.
Nur wer suchet, der auch findet
Offensichtlich braucht Honest Hearts eine andere Herangehensweise. Denn der zerfurchte sandsteinrote Canyon, der sich angenehm von der Ödland-Optik absetzt, lädt zum Stöbern und Entdecken ein. Unzählige Höhlen durchziehen die Gegend und warten auf neugierige Nasen, um ihre Geheimnisse zu enthüllen oder neue Nebenquests anzubieten.
Das jungfräuliche Gebiet bietet über vierzig neue Orte, den ein oder anderen neuartigen Gegenstand sowie ein eine Handvoll frischer Gegner wie die Yao Guai (eine Art mutierter Monster-Hyänen) oder die erstaunlich gut bewaffneten Weißbeine. Gründliche Forschernaturen können in Zion daher gut und gerne fünf bis acht Stunden verbringen und sollten sich hier deutlich wohler fühlen als beim strikt linearen Dead Money.
Technisch bleibt in Honest Hearts das meiste beim Alten, wobei die Betonung inzwischen klar auf alt liegt. Dafür enttäuscht uns diesmal zusätzlich die deutsche Vertonung, denn viele Stimmen klingen nicht nur lustlos, sondern wirken auch falsch besetzt. Und zeitweiligen Begleiter sind dauerplappernde indioähnliche Stammesmitglieder, klingen aber von bemühten Sprachumstellungen abgesehen gar nicht so. Hier verschenkt Honest Hearts leider viel von seiner Atmosphäre.
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