Wo geh ich hin?
Ihr lauft mit eurer Heldentruppe in der Vogelperspektive durch Wiesen, Wälder und Berge, erkundet verfallene Ruinen sowie prächtige Schlösser und wandelt zwischen den Welten. Die Grafik kann sich dabei vor allem in den malerischen Dörfern sehen lassen. Optische Opulenz wie im neunten Teil solltet ihr allerdings nicht erwarten, dazu sind die 16-Bit Wurzeln zu deutlich zu sehen. Retro-Freunde wird dies allerdings, ebenso wie die bekannten Dragon Quest-Melodien und Soundeffekte, eher freuen als stören. Gegner gibt es natürlich auch, die könnt ihr (wie damals üblich) aber nicht sehen. Stattdessen stolpert ihr alle drei bis vier Schritte in einen Zufallskampf. Dazu schaltet das Spiel in einen separaten Bildschirm. Hier wählt ihr zunächst für jedes Teammitglied eine Aktion aus. Dabei attackiert ihr einen oder mehrere Feinde, entfesselt einen mächtigen Angriffszauber oder verarztet verwundete Kameraden mit Heilkräutern und Magie. Die Scharmützel sind leider äußerst sparsam animiert. Ihr betrachtet das Geschehen aus der Ego-Perspektive, eure eigene Party ist also gar nicht zu sehen. Die Gegner sind nur zweidimensional, bewegen sich dafür aber zumindest etwas. Hier kommt auch eine große Stärke von Dragon Quest ins Spiel: das knuffige Charakterdesign von »Dragon Ball«-Schöpfer Akira Toriyama. Wenn sich euch Zornzwiebel, Haubenspinner und Fiespuschel in den Weg stellen, lacht das Manga-Herz. Kleine Animationen für Zauber und Attacken gibt es zwar auch, dennoch ist die Inszenierung bei weitem nicht so wuchtig wie in Dragon Quest IX. Dafür spielen sich die Kämpfe angenehm flott. Das ist auch gut so, denn für jeden gewonnenen Kampf hagelt es Erfahrungspunkte die eure Charaktere im Level aufsteigen lassen. Da macht es nur wenig, dass die Standard-Kämpfe so simpel sind, dass ihr euch ohne wirklich hinzusehen einfach durchklicken könnt.
Was wird aus mir?
Ab einem gewissen Punkt im Spiel weist ihr jedem Charakter einen Beruf wie Krieger, Zauberer oder Priester zu. Einmal erlernte Fähigkeiten bleiben dabei bestehen, auch wenn der Recke den Job wieder wechselt. Wer genug Zeit investiert, macht aus seinem Charakter eine Allzweckwaffe, die alle Fähigkeiten beherrscht. Beachtet aber, dass die einzelnen Helden abhängig von ihrer Persönlichkeit nicht für jeden Beruf gleich gut geeignet sind. Die zarte Milena macht etwa als Magierin eine gute Figur, während der stämmige Schnitz eher die Rolle eines Kämpfers übernehmen sollte. Mit der Zeit schaltet ihr auch Hybrid-Klassen wie Schwertmagier und Paladin frei. Neben Erfahrungspunkten investiert ihr auch bare Münze in eure Heldentruppe. In den Dörfern und Städten geht ihr nämlich ausgiebig auf Einkaufstour und erwerbt mächtige Schwerter, edle Rüstungen und alles, was das Abenteurer-Herz sonst noch begehrt. Diese motivierende Charakterverbesserung durch Kämpfen und Kaufen macht einen Großteil des Reizes von Dragon Quest VI aus. Ihr wollt stets das Beste aus eurer Party herausholen und experimentiert mit den unterschiedlichen Figuren, Klassen und Ausrüstungsgegenständen. Ebenso animiert die Story zum stetigen weiterspielen. Die driftet zwar ab und an in die zahlreichen Nebenhandlungen der einzelnen Städte ab, etwa wenn wir dem örtlichen Militär beitreten oder die verschmutzte Quelle eines Kurorts säubern. Dennoch ist die Haupthandlung ständig präsent und ihr wollt wissen, wie es mit eurer Truppe und den zwei Welten weitergeht. Ein lustiges Extra gibt es in der DS-Version übrigens auch: im Minispiel »Schleimschlittern« lassen wir mit dem Stilus einen Schleim in Curling-Manier über die Eisfläche rutschen.
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