Doom im Test - Auferstanden von den Indizierten

Hach, Doom. Selbst 17 Jahre nach Release beschäftigt uns der Shooter-Klassiker und sei es diesmal auch nur weil dessen Indizierung aufgehoben wurde. Die Konsequenz: Doom findet sich nun endlich im deutschen XBLA Marktplatz.

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Doomist ein Trip in die Vergangenheit der Videospiele. Ein Trip in eine Zeit ohne ausufernde Hintergrundgeschichten rund um durchgeknallte Terroristen und lächerliche Weltverschwörungen. Ein Trip in eine Zeit in der ihr als einsamer Space-Marine auf fernen Marsmonden gegen Dämonen aus der Hölle kämpft und das als Story reicht. Es ist die Zeit der Gegner, die in Sprite-Zoom und acht-Pixel-Drehungen auf euch zu zucken. Die Zeit in der ihr nur eine Schrotflinte und einen treibenden MIDI-Soundtrack braucht, um euch wie der Retter der Welt zu fühlen. Es war eine schnörkellose, simple, aber auch spaßige Zeit, in die uns das XBLA-Doom ein weiteres Mal entführt.

Die Geradlinigkeit von Doom ist zeitlos. Ihr braucht nur zu laufen, zu strafen und zu schießen. Oben und unten sind keine Kategorien, in denen ihr denken müsst. Das geht selbst Neulingen schnell in Fleisch und Blut über. Ihr erahnt die Bewegungen der Feinde, gleitet um die Ecke, visiert die Dämonenbrut auf einer gedachten horizontalen Linie an, zieht den Abzug und verwandelt die Gegner in blutigen Matsch. Millimetergenaue Präzision braucht ihr dazu nicht.

Viel wichtiger ist der richtige »Flow«, das Gespür für das Spiel. Kurz: Doom knallt, splattert und flutscht so schön geschmeidig dahin wie eh und je. Dafür lieben wir Doom auch heute noch. Einzig bei einem Steuerungs-Detail hat Doom den Sprung auf die Xbox 360 nicht gut überstanden. Wo wir am PC per Schnelltasten fix die Knarren wechseln, muss man mit dem Pad mühsam durchschalten. Das kann wertvolle Sekunden kosten.

Alt und hässlich? Nein! Retro und kultig!

Zwei Dinge demonstriert das XBLA-Doom eindrucksvoll. Erstens wie weit sich die Technik in den 17 Jahren weiterentwickelt hat. Doom ist nicht schön, sondern ist für HD-verwöhnte Zockeraugen arg pixelig und einfach alt.

Hier gibt es gleich ein Feuerwerk und matschiges Dämonengulasch. Hier gibt es gleich ein Feuerwerk und matschiges Dämonengulasch.

Zweitens zeigt Doom aber auch: Die richtigen Designentscheidungen bleiben zeitlos kultig. Beispielsweise das ikonische Design der Höllenkreaturen: Die Pinky Demons, Imps oder die mächtigen Spiderdemons haben sich in das kollektive Spielergedächtnis eingebrannt.

Ebenso die Waffen: Zwar hat schon Wolfenstein 3D die klassische Abfolge von Faust, Pistole, Schrotflinte, Gatling-Gun und so weiter vorweggenommen, es sind aber Waffen wie die BFG (»Big Fucking Gun«), die bis heute Kultstatus genießen. Und als wir wieder mal die gute alte Kettensäge angeworfen haben und uns im Nahkampf durch Gegnerhorden metzeln, kommt wieder diese diebische Freude wie vor zig Jahren auf, obwohl das natürlich etwas dämlich ist weil unser Marine viel zu viel Schaden nimmt.

Frühe Blaupause für das Shooter-Genre

Es ist auch erstaunlich, wie viele Dinge Doom schon damals vorweggenommen und richtig gemacht hat. Etwa gescriptete Events: Oft laufen wir in einen Raum, das Licht geht aus und von allen Seiten stürmen grunzende Monster auf uns zu. Allein schon dieser simple Ablauf reicht bei Doom aus, um Spannung und schwitzende Hände zu erzeugen.

Oder die Kombination von farbigen Schlüsselkarten mit verwinkelten, Labyrinth-artigen Levels. Oder Herausforderungen für Profispieler, wie etwa unter der Par-Zeit zu bleiben, alle Gegner zu killen und alle geheimen Räume zu finden. Und schlussendlich trägt auch der tolle Soundtrack zum Kultfaktor bei. Mal gibt es treibende Metal-Klänge, dann wieder Stücke mit atmosphärischem Klassik-Einschlag und allen Tracks gemeinsam ist deren Ohrwurm-Qualität.

Wen juckt’s heute noch?

Aber obwohl Doom nach wie vor für einige Stunden erfrischend simple und erfrischend geradlinige Balleraction gut ist, kommt das XBLA-Release schlicht zu spät. Zugegeben: Es mag ja noch Zocker geben, die den feinen Shooter-Opa noch nie gespielt haben, es ist aber fraglich, ob diese Zielgruppe noch die nötige Portion Retro-Liebe aufbringt, um Doom zu mögen, ja gar so zu lieben, wie es ältere Gamer-Semester tun.

Toll: Per Vier-Spieler-Splitscreen geht auf der Couch die Post ab. Toll: Per Vier-Spieler-Splitscreen geht auf der Couch die Post ab.

Falls sich alte Doom-Hasen für den Download entscheiden (ist ja nicht so teuer), werden sich die garantiert für einige Stunden in dem schönen Retro-Gefühl verlieren. Uns ist es auch nicht anders ergangen. Doch wollt ihr online gegen Gleichgesinnte antreten, werdet ihr meist nicht genug Mitspieler finden. Das ist die Konsequenz aus der späten Streichung vom Index. Findet ihr trotzdem eine willige Truppe, sind zumindest die spieltötenden Lags aus der US-Version von XBLA-Doom beseitigt. Aber schon allein für eine zünftige Koop-Partie oder ein Deathmatch auf der Couch über den Splitscreen für bis zu vier Spieler lohnt sich der Kauf.

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