Doom 64 entpuppt sich im Test als überraschend gut gealterter 90er-Jahre-Shooter. Wir sagen hier bewusst "überraschend gut", da andere Shooter aus dieser Ära - etwa das 2015 als Remaster wiederveröffentlichte N64-Geballer Turok: Dinosaur Hunter - heute ganz schön altmodisch wirken.
Lustigerweise ist für das Remaster zu Doom 64 dasselbe Entwicklerteam verantwortlich, das auch schon den Dinosaurierjäger aus dem Ruhestand holte: Nightdive Studios. Doch das Studio hat natürlich lediglich die Technik für die Neuauflage des N64-Titels aufpoliert. Die spielerische Qualität steht und fällt mit dem Original von Midway Games San Diego aus dem Jahr 1997 - demselben Jahr übrigens, in dem auch Turok: Dinosaur Hunter erschien.
Welcher Teil ist das eigentlich?
Eigentlich ist der Titel von Doom 64 ganz schön irreführend. Es ist natürlich nicht der 64. Teil der Shooter-Reihe, sondern eigentlich der dritte. Ja, richtig: Doom 64 ist eigentlich Doom 3, was Doom 3 dann irgendwie zu Doom 4 macht … aber auch wieder nicht, da Doom 3 ja eigentlich ein Reboot ist. Das war Doom (2016) ebenfalls, womit Doom Eternal eigentlich Doom 2 sein müsste. Ach, man möchte sich direkt in die Kettensäge stürzen, wenn man genauer darüber nachdenkt.
Doch warum können wir auch heute noch die Abenteuer des namenlosen Marines empfehlen, der sich durch die mit neuen Dämonen bevölkerten, verwinkelten Gänge der marsianischen Forschungsstation sowie die mit Leichenteilen und Pentagrammen verzierten Abschnitte der Höllendimension kämpfen muss?
Doom 64 bietet geradlinige, flotte Shooter-Action ohne Schnörkel und besondere Sperenzchen. Wenn es sich bewegt: wegpusten! Einziges Ziel ist es, lebendig vom Level-Start zum Level-Ende zu kommen. Das funktioniert heute genauso gut wie vor 23 Jahren. Dabei gilt es immer wieder Codekarten einzusammeln, die passende Türen öffnen. In den verwinkelten Level-Bauten kann das durchaus mal etwas unübersichtlich werden, aber die Lösung liegt garantiert immer irgendwo um die Ecke oder hinter einem Schalter. Doom 64 ging seinerzeit sogar neue Wege, indem es mehrstöckige Levels einführte.
Wir erinnern uns: Doom und Doom 2 nutzten damals flache Architektur und erzeugten höchstens durch den Einsatz von Treppen die Illusion mehrerer Ebenen. Beim Erforschen der Gänge des Remasters stoßt ihr immer wieder mal auf Geheimpassagen, die euch Extras bescheren. Gleich zu Beginn findet ihr beispielsweise mit ein wenig Herumprobieren die Doppelkettensäge. Damit durch die Gänge (und Monster) zu rennen, war damals wie heute ein Heidenspaß.
Heute noch so gut wie damals
Doom 64 eignet sich aber nicht nur aus spielerischer Sicht für ein Remaster, denn auch optisch wirkt der Shooter nicht so angestaubt, wie man es erwarten könnte. Die engen Gänge der Forschungsanlage mit ihren scharfen Kanten und simplen Texturen wirken auch in 4K-Auflösung noch frischer als beispielsweise die Dschungelabschnitte des gleich alten Turok.
Logisch, denn kalte Umgebungen aus Stahl und Beton wirken auch mit nur wenigen Polygonen und spärlichen Texturen authentischer als klotzig nachgebaute Natur. Einziges Manko sind die auch zur Urveröffentlichung schon veralteten Gegner-Sprites. Die flachen, beinahe wie animierte Pappaufsteller wirkenden Feinde, deren Vorderseite sich im Kampf mit euch dreht, dürften auf den ein oder anderen Spieler etwas befremdlich wirken.
Allerdings spielt Doom 64 auch hier wieder die enge Levelarchitektur in die Karten, denn meist läuft es ohnehin auf offene, frontale Konfrontationen hinaus. Und die spielen sich hochaufgelöst bei konstanten 60 Bildern pro Sekunde ab. Das Optionsmenü gibt euch bei der Grafik sogar PC-ähnliche Einstellmöglichkeiten an die Hand, indem ihr etwa einen Bilinearen Filter oder das Anti Aliasing in diversen Varianten ein- und ausschalten könnt.
Sogar an Maus- und Tastatur-Unterstützung für die Xbox One haben Bethesda und Nightdive Studios gedacht, falls ihr Shooter lieber auf diese Weise erlebt. Allerdings dürft ihr hier nicht den kompletten Komfort moderner Spiele erwarten, denn das Sichtfeld von Doom 64 lässt sich auch mit der Maus nur nach rechts und links bewegen. Sollten Gegner ober- oder unterhalb eurer Position auftauchen, blickt ihr einfach in die jeweilige Richtung und lasst ganz oldschoolig das Auto-Aim seinen Dienst verrichten. Auf der PS4 könnt ihr alternativ die Bewegungssteuerung des DualShock 4 nutzen.
Unverhoffte Erweiterung
Als besonderes Goodie spendiert Nightdive Studios dem Remaster von Doom 64 einen kompletten Epilog mit sieben Levels, in dem ihr es nach dem Sieg über den Mutterdämon mit dessen Schwester zu tun bekommt. Dieses zusätzliche Kapitel ist nicht nur ins Spiel integriert, sondern lässt sich auf Wunsch auch direkt bei Spielstart separat anwählen.
Doom 64 im PS Store & Xbox Store
Vorbesteller der Deluxe Edition von Doom Eternal erhalten Doom 64 als Goodie obendrauf. Wollt ihr (aus welchem Grund auch immer) das neue Spiel nicht haben, ist Doom 64 für PS4 und Xbox One auch einzeln im jeweiligen Store erhältlich. Switch-Spieler müssen sich allerdings noch gedulden, bis Doom Eternal für die Nintendokonsole erscheint.
Wenn euch die fordernde Shooter-Action zu viel werden sollte, dürft ihr zudem die bekannten Cheatcodes des Originals bemühen, um im Pausemenü auf eine Levelanwahl, Unverwundbarkeit, Waffen, Gegenstände und mehr zurückgreifen zu können. Wenn wir ehrlich sind, hat wohl niemand die ursprünglichen Doom-Teile ohne aktivierte Cheats gespielt. Es gibt einem immer noch ein unglaubliches Badass-Gefühl, mit der Kettensäge und aktivierter Unverwundbarkeit durch die Levels zu rennen und alles wegzusägen, was sich einem in den Weg stellt.
Doom 64 ist alles in allem eine wunderbare Neuauflage des Klassikers, und wer das Spiel als Doom-Fan auf dem N64 verpasst hat, sollte es mit dem rundum gelungenen Remaster unbedingt nachholen.
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