Django Unchained - Western von gestern

Je absurder das Vorhaben, desto besser der Tarantino: Django Unchained feiert den europäischen Spaghetti-Western in den USA, und zwar brutaler und hinterlistiger als die Vorbilder es jemals waren.

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Quentin Tarantino liebt Kino. Vor allem die Streifen, mit denen er aufgewachsen ist. Dass Italowestern ganz eindeutig zu seinen Favoriten gehören, merkt man allen seinen Filmen an. Der zweite Kill Bill war stark von Sergio Leones Werken inspiriert, auch Ennio Morricones Musik taucht immer wieder auf. Tarantinos aktueller Film Django Unchained bezieht sich auf Sergio Corbuccis Western Django von 1966 mit Franco Nero in der Hauptrolle. Obwohl Nero auch in Django Unchained einen Kurzauftritt absolviert, hat Tarantino kein Remake gedreht. Er greift vielmehr die Motive des Rächers und Antihelden im Kampf gegen den Rassismus auf, um eine völlig neue Geschichte rund um die Sklaverei in Amerika kurz vor dem Bürgerkrieg zu erzählen.

Die Handlung

Django Unchained holt weit aus. Im Stil einer Origin-Geschichte aus der Comic-Welt erzählt Tarantino, wie aus dem unbeholfenen, aber mit Schusswaffen bestens vertrauten Django (Jamie Foxx, zuletzt in Kill the Bossund Stichtag zu sehen) ein eiskalter Rächer wird. Ohne ein wenig Hilfe von außen geht da nichts: Der Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz, Inglourious Basterds und zuletzt in Green Hornetund Der Gott des Gemetzels) braucht Hilfe bei der Jagd nach den Brittle-Brüdern. Da Django im Gegensatz zu ihm weiß, wie die Ziele aussehen, befreit Schultz ihn aus einem Sklaventreck und verspricht ihm die Freiheit, nachdem die Brüder erledigt sind.

Doch es bleibt nicht beim Zweckbündnis: Ein Vertrauensverhältnis entwickelt sich. Gemeinsam machen sie weiter Jagd auf flüchtige Verbrecher. Django reift dabei sowohl als Person sowie als Schütze. Die Erfahrung braucht er auch: Django will seine Frau Broomhilda (Kerry Washington, wurde mit Ray und Der letzte König von Schottland bekannt) wiederfinden, die ihm ein Sklavenhändler geraubt hat. Schultz und Django finden sie auf Calvin Candies (Leonardo diCaprio, J. Edgarund Inception) Farm. Mit falscher Identität und einem ausgefuchsten Plan versuchen sie, Candie die Frau abzuluchsen. Doch der Haussklave Stephen (Samuel L. Jackson, seit Pulp Fiction immer wieder Stammgast bei Tarantino und zuletzt in The Avengerszu sehen) deckt das falsche Spiel auf. Ein Kampf ums Überleben beginnt.

So kurz diese Beschreibung auch sein mag, Tarantino erzählt Django Unchained nicht als kleines Kurzfilmchen. Über 165 Minuten zieht sich seine Geschichte in einer episodenhaften Struktur, die an Homers Odyssee erinnert. Der Film ist darüber hinaus mit vielen Anekdoten und langen Gesprächen gespickt, die nicht immer zur Handlung beitragen. Der Zuschauer nickt trotzdem nicht ein: Immer wieder versteht es der Regisseur, der Handlung eine unerwartete Wendung zu geben oder irgendetwas Überraschendes zu zeigen.

Sklaverei und der Bürgerkrieg

Dr. King Schultz (Christoph Waltz) und Django (Jamie Foxx) raufen sich in Django Unchained zusammen. Dr. King Schultz (Christoph Waltz) und Django (Jamie Foxx) raufen sich in Django Unchained zusammen.

Im Original von 1966 ist Django der archetypische Rächer. Diesen Charakterzug verlernt er auch in Django Unchained nicht. Mit den Worten: »Weiße töten und dann noch dafür bezahlt werden? Was sollte man daran nicht mögen?« steigt der schwarze Ex-Sklave ins Kopfgeldjäger-Geschäft ein. Diesen Hass begründet Tarantino. So sind im ganzen Film die Gräueltaten der weißen Amerikaner zu sehen. Vor allem bei Auswüchsen wie dem »Mandingo«-Kampf zweier Sklaven um Leben und Tod und einer Kastrationsszene schaut die Kamera nie weg, sie konfrontiert den Zuschauer fast schmerzhaft mit schockierenden Momenten. Und bei der Gewalt bleibt es nicht: So darf der Bösewicht einen elendig langen Monolog über das Gehirn von Farbigen halten. Ob Tarantino hier nur Voyeurismus betreibt oder wirklich kritisiert, muss jeder für sich entscheiden.

Tarantino wäre aber nicht Tarantino, wenn er nicht wüsste, dass die Karikatur meistens noch effektiver ist als die reine Gewaltdarstellung. So wird in einer Szene ein Vorläufer des Ku Klux Klans mit seiner eigenen Unfähigkeit und Problemen zuhause auf die Schippe genommen. Aber gerade in Momenten, in denen es kleine Fortschritte bei Djangos Akzeptanz in der Gesellschaft gibt, erkennt der Zuschauer , dass dem Film doch eine Botschaft auf dem Herzen liegt. Eine der stärksten Szenen ist der Moment, als ein weißer Sheriff Django als Kopfgeldjäger anspricht und ihn damit richtig ernst nimmt.

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