Vom Drachenjäger zum Drachenritter
Eine weitere besondere Fähigkeit, die ihr neben dem Gedankenlesen (siehe Kasten) beherrscht, ist die Gestaltwandlung in einen Drachen. Diese ist jedoch nicht von Beginn an möglich, sondern eröffnet sich euch erst, sobald ihr den Drachenturm (siehe Kasten) eingenommen habt. Ist diese mit vielen Kämpfen und Rätseln verbundene Aufgabe gemeistert, zieht ihr nach rund einem Drittel der Spielzeit in euer neues Heim ein. Das Drachen-Feature erleichtert euch das Vorankommen in vielen Gebieten merklich, allerdings seid ihr trotzdem gezwungen, wieder die menschliche Gestalt anzunehmen, sobald das Spiel es will. Die Flugeinlagen und Feuer-Duelle gegen andere Drachen und Flugwesen machen zwar durchaus Spaß, dennoch wirkt das Ganze etwas künstlich. Nervig obendrein, dass die Flug-Freiheit nach oben und unten eingeschränkt ist - das Drachen-ohne-Grenzen-Gefühl geht so etwas flöten.
Wo wir schon am Meckern sind: Die Inventarverwaltung ist nicht nur optisch äußerst schlicht, sondern auch ziemlich umständlich ausgefallen. Gegenstände aufzuheben ist eine recht schwammige Angelegenheit. Das Lesen von Büchern, die ihr immer wieder findet und die euch teils neue Fähigkeiten verleihen, gerät sogar zum echten Geduldspiel: Habt ihr einen Wälzer gelesen und klappt ihn zu, schließt sich jedes mal das gesamte Inventar - und ihr müsst es erneut aufrufen, falls ihr in einem anderen Werk schmökern wollt. Zusätzliche Hinweise zu den Quests wären ebenfalls hilfreich gewesen, denn auf der Übersichtskarte wird stets nur die aktuelle Hauptaufgabe angezeigt, die sich dicht an dicht im Tagebuch drängenden Nebenquests jedoch nicht. Das artet oftmals in Sucherei aus, wenn man nicht mehr genau weiß, wo man einen älteren Auftrag angenommen hat. Seltsam muten auch einige Logikfehler an. Stürzt ihr etwa von einem hohen Berg, landet der Held unversehrt auf den Beinen - reichlich unrealistisch! Viele Tiere wie Wildschweine könnt ihr töten, andere, darunter Schweine oder Rehe, hingegen nicht. Und während erlegte Hühner schmackhafte Snacks hinterlassen, die eure Lebensenergie erneuern, schaut ihr bei Enten ins Leere. Hä? Mit dem Diebstahl nehmen es die Bewohner von Rivellon ebenfalls nicht so genau: Selbst wenn ihr in ein fremdes Haus marschiert und in direkter Sichtweite des Bewohners Truhen plündert oder Wertgegenstände an euch nehmt, scheint das dem Opfer herzlich egal zu sein.
Diese Aufzählung hört sich jedoch schlimmer an, als die Fehler im Spiel wirklich sind. Denn von solchen Detailmängeln abgesehen wird die Spielwelt von Divinity 2 aber lebendig in Szene gesetzt und von vielen interessanten, oft abgefahrenen Charakteren bevölkert. Jeder Dialog im Spiel ist komplett auf Deutsch vertont. Neben einigen Highlights - darunter die deutsche Stimme von Angelina Jolie - wollen einige Sprecher nicht so recht begeistern. Am tollen Soundtrack gibt’s hingegen nicht zu auszusetzen; die orchestralen Stücke passen wunderbar zur Fantasy-Atmosphäre.
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