Eine graue Horde stinkender, seelenloser Scheusale hat uns umzingelt. Es müssen Hunderte sein, in jeder Richtung, soweit das Auge blickt. Wir sind massiv in der Unterzahl und müssen all unsere Fertigkeiten unter Beweis stellen, um hier lebend rauszukommen.
Was klingt wie Last-Minute-Weihnachtseinkäufe im Kaufhof, beschreibt in Wirklichkeit die gewaltigen Schlachten, die wir immer wieder im Rollenspiel Die Zwerge ausfechten. Mit nur gerademal vier Helden nehmen wir ganze Heere auseinander, lassen Horden von Untoten, Orks und was an Fieslingen sonst noch so anfällt durch die Luft fliegen, von Klippen segeln und in ihre Einzelteile zerplatzen.
Ob wir überleben, hängt nicht nur von unserem taktischen Geschick und unserer Auswahl an Charakteren und Fähigkeiten ab, sondern auch von unseren Entscheidungen in der Story. Und die ist ein weiteres Highlight des Spiels. Die Geschichte des Protagonisten Tungdil Bolofar spielt sich oft beinahe wie eine Art interaktives Hörbuch. Die spannende Handlung fesselt uns und ist großartig vertont, dass wir gar nicht genug davon bekommen.
Die Hauptstory von Die Zwerge basiert auf dem Fantasy-Bestseller von Markus Heitz. Fans des Romans bekommen hier ein tolles Spiel zum Buch mit vielen Anspielungen, alle anderen eine der besten Rollenspiel-Geschichten der letzten Jahre, die auch ohne Vorkenntnisse begeistert und stets verständlich bleibt.
Ganz großes Fantasy-Kopfkino
Hauptfigur Tungdil ist unter Menschen aufgewachsen. Sein Wissen über andere Zwerge hat er aus Büchern. Er selbst ist noch keinem Angehörigen seines Volkes begegnet. Als er in die Welt hinauszieht, ist er genauso unerfahren wie der Spieler selbst und lernt erst nach und nach, was es bedeutet, ein »Unterirdischer« zu sein.
Das ist erzählerisch clever, weil wir uns so wunderbar in ihn hineinversetzen können. Menschen reagieren auf ihn oft misstrauisch, ängstlich oder feindselig. Und unser Handeln bestimmt, ob wir neue Freunde und Verbündete finden oder uns jemanden zum Feind machen.
Diese Story-Sequenzen spielen sich auf der Weltkarte ab. Dort wandern wir von einem Reiseziel zum nächsten, während ein Erzähler beschreibt, was wir erleben und was sich um uns herum abspielt. Anstelle einer detaillierten, frei begehbaren Spielwelt gibt's also Kopfkino, aber das stört uns nicht im geringsten. Die professionellen deutschen Sprecher erwecken die spannenden Geschichten und Nebenmissionen zum Leben, auch wenn sich hier und da immer wieder mal Stimmen wiederholen.
Die Haupthandlung ist an die Buchvorlage gebunden, dennoch gewährt das Spiel reichlich Entscheidungsfreiheit mit spürbaren Konsequenzen. Riskieren wir Leib und Leben für ein wehrloses Dorf, das von marodierenden Orks überfallen wird, finden wir dort möglicherweise Verbündete für unsere nächste Schlacht oder eine Nebenaufgabe, die uns entgeht, wenn wir die Dorfbewohner ihrem Schicksal überlassen.
Zwerge machen Schaden
Die Zwerge lebt von seiner großartigen Story und seinen tollen Texten. Zumindest bei einigen Ingame-Beschreibungen und bei der Grammatik schaut man aber besser nicht ganz so genau hin. Immer wieder gibt uns das Spiel Tipps wie: »Fähigkeit X macht viel Schaden.«
Das mag stimmen, trotzdem ist diese Wortwahl in einem ansonsten fantastisch geschriebenen Spiel etwas unglücklich. Auch mit »das« und »dass« steht Entwickler KING Art Games ein wenig auf Kriegsfuß. Dass wir solchen Kleinkram aber überhaupt erst erwähnen, spricht für die ansonsten hervorragende Qualität des Spiels.
Größere Bugs oder gar Spielabstürze sind uns dagegen keine untergekommen. Und in einer Zeit, in der es fast schon normal ist, dass man für Spiele zum Release-Tag Patches herunterladen muss, die oft größer sind als die komplette Installation an sich, sind wir gleich doppelt happy, wenn ein Titel mal voll funktionsfähig ausgeliefert wird. Recht so!
Harte Entscheidungen, harte Folgen
Wir bestimmen, wie sich Tungdil in jeder Situation verhalten soll. Verbringen wir die Nacht ohne vorherige Sicherheitsvorkehrungen an einem scheinbar verlassenen Rastplatz? Oder nächtigen wir doch lieber gut versteckt?
Im Extremfall kann eine falsche Entscheidung schon mal dazu führen, dass uns eine Grünhaut hinterrücks die Kehle durchschneidet und wir neu laden müssen. Das soll gar nicht heißen, dass es Die Zwerge darauf anlegt, uns abzumurksen und das Abenteuer zur Qual zu machen. Aber jede Entscheidung will wohl überlegt sein - wer clever spielt, hat es einfacher.
Unser Verhalten beeinflusst auch das Verhältnis unserer Gruppenmitglieder zueinander. Wer Seite an Seite mit Gefährten kämpft, die er gut leiden kann, erhält beispielsweise Aktionspunkte-Boni und schlägt sich einfach besser.
Fühlt sich eine Schlacht mal unschaffbar schwierig an, lohnt es sich, den Bewohnern umliegender Dörfer bei ihren Problemen zu helfen, Mitstreiter zu finden oder unterwegs ein paar Söldner anzuheuern. Von den 15 spielbaren Helden dürfen nämlich immer nur vier Stück gleichzeitig in den Kampf. Da ist ein wenig computergesteuerte Dorf oder Söldner-Unterstützung nie verkehrt.
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