Seite 9: Die 100 besten Videospielstorys im großen GamePro-Ranking - Plätze 10-1

20 – Star Wars: Knights of the Old Republic

1:06 Star Wars: Knights of the Old Republic - Trailer kündigt Remake des Kult-RPGs an

• Release: 2003
• Plattformen: Xbox, PC
• Genre: Rollenspiel

Tobias Veltin: Die Story von Star Wars: Knights of the Old Republic nur auf ihren Hauptstrang rund um den Jedi-Ritter Revan und die Zerstörung einer mächtigen Sith-Waffe zu beschränken, wäre diesem RPG-Epos nicht angemessen. Vielmehr macht die Vielfalt der Charaktere (Juhani, Zaalbar, Bastila Shan und so viele mehr) und der zahlreichen Nebenaufgaben die große Faszination des Spiels aus. Wenn ich alleine an einige Sequenzen auf Dantooine oder Kashyyyk denke, bekomme ich eine wohlige Gänsehaut. Dazu die spielerische Entscheidungsfreiheit, den Plot an vielen Stellen in völlig unterschiedliche Richtungen laufen zu lassen – hach, KoTor ist einfach ein grandioes Spiel, das mit dem Remake hoffentlich zukünftig ein zeitgemäße Neuauflage spendiert bekommt.

Ein Detail der Story hat mein Kinnlade aber so hart nach unten donnern lassen, wie eigentlich kaum ein Spiel zuvor und zwar der Twist am Ende, der auch in der Star Wars-Community übergreifend als einer der besten Spielmomente überhaupt gilt. Apropos: Dass die KotoR-Geschichte für mich ganz nebenbei auch die Plots der allermeisten Star Wars-Filme hinter sich lässt, versteht sich vermutlich von selbst.

19 – Dragon Age: Origins

Dragon Age: Origins - Trailer mit Musik von Corvus Corax

• Release: 2009
• Plattform: PC, PS3, Xbox 360
• Genre: Rollenspiel

Rae Grimm: Zu sagen, dass Dragon Age: Origins eine gute Geschichte hat, würde dem RPG von BioWare nicht gerecht werden. Denn DA:O hat viele gute Geschichten. Damit meine ich nicht nur die mitreißenden Nebenquests, sondern vor allem die Tatsache, dass man das RPG mehrmals durchspielen und immer wieder eine neue Story erleben kann. Sicherlich, die Eckpfeiler um den Kampf gegen die sogenannte Dunkle Brut bleiben gleich und wirken auf den ersten Blick wie Fantasy-Standard. Was das Rollenspiel davon dann aber abhebt und in den Storytelling-Olymp bringt, ist die Entscheidungsfreiheit, die jeden Durchlauf zu einer neuen Erfahrung machen. Wie viele Spiele bieten uns schließlich sonst die Möglichkeit, sechs völlig unterschiedliche Origin-Storys zu spielen, die nicht nur Einfluss auf das Spiel selbst, sondern auch das Ende nehmen? 

Jede kleine Entscheidung kann große Auswirkungen haben; sodass selbst ein Nebensatz plötzlich unerwartetes Gewicht besitzt. Dass Dragon Age: Origins noch dazu mit liebenswerten und erinnerungswürdigen Charakteren aufwartet und großartigen Dialogen trägt sein Übriges dazu bei, dass Story-Fans kaum am Auftakt der DA-Reihe vorbeikommen. Vielleicht bin ich aber auch nur etwas vorgenommen, denn DA:O hat für mich den besonderen Bonus, dass es dafür gesorgt hat, dass ich nach ein paar Jahren Gaming-Abstinenz nicht nur wieder zurück zu Videospielen gefunden, sondern mich neu in das Medium verliebt habe. Das allein dürfte ebenfalls für die Qualität des Storytellings von BioWare sprechen.

18 – Alan Wake

13:40 Mein Lieblingsspiel Alan Wake ist der größte Fluch seiner Entwickler

• Release: 2010
• Plattform: Xbox 360, Xbox One, Xbox Series, PS4, PS5, Switch, PC
• Genre: Action-Adventure

Dennis Michel: Der Mystery-Thriller rund um Schriftsteller Alan Wake ist bis heute die packendste Geschichte, die ich in einem Videospiel erlebt habe. Die düstere und überaus kryptische Story ist aber wahrlich keine leichte Kost und verlangt von mir, mich mit den Ereignissen und Wendungen auseinanderzusetzen und sie zu interpretieren. Alan Wake samt seinen beiden Story-Erweiterungen hat mich dazu gebracht, auch nach dem Abspann noch lange über das Erlebte nachzudenken und zu schauen, zu welchen Schlüssen die Fan-Community gelangt ist.

Doch um was geht es im Mystery-Adventure überhaupt? Erzählt wird die Geschichte des Bestseller-Autors Alan Wake, der seit Monaten nicht nur unter Schlafproblemen, sondern auch unter einer Schreibblockade leidet. Um den Kopf freizubekommen, fährt er mit seiner Frau in ein verschlafenes US-Dorf namens Bright Falls, in dem kurz nach der Ankunft seine bessere Hälfte spurlos verschwindet. Alan selbst findet sich kurz darauf in einer surrealen Welt wieder und stellt fest, dass sein eigenes Schaffen als Schriftsteller hinter den Ereignissen steckt. Den Rest lasse ich an der Stelle offen und gebe euch nur die Empfehlung, dieses Meisterwerk in der tollen Remastered-Version unbedingt nachzuholen.

17 – Transistor

1:51 Transistor - Launch-Trailer zum Action-Rollenspiel

• Release: 2014
• Plattform: PS4, Xbox One, Switch, PC
• Genre: Action-Strategie

Sebastian Zeitz: Supergiant Games ist an diesem Punkt in der Liste schon lange kein unbekanntes Studio mehr. Denn auch Transistor, das vierte Spiel des Teams, besticht erneut durch die Geschichte. Von Beginn an hat mich das Spiel rund um die Sängerin Red und ihr Schwert, das titelgebende Transistor, gepackt. Und das liegt vor allem an den Charakteren und ihre Stimmen, die die melancholische Stimmung perfekt verkörpern.

Die Geschichte an sich kommt zunächst recht typisch daher. Eine Heldin muss zusammen mit einem sprechenden Gegenstand eine mysteriöse Cyberstadt retten. Aber im Spielverkauf wird immer deutlicher, worum es eigentlich geht. Und das ist keine leichte Kost, denn es werden Themen wie Depression oder Suizid behandelt, die auch integral für die gesamte Erzählung sind.

Reds Suche nach ihrer Stimme, die für eine Sängerin das Wichtigste ist, hat mich zum Release zu einem absoluten Supergiant Games-Fan gemacht. Zum Ende hin saß ich mit Tränen in den Augen vor dem Bildschirm, aber nicht, weil es super traurig war, sondern weil es ein glückliches ist. Und es war vor allem dank des wunderbaren Songs "Paper Boats" so emotional, dass ich mir keinen besseren Abschluss hätte wünschen können.

16 – Gone Home

1:07 Gone Home - Launch-Trailer für PS4 und Xbox One

• Release: 2016
• Plattform: PS4, Xbox One, Nintendo Switch, PC
• Genre: Adventure, Walking Simulator

Annika Bavendiek: Als Katie 1995 nach einem Auslandsjahr nach Hause zurückkehrt, findet sie ein leeres Haus und lediglich eine Nachricht ihrer Schwester Sam vor. Von der Familie fehlt jedoch jede Spur. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als in das große und unheimliche Haus einzusteigen und Raum für Raum nach Hinweisen abzusuchen. Mittels Briefen, Notizen, Zeichnungen und vielem mehr puzzeln wir uns so die Geschichte zusammen.

Das mag nach einem Horrorspiel klingen, stattdessen offenbart sich das Ganze aber nach und nach als schön intime Story über das Erwachsenwerden. Es geht um alltägliche Probleme und Katastrophen, menschlich und herzzerreißend, aber nie abgehoben oder kitschig. Eine Geschichte, die zwar mit gut zwei Stunden recht kurz ist, mich aber persönlich komplett gefesselt hat.

15 – Horizon Zero Dawn

3:05 Horizon: Zero Dawn - Launch Trailer zeigt die Weiten der Post-Postapokalypse

• Release: 1. März 2017
• Plattform: PS4, PC
• Genre: Action-RPG

Linda Sprenger: Horizon Zero Dawn versetzt uns in eine post-postapokalyptische Zukunft, in der aggressive Maschinen die Erde erobert haben und an der Spitze der Nahrungskette stehen. Die letzten Überbleibsel der Menschheit haben sich in Stämmen zusammengefunden und versuchen, mit primitiven Waffen wie Bögen oder Speeren in der rauen neuen Welt zu überleben. Im Zentrum der Geschichte steht die junge Nora-Jägerin Aloy, die herausfinden will, was hinter den unheilvollen Maschinen steckt und warum sie Jagd auf Menschen machen. 

Aber nicht nur die metallischen Bestien dienen als Anreiz für Aloy, in die große weite Welt herauszuziehen und nach Antworten zu suchen, sondern auch und insbesondere das Mysterium ihrer Mutter. So verknüpft Horizon Zero Dawn eine einfache aber berührende Geschichte mit einer reichhaltigen Hard-Sci-Fi-Lore. Das empfand ich damals als so spannend und neu, dass ich bis zum Ende an den Bildschirm gefesselt wurde.

14 – Batman: Arkham City

11:17 Batman: Arkham City - Test-Video für Xbox 360 und PlayStation 3

• Release: 2011
• Plattform: PS3, Xbox 360, Wii U
• Genre: Action-Adventure

Kai Schmidt: In der Fortsetzung des Überraschungshits Batman: Arkham Asylum riegelt die Stadt einen Teil Gothams ab, um dort Verbrecher und Psychopathen unterzubringen. Dieses "Arkham City" war eine Idee von Batmans Gegner Dr. Hugo Strange, der sich offenbar vom John-Carpenter-Klassiker "Die Klapperschlange" inspirieren ließ. Der geniale Superschurke lässt Bruce Wayne bei Protesten gegen die Eröffnung der Einrichtung verhaften und wohlwissend um seine Geheimidentität als Batman in Arkham City einsperren. Bruce lässt sich von Alfred jedoch seine Ausrüstung schicken und stellt in der Verbrecherstadt Nachforschungen an.

Dabei wird er vom Joker mit der Blutkrankheit infiziert, die er sich durch die Nutzung des Supermutagens Titan in Batman: Arkham Asylum einhandelte und die ihn nun umbringt. Batman wird auf die Suche nach einem Gegenmittel geschickt, bei der er auf zahlreiche bekannte Superschurken trifft. Doch das ist noch nicht alles, denn Hugo Strange plant insgeheim, Arkham City zu bombardieren, um das Verbrechen auszurotten.

Die Fortsetzung spielt anders als der Vorgänger nicht in einem verwinkelten Komplex, sondern präsentiert sich als Open World, in der ihr als Batman durch die Lüfte gleitet und herumstreunende Banden vermöbelt. Das wirkt sich jedoch weder auf die Qualität der spannenden Story noch auf die meisterhafte Art ihrer Erzählung negativ aus. Gerade das Finale mit dem Joker zählt auch elf Jahre nach Veröffentlichung noch zu den großen Momenten der Spielegeschichte. Das Zusammenspiel vor allem der englischen Sprecher Kevin Conroy (Batman) und Mark Hamill (Joker) ist wie bereits in "Batman: The Animated Series" fantastisch, und der Plot von Paul Dini, der ebenfalls an der Zeichentrickserie arbeitete und ihr seinen Stempel aufdrückte, beeindruckt mit geschickten Spannungsmomenten und Storywendungen.

13 – NieR Automata

2:11 NieR Automata - »Der Tod ist dein Anfang« - Trailer zum PS4-Launch

• Release: 2017
• Plattform: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch
• Genre: Action-Rollenspiel

Eleen Reinke: NieR Automata wirkt auf den ersten Blick wie ein typisches JRPG samt leicht bekleideter weiblicher Charaktere, denen wir unter den Rock schauen können. Die Story des Spiels ist aber alles andere als oberflächlich und setzt sich stattdessen mit tiefgreifenden und philosophischen Fragen über Existenz, Freiheit und Menschlichkeit auseinander. Das Spiel hat dabei verschiedene Enden, die wir nacheinander freispielen können und die uns zwingen, unsere Perspektive auf die Story zu überdenken.

So richtig mitgenommen hat mich persönlich die Geschichte von NieR Automata aber erst beim letzten Haupt-Ende. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto deprimierender wird es nämlich, besonders bei den Enden C und D. Damit ist es aber noch nicht vorbei, das Spiel gibt uns hier stattdessen die Möglichkeit, ein "wahres" Ende freizuspielen. Dafür müssen wir allerdings ein fast unmögliches Shooter-Minispiel absolvieren. Scheitern wir ein paar Mal, können wir Hilfe annehmen. Die kommt durch andere Spieler*innen, die eingewilligt haben, ihren Spielstand dafür aufzugeben. Wenn dann auch noch der Soundtrack zum Chor anschwillt, während ein Spielstand nach dem anderen zerstört wird, fühlt es sich an, als wolle das Spiel mir sagen: "Hey, du bist nicht alleine!" Und genau hier versteckt NieR Automata auch die Antwort auf seine zentrale Frage, wofür es sich zu kämpfen lohnt.

12 – Bioshock Infinite

12:48 BioShock Infinite - Test-Video zu Irrationals »himmlischem« Shooter

• Release: 2013
• Plattformen: PS3, Xbox 360, PC
• Genre: Action-Adventure/Shooter 

Tobias Veltin: Wenn es zu einem Spiel zig Story-Erklärungsvideos gibt, spricht das entweder für deren Versagen – oder deren Brillanz. Bei Bioshock Infinite ist eindeutig letzteres der Fall und die Faszination der Geschichte mag auch daher rühren, dass man beim ersten Durchgang möglicherweise nicht alles versteht, aber direkt nach dem Abspann mit irgendwem darüber diskutieren möchte. 

Bis dahin ist Bioshock Infinite aber ein spannendes Puzzle, bei dem die Teile erst nach und nach an ihren Platz fallen, denn nicht nur nach dem Ende, sondern auch zu Beginn schwirren viele Fragezeichen in meinem Kopf herum. Als Privatdetektiv Booker DeWitt soll ich eigentlich “nur” eine junge Frau namens Elizabeth aus der fliegenden Stadt Columbia herausholen, welche nicht nur durch ihr Design begeistert, sondern auch durch ihre Mysterien wie den Erbauer Zachary Comstock oder den riesigen Robotervogel Songbird. Spätestens, als Bioshock Infinite durchblicken ließ, dass es um ein Multiversum geht, war ich vom Plot komplett gefangen. Bis zum berühmt-berüchtigten Mindfuck-Ende, dass mich direkt danach in eben jene Erklärungsvideos abtauchen ließ. 

Doch nicht nur die Geschichte des Hauptspiels gehört zur verzwicktesten, die je in einem Videospiel erzählt wurden, auch die erschienenen DLCs können sich mehr als sehen lassen. Hierbei sticht vor allem die zweiteilige Burial at Sea-Episode heraus, in der wir in die Rolle von Elizabeth schlüpfen und die gekonnt einen Bogen zu Bioshock 1 und dessen Schauplatz Rapture schlägt.

11 – The Last of Us Part 1

1:30 The Last of Us Remake-Trailer enthüllt die überarbeitete Fassung für PS5

• Release: 2013
• Plattform: PS3, PS4, PS5, PC
• Genre: Action-Adventure

Annika Bavendiek: Die Geschichte von The Last of Us ist düster, melancholisch, brutal und unbarmherzig. Aber sie ist genauso berührend, liebevoll, abwechslungsreich und packend. Und genau dieser Mix macht das Spiel wahrlich zu einem erwachsenen Endzeit-Epos, der mich mehr als einmal durch die emotionale Mangel gedreht hat.

Der verheerende Cordyceps, der den Großteil der Menschheit getötet oder in Mutanten verwandelt hat, bildet dabei nur das gute Grundgerüst für die postapokalyptische Welt, durch die sich Schmuggler Joel zusammen mit der immunen 14-jährigen Ellie kämpfen muss. Die komplexen Charaktere, die filmische Inszenierung samt Soundtrack, der unter die Haut geht, sowie die sich entwickelnde Vater-Tochter-Dynamik, machen The Last of Us allerdings erst so richtig meisterlich. Das kontroverse, aber schlicht menschliche Ende, ist da dann noch das Tüpfelchen auf dem i.

Part 1 spielt zwar nicht so sehr mit Wendungen und Perspektiven wie das ebenfalls grandiose The Last of Us Part 2, verliert aber dennoch nicht an Wirkung. Sowohl die Remastered-Version als auch das Remake haben gezeigt, dass diese ergreifende Geschichte auch beim erneuten Durchspielen funktioniert und nachhallt. Und das muss ein Spiel erst einmal schaffen.