80 – Tiny Tina’s Wonderlands
- Release: 2022
- Plattform: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S
- Genre: Shooter
Eleen Reinke: Tiny Tina’s Wonderlands liefert vor allem eines: Abgedrehte Action und Charaktere in einem Dungeons & Dragons-Setting. Wie aber schon der Borderlands 2-DLC Tiny Tina’s Sturm auf die Drachenfestung, der als Vorlage für das neue Spiel diente, steckt ein überraschend emotionaler Kern unter all dem. Während Tina im DLC den Verlust eines geliebten Menschen verarbeitet hat, muss sie sich diesmal den Fehlern ihrer Vergangenheit stellen. Eingebettet ist das Ganze in eine quietschbunte Welt voller Einhörner, Regenbögen und jeder Menge D&D-Referenzen.
Besonders Spieler*innen des TTRPGs werden hier gerne mal Schmunzeln oder an ihre eigenen missglückten Abenteuer zurückdenken. Ich sage nur: Die Mission mit dem Mann mit dem blauen Hut. Eigentlich soll der nur ein NPC sein, die Charaktere sind aber so auf ihn fokussiert, dass Tina sich spontan eine Geschichte ausdenken muss und damit das komplette Abenteuer entgleisen lässt. Hach, welcher Dungeon Master kennt das nicht?
79 – Subsurface Circular
- Release: 2017
- Plattform: PC, Nintendo Switch, iOS
- Genre: Adventure
Rae Grimm: Eines der Dinge, die ich an Bithell Games besonders schätze, ist, dass jedes Spiel wieder eine Überraschung ist. Keines gleicht dem anderen, auch wenn sie fast alle meisterliches Storytelling und eine ordentliche Prise Kreativität innehaben. Trotzdem kam Subsurface Circular unerwartet, schließlich ist die Hochzeit von Text-Adventures schon seit einiger Zeit vorbei. Und wenn ich mir das minimalistische Abenteuer so angucke, dann ist das verdammt schade.
Subsurface Circular ist ein erzählerisches Meisterwerk, das mit so vielen Wendungen daher kommt, dass man nie genau weiß, wohin die Reise in der U-Bahn, in der es spielt, nun geht. Als Detektiv ist es unsere Aufgabe, herauszufinden, was es mit dem Verschwinden der Roboter-Arbeitsklasse auf sich hat, wofür wir Wörter und Satzfragmente sammeln und diese in Dialogen gegen unseren Gegenüber verwenden. Das Resultat ist nicht nur ein unglaublich spannendes Puzzle, sondern auch ein erzählerisches Experiment, das vollkommen aufgeht.
78 – Bastion
- Release: 2011
- Plattform: PS Vita, PS4, Xbox 360, Xbox One, Switch, PC, Mobile
- Genre: Action-Adventure
Dennis Michel: Auf Platz 78 und mit Bastion kommt dann auch das erste Spiel von Supergiant Games auf unsere Liste, das, soviel kann ich schon vorwegnehmen, nicht das letzte vom Indie-Entwickler sein wird.
Was mir von Bastion neben seinem grandiosen Soundtrack natürlich am meisten im Gedächtnis geblieben ist, ist die so einzigartige Stimme von Logan Cunningham, der wie in Transistor, Pyre und auch Hades als Erzähler die Ereignisse kommentiert. Ohne seine Stimme wäre die Reise von Kid zwar noch immer ein launiges und durchaus atmosphärisches Action-Adventure, doch wegen seiner Kommentare über die Spielwelt und die Reise des kleinen Jungen wird aus Bastion ein absolutes Meisterwerk.
77 – This War of Mine
- Release: 2014
- Plattform: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch, iOS, Android
- Genre: Survival-Adventure
Annika Bavendiek: This War of Mine schlägt als Anti-Kriegsspiel, in dem wir das Elend und die Gefahren von Zivilisten an einer verschneiten Front miterleben, einen wirklich ernsten Ton an, der uns durch die komplette Story trägt. Und das so sehr, dass ich mehr als einmal einen dicken Kloß im Hals hatte.
Aber genau diese Ernsthaftigkeit mit seinen schweren Entscheidungen macht das Survival-Erlebnis mit seiner, wenn auch grundlegend immer gleichen Geschichte, eben so gut. Ob als Lehrer, Rebell oder dank DLC sogar als Kind: Wir erleben hautnah mit, was es bedeutet, ums nackte Überleben zu kämpfen, statt wie in den meisten Kriegsspielen an der Front den oder die übermächtige*n Held*in zu spielen. Und das beschäftigt auch noch, nachdem PC oder Konsole längst aus sind.
76 – Metal Gear Solid 3: Snake Eater
- Release: 2004
- Plattform: PS2, PS3, Xbox 360, 3DS, PS Vita
- Genre: Action
Sebastian Zeitz: Kaum ein anderes Spiel wie Metal Gear Solid 3: Snake Eater schafft es, bei mir das Gefühl zu erzeugen, dass ich Teil eines Spionage-Thrillers bin. Denn genau das passiert in MGS3 und zusammen mit Naked Snake sitze ich da und frage mich immer wieder, wer denn jetzt eigentlich für wen arbeitet.
Aber den größten Clou liefert das Spiel mit dem Bösewicht The Boss. Stundenlang bekämpfe ich sie und ihre Truppe und bin davon überzeugt, auf der richtigen Seite der Ereignisse (in diesem Falle der USA) zu stehen. Dabei decke ich mit der Zeit aber auf, dass The Boss das Ganze aus reinem Patriotismus macht. Das spitzt sich zum Ende hin immer mehr zu, bis zu zu einem epischen Kampf in einem weißen Blumenfeld. Mit dem letzten Schuss beendet Snake nicht nur den Auftrag von The Boss, sondern steigt selbst zu Big Boss auf und ist somit Teil eines Systems, von dem er gerade erst einige Geheimnisse aufgedeckt hat.
Dass sich Kojima stark von Spionage-Filmen hat inspirieren lassen, zeigt auch bereits das Eröffnungssequenz. Denn der titelgebende Song Snake Eater ist die perfekte Hommage an James Bond-Songs und hätte auch prima in einen Film mit dem britischen Geheimagenten gepasst.
75 – Shadow of the Colossus
- Release: 2006
- Plattform: PS2, PS4 (2018)
- Genre: Action-Adventure
Samara Summer: Mit Shadow of the Colossus ist es ein wenig wie mit The Last Guardian: Die Story lebt von ihrer großartigen Inszenierung. Auch hier stellt für mich die Bindung zwischen Mensch und Tier wieder eine wichtige emotionale Komponente dar. Durch eine einsame und mysteriöse Welt wird Protagonist Wander nämlich von seinem treuen Pferd Agro getragen.
Sein Ziel ist es, ein totes Mädchen wieder zum Leben zu erwecken und auf diesem Abenteuer muss er sich den Kolossen stellen .Selten hatte ich ein so schlechtes Gewissen dabei, Bosse zu töten. Für mich funktioniert die Story von Shadow of the Colossus so gut, weil sie mir eine spannende Mischung aus konkreter Handlung und vagen Andeutungen gibt, die meine eigene Fantasie anregen.
74 – Death Stranding
- Release: 2019
- Plattform: PS4, PS5, PC
- Genre: Action-Adventure
Dennis Michel: Was das Gameplay aber auch die Geschichte von Death Stranding anbelangt, gibt es gefühlt nur zwei Meinungen. Entweder man liebt die entschleunigte Art des Spiels, als einsamer Postbote durch die zerklüftete Spielwelt zu laufen und die unfassbar skurrilen und teils schon surrealen Charaktere, oder man kann mit Kojima Productions außergewöhnlichem Abenteuer so überhaupt nichts anfangen und langweilt sich bereits nach wenigen Sekunden zu Tode.
Bei mir hat Death Stranding sofort "Klick" gemacht und es gibt kaum ein zweites Spiel aus dem vergangenen Jahrzehnt, das mich beim Spielen rückblickend so gefesselt hat. Zugegeben, die letzten fünf Stunden waren dann auch mir zu wirr und zu gestreckt, aber zuvor hab ich von der Würmchen-fressenden Fragile bis hin zum todgeweihten Heartman über die ganzen Cameo-Auftritte das Spiel unglaublich genossen, da es sich aus der Masse von Videospielen einfach stark hervorhebt.
73 – Yakuza: Like a Dragon
- Release: 2020
- Plattform: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC
- Genre: RPG
Hannes Rossow: Wenn eine langlebige Reihe nach sechs großen Ablegern mit demselben, liebgewonnenen Protagonisten plötzlich neu erfunden werden soll, geht das in der Regel schief. Yakuza: Like a Dragon verabschiedete sich nicht nur vom sanften Riesen Kazuya Kiryu sondern auch vom actionreichen Brawler-Gameplay. Stattdessen wartete jetzt der naive Ichiban Kasuga mit einem rundenbasierten Kampfsystem auf, das von Dragon Quest inspiriert wurde – im wahrsten Sinne des Wortes.
Es ist selten, männliche Videospiel-Protagonisten zu erleben, die sich großherzig, empathisch und loyal zeigen und sich nicht hinter einen rauen Schale verstecken, die andere Menschen auf Distanz hält. Es ist eine Freude, die offene Art von Ichiban zu sehen und ein Abenteuer zu bestreiten, das von aufrichtiger Menschenliebe motiviert ist. Ganz ohne Kitsch, ganz ohne Pathos. Trotz seines Hintergrunds als Handlanger der Yakuza darf Ichiban ganz ohne toxische Männlichkeit agieren, Schwächen zeigen, weinen, mitfühlen und trotzdem stark sein, wenn er seine Stärke braucht.
72 – Life is Strange: True Colors
- Release: 2021
- Plattform: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Switch PC
- Genre: Adventure
Sebastian Zeitz: Life is Strange zeichnete bereits im ersten Teil eine melancholische Stimmung aus und fühlte sich wie die spielbare Version eines Indie-Films mitsamt Sepia-Filter an. Deshalb hat mich True Colors doch noch einmal überrascht.
Denn die Hauptfigur Alex hat nicht nur eine besondere Fähigkeit, die auf dem Manipulieren von Emotionen basiert, was für einige schöne Szenen sorgt. Sondern auch mit ihrer Sexualität wird im Spiel etwas gemacht, was für das Genre ziemlich ungewöhnlich ist. Denn normalerweise sind Protagonisten meist in ihrer Sexualität von den Spieler*innen beeinflusst. Alex hingegen ist immer Bi, egal, ob ich mich für Steph, Ryan oder keinen von ihnen entscheide. Wenn das Spiel vorbei ist und die Beziehung nach den Ereignissen auseinander geht, dann wird Alex weiterhin bisexuell sein. Das macht für mich die Geschichte deutlich realistischer und lässt die Figuren so wirken, als wenn sie wirklich in dieser Welt leben und nicht nur innerhalb der Story eine Existenzberechtigung haben.
71 – Soma
- Release: 2015
- Plattform: PC, PS4, Xbox One
- Genre: Horror, Walking Simulator
Maximilian Franke: Nachdem sich Protagonist Simon in Soma für ein medizinisches Experiment meldet, erwacht er plötzlich in einer merkwürdigen Forschungsanlage, die von Maschinen angetrieben wird. Schnell wird klar, dass er das ein oder andere Jahrzehnt offenbar verschlafen hat und es der Menschheit in der Zwischenzeit ziemlich an den Kragen ging.
Viel mehr will ich auch gar nicht verraten. Soma hat mich mehr als einmal damit überrascht, in welche Richtung sich die SciFi-Geschichte entwickelt und wirft sehr viele spannende Fragen auf. Das wichtigste ist eigentlich: Am Ende saß ich wirklich mit offenem Mund vor dem Bildschirm und hatte viel zum Nachdenken.
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