10 – The Stanley Parable
- Release: 2013
- Plattform: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch
- Genre: Adventure
Maximilian Franke: Unsere hohe Platzierung für The Stanley Parable mag für einige seltsam wirken. Denn eigentlich hat das Spiel gar keine "richtige Story", aber WIE es mit dem Geschichten-Erzählen umgeht, ist absolut großartig. Ihr erwacht in einem leeren und langweiligen Bürogebäude. Nur eine Erzählerstimme leistet euch Gesellschaft und kommentiert alles, was ihr tut oder gibt euch Anweisungen.
Wie ihr auf den Erzähler reagiert, bleibt euch überlassen und die Ergebnisse sind immer mindestens witzig, manchmal sogar fast schon genial. Ich glaube, kein anderes Spiel hat so oft mit meinen Erwartungen gebrochen und mich überrascht. Manchmal fühlte ich mich von den Entwickler*innen regelrecht ertappt. Stanley Parable ist schwer zu beschreiben. Spielt es einfach selbst, es lohnt sich!
09 – What Remains of Edith Finch
- Release: 2017
- Plattform: PC, PS4, Xbox One, Switch
- Genre: Adventure
Samara Summer: What Remains of Edith Finch hat mich am Anfang so richtig veräppelt, mit seinem hübschen chaotischen Haus, das auf den ersten Blick einfach nur gemütlich wirkte. In den einzelnen Zimmern habe ich dann aber unerwartet heftige Themen vorgefunden, die ganz schön an mir gezehrt haben können.
Edith ist die einzige noch lebende Finch und behauptet, dass das einem Familienfluch geschuldet sei. Die Geschichten der einzelnen Familienmitglieder und ihrer Tode, wirken auch zunächst surreal und übernatürlich. Schnell dämmerte mir aber, dass hinter der fantasievollen Verpackung ziemlich weltliche tragische Geschichten stecken. Genau das macht What Remains of Edith Finch für mich so besonders: das perfekte Zusammenspiel aus ernsten Storys, die richtig nahe gehen können, einer fantastischen und metaphorischen Erzählweise und den dazu passenden Spielmechaniken. Und das Ende und vor allem das Kapitel mit der Fischfabrik, das sich um Ediths älteren Bruder Lewis dreht, musste ich erst mal verdauen.
08 – Spec Ops: The Line
- Release: 2012
- Plattform: PS3, Xbox 360, PC
- Genre: 3rd Person-Shooter
Maximilian Franke: Spec Ops: The Line überzeugt im versandeten Dubai nicht nur mit einem spannenden Setting, sondern ist mir vor allem durch seine sehr ernste und gut erzählte Geschichte in Erinnerung geblieben. Captain Martin Walker und sein kleines Team sollen im von Sandstürmen verwüsteten Dubai eigentlich nur nach Überlebenden Ausschau halten. Was sich aus der scheinbar simplen Mission entwickelt, ist aber eine harte und sehr ernste Story um Kriegsverbrechen, Schuld und posttraumatische Belastungsstörung.
Diese Art der Geschichte ist für das Deckungsshooter-Genre sehr untypisch. Aber auch abseits davon gibt es nicht viele andere Spiele, die ähnlich schwere Themen gut und eindringlich behandeln, weswegen der Titel auch in unserer Top 10 gelandet ist. Immer wieder fällt der Begriff "Anti-Kriegsspiel", wenn sich Fans über Spec Ops unterhalten. Der Begriff ist in meinen Augen für einen geradlinigen Action-Shooter zwar streitbar, aber es zeigt trotzdem, wie viel Eindruck das Spiel bei vielen Menschen hinterlassen hat.
07 – Silent Hill 2
- Release: 2002
- Plattform: PC, PS2, Xbox
- Genre: Survival-Horror
Samara Summer: Silent Hill 2 hält jede Menge Nebel, Soundterror und ein absolut kultiges Horrormonster parat – also eine ganze Menge hervorragender Horrorzutaten. Gleichzeitig ist das Spiel aber so viel mehr als einfach nur ein Schocker. Es erzählt nämlich eine tieftraurige Geschichte, bei der die angesprochenen Horrorelemente eben nicht nur dem Selbstzweck dienen, sondern eine metaphorische Bedeutung haben.
Silent Hill ist kein diesseitiger Ort, sondern vielmehr ein Konstrukt, das aus den Gefühlen der Charaktere entsteht, wie in diesem Fall Schuld. Und Pyramid Head ist nicht nur eine unfassbar markant designte Horrorgestalt, sondern die Manifestation des schlechten Gewissens von Hauptfigur James Sunderland. Silent Hill 2 bietet bei dem Punkt, an dem viele Gruselgeschichten scheitern, ein absolutes Highlight, nämlich bei der stimmigen Auflösung.
Gleichzeitig schafft es die Story aber auch, richtig Gänsehaut zu erzeugen, gerade da in dieser Welt alles so seltsam ist und ich anfangs einfach nicht wusste, woran ich bin und mich ziemlich verloren in einer feindlichen und unberechenbaren Umgebung fühlte.
06 – Hellblade
- Release: 2017
- Plattformen: PS4, Xbox One, PC
- Genre: Action-Adventure
Tobias Veltin: Man sollte sich schon ein bisschen in der nordischen Mythologie auskennen, um beim Plot von Senua’s Sacrifice nicht früher oder später den Überblick zu verlieren. Denn der wirft mit vielen Namen und Verbindungen um sich, die nicht immer leicht zu durchschauen sind. Glücklicherweise funktioniert die grundlgegende Story um die keltische Kriegerin, die ihren Liebsten Dillion nach einem grausamen Angriff der Nordmänner wieder von den Toten auferstehen lassen will, auch ohne Vorwissen. Zu einer ganz besonderen Story wird die Geschichte des Action-Adventures durch das, was in Senua bzw. ihrem Kopf passiert. Denn der Tod von Dillion hat ein Trauma hinterlassen, das sich nicht nur in Stimmen in ihrem Kopf bemerkbar macht, sondern auch zahlreiche Ängste hervorruft, die dank des Mediums im wahrsten Sinne des Wortes spielbar werden.
Mich hat das nicht nur nachhaltig beeindruckt, sondern auch überrascht. Denn als ich die Prämisse las, sprach mich das nur wenig an. In Erinnerung bleibt es mir aber neben Celeste als einer der Titel, die dem Thema "psychische Krankheiten" nicht nur angemessen begegnen, sondern es auch spielerisch interessant aufarbeiten.
05 – Final Fantasy 9
- Release: 16. Februar 2001
- Plattform: PS1, PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch, iOS, Android
- Genre: Rollenspiel
Linda Sprenger: In Final Fantasy 9 schlüpfen wir in die Rolle des Diebesjungen Zidane, Mitglied der kleinkriminellen Tantalus-Bande, und müssen Prinzessin Garnet aus dem Schloss Alexandrias entführen. Zur großen Überraschung des Blondschopfs will die junge Frau aber freiwillig entkommen und schließt sich der Bande kurzerhand an, da ihre Mutter, Königin Brane, offenbar zwielichtige Ziele verfolgt.
Auf der Flucht bekommt es die Truppe nicht nur mit den Schergen von Brane zu tun, sondern trifft auch auf den unheimlichen Kuja. Der weißhaarige Fiesling hat die Königin dazu angestiftet, die benachbarten Königreiche Lindblum und Burmecia zu unterwerfen. Nach und nach finden Zidane und seine Gefolgsleute die wahren Absichten von Kuja heraus und die Story wird zunehmend komplexer. Irgendwann geht es nicht mehr nur Krieg, sondern auch um Esper, Klone, einen zweiten Planeten namens Terra und noch einiges mehr.
Was mich als Kind aber so begeistern konnte, war nicht nur die reichhaltige Shakespeare-artige Fantasy-Geschichte, sondern insbesondere die Erzählweise über (zum damaligen Zeitpunkt) fantastisch inszenierte Zwischensequenzen und die liebevollen, mit viel sprachlichem Witz geschriebenen Textboxen, durch die mir die Charaktere schnell ans Herz wuchsen. Insbesondere der kleine Schwarzmagier Vivi, der für mich bis heute einer der sympathischsten Final Fantasy-Charaktere überhaupt ist.
04 – Red Dead Redemption 2
- Release: 2018
- Plattform: PS4, Xbox One
- Genre: Action-Adventure
Kai Schmidt: War Red Dead Redemption bereits ein außergewöhnlich gut erzählter Spätwestern, legt Red Dead Redemption 2 nochmal eine Schippe drauf. Die "2" im Titel täuscht allerdings, denn das Spiel erzählt die Vorgeschichte zu John Marstons dramatischer Gangsterjagd. John spielt hier eigentlich nur eine Nebenrolle, denn wir begleiten die van-der-Linde-Gang, deren Überlebende Mitglieder wir im ersten Teil zur Strecke bringen sollten, als Arthur Morgan. Beim Wort "Überlebende" sollte schon klar sein, was uns hier erwartet: Die Outlaws rauben den falschen Eisenbahnmagnaten aus und bekommen postwendend die gefürchteten Pinkerton-Detektive auf den Hals gehetzt.
Was folgt, ist eine dramatische Flucht quer durch die USA, bei der viele Gangmitglieder ihr Leben lassen müssen. Ob durch Schießereien, Intrigen, Verrat oder gar Krankheiten, die Gruppe schrumpft zusehends. Der Anführer der Bande wird dabei immer paranoider und verfällt schließlich dem Wahnsinn. Arthur Morgan hingegen beginnt immer mehr an seiner Lebensart und der Gang zu zweifeln, bis er sich am Ende entschließt, seine Sünden wiedergutzumachen – die titelgebende "Redemption", die ihm zwar keine Rolle im folgenden Abenteuer einbringt, aber einen Platz unter den erinnerungswürdigsten Spielfiguren aller Zeiten.
Einige finden Rockstars Edelwestern zu zäh erzählt und spielerisch zu sperrig. Nun, ich gönne jedem seine Meinung, muss an dieser Stelle jedoch heftig widersprechen. Klar, wer ein pausenloses Actiongeballer erwartet, ist hier natürlich falsch und sollte sich eher an den Urahnen Red Dead Revolver halten. Doch die Charakterzeichnungen der Figuren und die Leistungen der Darsteller*innen sind so gut, dass sie einen auf Anhieb fesseln und bis zum bitteren Ende dranbleiben lassen, wenn man sich erst mal darauf eingelassen hat. Um es vielleicht mit einem Filmvergleich zu sagen: Red Dead Redemption 2 ist weniger "Django" oder "Schneller als der Tod" und orientiert sich vielmehr an Ton und Tempo von Filmen wie Clint Eastwoods "Erbarmungslos" oder auch Sam Peckinpahs "The Wild Bunch".
03 – Mass Effect Legendary Edition
- Release: 2021
- Plattform: PC, PS4, PS5, Xbox Series X/S, Xbox One
- Genre: Rollenspiel
Eleen Reinke: Zweifellos hätte jeder Teil der Mass Effect-Trilogie seinen Platz in dieser Liste verdient. Was die Spiele aber so besonders macht, ist eigentlich gar nicht die Story an sich. Die sieht auf den ersten Blick nämlich nach simplem Action-Feuerwerk mit wenig Substanz aus: Als Commander Shepard müssen wir durch die Galaxie reisen und die Invasion der mysteriösen Reaper aufhalten, die alles hochentwickelte Leben auslöschen wollen. Wer jemals Serien wie Star Trek, Babylon 5 und Co. gesehen hat, dürfte diesen Plot sehr vertraut finden. Mass Effect schafft es aber wie kein anderes Spiel, dieses simple Gerüst mit emotionaler Tiefe und einer lebendigen Welt zu füllen. Neben der vielschichtigen Lore des Mass Effect-Universums zeigt sich das vor allem in den großartigen Charakteren, die wir über mehrere Spiele hinweg kennen und lieben lernen. Sie sind keine simplen NPCs, sondern komplexe Charaktere mit ihrer eigenen Geschichte, Kultur und Weltsicht.
Und eben das ist es auch, was unseren Entscheidungen in der Trilogie so viel Gewicht gibt. Natürlich geht es dabei auch um die Rettung der Galaxie – selbst die kleinste Wahl kann Auswirkungen haben, die wir erst viel später merken und durch die jede*s Spieler*in eine ganz individuelle Story bekommt. Aber viele der härtesten Entscheidungen sind an die Schicksale der Charaktere geknüpft – ich will hier als Beispiele mal die Selbstmordmission oder Priorität Tuchanka nennen. Zumindest für mich ist es schlicht unmöglich, hier eine analytische Entscheidung zu treffen. Dafür habe ich die Charaktere zu lieb gewonnen, bin zu emotional involviert in ihre Schicksale. Die Crew der Normandy ist für mich zur Familie geworden.
Genau aus dem Grund ist Mass Effect hier auch entgegen der vorab aufgestellten Regel als Trilogie aufgeführt: Während jedes einzelne Spiel für sich großartig ist, ist es die Summe unserer Entscheidungen und der Entwicklungen der verschiedenen Charaktere, welche die Mass Effect-Trilogie zu so einer besonderen Erfahrung macht.
02 – Disco Elysium
- Release: 2019
- Plattform: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Switch, PC
- Genre: Adventure
Hannes Rossow: Disco Elysium wird oft als RPG ohne Kämpfe bezeichnet. Das heißt, dass es zwar Charakterattribute und sammelbare Erfahrungspunkte gibt, aber eben kein Kampfsystem. Der schräge Detektiv-Thriller setzt stattdessen auf über 20 steigerbare Fähigkeiten wie "visuelles Kalkül", "Elektrochemie" oder "Schauspielkunst", die neue Dialogoptionen freischalten können. Das ist aber nicht der Kern von Disco Elysium, denn all diese Aspekte der eigenen Psyche agieren als tatsächliche Charaktere, die in den Gesprächen mit NPCs ihren Senf dazugeben und passende Beobachtungen oder Vorschläge machen.
Dieses "Reden mit sich selbst" macht den Charme von Disco Elysium aus und ist zugleich eine Erzählweise, wie ich sie noch nie zuvor erlebt habe. Die eigentliche Geschichte des Spiels, in der wir als ein von Alkoholproblemen geplagten Detektiv einen Gedächtnisverlust überwinden und einen Mordfall lösen müssen, ist ein Meisterwerk. Enormer Sprachwitz, clevere Wendungen, komplexe, politische Themen mit satirischem Anstrich und jeder Menge Humor. Aber erst wenn mich mein Unterbewusstsein zum peinlichen Karaoke-Auftritt überredet, wird Disco Elysium wirklich zu etwas ganz Besonderem.
01 – The Last of Us Part 2
- Release: 19. Juni 2020
- Plattform: PS4
- Genre: Action-Adventure
Linda Sprenger: In The Last of Us Part 2 schlüpfe ich ins Jeanshemd von Ellie und streife mit gezücktem Klappmesser durchs postapokalyptische Seattle. Eine militante Gruppierung namens "Washington Liberation Front", genauer gesagt Ellies Rivalin und WLF-Soldatin Abby, zeichnet für den Tod ihres Ziehvaters Joel verantwortlich. "Und sie muss dafür büßen!", das dachte ich zumindest anfangs. Natürlich war ich zunächst auf Ellies Seite, denn natürlich habe ich Joel während der Ereignisse des ersten The Last of Us liebgewonnen, war fast genauso stinksauer auf Abby wie Ellie selbst und ließ mich deshalb unbedarft auf den Rachefeldzug ein…
Doch in The Last of Us Part 2 geht es nicht nur um Rache. Vielmehr erzählt das Action-Adventure von Naughty Dog eine Geschichte über den Kreislauf der Gewalt, die mir die Konsequenzen meiner eigenen Handlungen immer wieder schonungslos vor Augen führt. Damit setzt das Abenteuer nicht nur neue Maßstäbe in Sachen Storytelling, sondern erzählt auch eine der emotionalsten Videospielgeschichten überhaupt.
Einen besonderen Aha-Moment in The Last of Us Part 2 werde ich wohl nie vergessen: Nach circa zehn Spielstunden habe ich mich als Ellie durch halb Seattle gekämpft und dabei wichtige Schlüsselfiguren der WLF auf dem Gewissen, unter anderem eine schwangere Frau und ihr ungeborenes Kind. Nach dem Mord an Mel und ihrem Baby stellte ich Ellies Rachegelüste das erste Mal richtig in Frage und begann damit, mich allmählich von dem Teenager zu distanzieren und eine gewisse Antipathie zu entwickeln. "Ellie, was zur Hölle machst du da? Du bist nicht mehr der fröhliche und gutherzige Charakter, den ich einst kennengelernt habe!". Dann machte es Klick: Das Spiel will es so. Es will, dass ich mich schlecht fühle. Es will, dass ich Ellies Handeln und damit mein eigenes Handeln hinterfrage.
TloU 2 lässt mich Charaktere hassen, die ich zuvor lieben gelernt habe, und lässt mich Charaktere lieben, die ich zuvor gehasst habe. Ständig pendele ich zwischen Zuneigung und Abneigung, weiß irgendwann gar nicht mehr, wer hier gut und wer böse ist. Das Spiel schickt mich auf eine regelrechte Gefühlsachterbahn. Es lässt mich mitfiebern, lässt mich um geliebte Figuren bangen, lässt mich heulen, aber auch gemeinsam mit seinen sympathischen Charakteren lachen. Denn die Story von TloU 2 ist nicht ausschließlich düster, blutig und traurig. Sie ist in vielen kleinen Momenten ebenso herzlich und witzig und endet – zumindest für mich persönlich – auf einer hoffnungsvollen Note, die mich trotz all der Trauer und trotz all dem Schmerz am Ende hat lächeln lassen.
Was sagt ihr zum Ranking der besten Videospiel-Storys? Wie hättet ihr die ersten 10 Plätze besetzt?
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