Mit Destruction AllStars setzt Sony eine kleine Tradition fort. Nach Rocket League und Fall Guys ist die Arena-Auto-Action von Lucid Games das nächste Multiplayerspiel, das seinen Launch als Teil des monatlichen PS Plus-Aufgebots feiert. Neu ist dieses Mal allerdings, dass das PS5 Exclusive zudem innerhalb der hauseigenen PlayStation Studios entstanden ist. Aber bei aller "kostenlosen Verfügbarkeit": Lohnt sich der Download von Destruction AllStars überhaupt?
Anarchische Auto-Action mit Twist
Wer Klassiker wie Destruction Derby oder moderne Vertreter wie Wreckfest kennt, weiß ungefähr, was uns in Destruction AllStars erwartet. Im Rahmen eines weltweiten Extremsport-Events setzen wir uns hinter das Steuer, treten auf das Gaspedal und versuchen, die teils abgedrehten Autos der gegnerischen Fahrer zu Schrott zu fahren. Für jeden zaghaften Rempler und jeden deftigen Volltreffer gibt es dabei Punkte. Wer nach Ende der abgelaufenen Zeit das größte Chaos verursacht hat, gewinnt.
Destruction AllStars als PS Plus-Exclusive
Aktuell ist Destruction AllStars nur auf der PS5 und nur im Rahmen des PlayStation Plus-Service verfügbar. Noch bis zum 6. April 2021 können sich zahlende Abonnenten das Spiel gratis herunterladen. Ob Sony Destruction AllStars im Anschluss als Free2Play-Titel für alle Spieler zugänglich macht oder kostenpflichtig anbietet, ist noch unklar.
Destruction AllStars hat aber einen interessanten Twist zu bieten. Wenn unser Auto auf dem letzten Loch pfeift oder sogar explodiert, dann ist noch lange nicht Schluss. Statt des sofortigen Respawns werden wir aus dem Wrack geschleudert und rennen anschließend zu Fuß durch die Arena. Hier müssen wir zwar den anderen Fahrzeugen ausweichen, haben aber auch die Chance, uns eines der zahlreichen Autos zu schnappen, die unbehelligt in der Arena stehen. Einfach einsteigen und mit einer neuen Karosse wieder ins Getümmel stürzen.
Diese Idee ist die Kernmechanik von Destruction AllStars, auf der die coolsten Momente des Actionspiels basieren. Zu keiner Zeit müssen wir vorsichtig sein, weil unsere Lebensleiste schon niedrig ist und wir Gefahr laufen, aus dem Match zu fliegen - das nächste Auto steht ja schon bereit. Durch die Austauschbarkeit des fahrbaren Untersatzes entfaltet sich in Destruction AllStars ein Adrenalinrausch, der tatsächlich erst dann zu Ende geht, wenn das Match vorbei ist.
Die Formel 1 der Chaoten
Neben den drei gewöhnlichen Fahrzeugtypen (schnell, wendig oder wuchtig), die in der Arena zu finden sind, können wir aber auch auf einzigartige Heldenfahrzeuge zurückgreifen. Diese Fahrzeuge können jeweils nur von bestimmten Fahrer*innen gesteuert werden. Insgesamt stehen zum Launch von Destruction AllStars 16 spielbare Held*innen zur Auswahl. Jeder dieser überraschend diversen Charaktere kommt mit einem abgedrehten Look, einer kleinen Hintergrundgeschichte und vor allem mit jeweils zwei besonderen Fähigkeiten, sogenannten Breakern, daher.
Spielbare Modi
Neben Mayhem, dem 16-Spieler-Hauptmodus von Destruction AllStars, gibt es zum Release noch drei weitere Multiplayer-Modi, die anders funktionieren, aber dasselbe Kerngameplay bedienen:
GridFall: Ein Last Man Standing-Modus, der begrenzte Respawns pro Fahrer bietet und uns in einer Arena antreten lässt, die nach und nach kleiner wird und gefährliche Abgründe offenbart.
Carnado: Ein Team-Modus, bei dem wir durch das Rammen der Gegner Punkte sammeln, diese aber erst einlösen können, wenn wir in einen riesigen Tornado fahren. Werden wir vorher ausgeschaltet, verlieren wir alle Punkte.
Stockpile: Auch hier werden Punkte gebunkert, allerdings müssen diese in drei Säulen eingezahlt werden. Je nachdem, wie viele Punkte ein Team in die Säulen investiert, übernimmt es die Kontrolle. Das Team, das nach Ablauf der Zeit die meisten Säulen kontrolliert, gewinnt.
Alle Multiplayer-Modi lassen sich im Arcade-Bereich auch offline gegen KI-Gegner spielen. Erfahrungspunkte sammeln und im Level aufsteigen können wir aber nur online.
Zum einen können wir auf Knopfdruck die bereits erwähnten Heldenfahrzeuge rufen und eine Spezialfähigkeit auslösen. So kann der maskierte Ultimo mit seinem "The Undisputed"-Flitzer einen Schild hochfahren, der ihn vor Schaden schützt, aber dank verbesserter Ramm-Fertigkeit auch ordentlich austeilen kann. Zum anderen lassen sich Breaker auch zu Fuß auslösen, hier kann sich Ultimo dann für eine kurze Zeit unverwundbar machen, perfekt wenn man gerade keine Lust hat, überfahren zu werden.
Der Cast der Figuren ist abwechslungsreich und die Fähigkeiten unterscheiden sich genug, dass es tatsächlich einen Unterschied macht, mit wem wir uns in die Arena begeben wollen. Dennoch sind die Spezialfertigkeiten der Held*innen nur ein taktischer Zusatz, der lediglich in bestimmten Momenten wichtig wird. Die meiste Zeit über entscheiden unsere eigenen Fahrkünste, unsere Zielsicherheit und das richtige Timing über Sieg und Niederlage. Ob wir nun überfordert gegen jede Wand rasen oder mit chirurgischer Genauigkeit den Kotflügel des Gegners zerdeppern - es liegt ganz an uns.
Beeindruckende Autoschlachten
Obwohl es manchmal ziemlich chaotisch zugehen kann, ist die Einstiegshürde von Destruction AllStars trotzdem angenehm niedrig. Die genaue Steuerung (sowohl im Auto als auch zu Fuß) lässt uns sofort recht kompetent durch die Gegend sausen. Andere Autos zu rammen ist nicht kompliziert, auslösbare Boosts nach vorn oder zur Seite können aber auch strategisch als Waffe eingesetzt werden.
Destruction AllStars spielt sich sehr angenehm, bietet leicht zu verstehende Action - und es fühlt sich so unglaublich befriedigend an, seinen Gegner mit Vollgas zu rammen und in eine Gruppe anderer Fahrer zu schleudern. Dank zahlreicher Partikeleffekte, die jede Kollision zum Spektakel machen, und einer flüssigen 60 FPS-Performance ist Destruction AllStars eine Augenweide, die sich selbst auf die genau richtige, vollkommen aufgedrehte Weise inszeniert.
Als PS5-Exclusive profitiert Destruction AllStars von der starken Technik und der superschnellen SSD-Festplatte. Zwar muss beim Matchmaking trotzdem gewartet werden, doch abseits davon sind Ladebildschirme kaum zu bemerken. Die adaptiven Trigger und das haptische Feedback des DualSense-Controllers kommen ebenfalls zum Einsatz und übertragen die Action zusätzlich in die Hände. Schlecht gelöst ist aber, dass sich diese Funktionen nicht über das Optionsmenü, sondern nur systemseitig abschalten lassen - und das, obwohl Lucid Games ansonsten auf umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten für Barrierefreiheit geachtet haben.
Überteuertes Customizing
So unterhaltsam Destruction AllStars in Sachen Gameplay aber auch ist, so sehr weist das Spiel in den Systemen drumherum einige Probleme auf. Neben dem etwas zu seichten Umfang, der hoffentlich bald um ein paar neue Maps (es gibt bisher nur vier Locations) und Modi aufgestockt wird, ist es vor allem das extrem langsame Fortschrittssystem, das für Frust sorgen kann. Nach jedem Match erhalten wir Erfahrungspunkte, die uns im Multiplayer-Level aufsteigen lassen. Pro neuer Stufe werden wir mit Münzen belohnt, die wir dann bei unseren Lieblingsfahrern für neue Skins, Emotes und Sprüche ausgeben dürfen.
Diese Customizing-Optionen sind aber derart teuer, dass selbst nach stundenlangem Absolvieren von Matches gerade einmal genug Kleingeld zusammengekommen ist, um sich einen einzigen, recht gewöhnlichen Skin zu kaufen. Aber selbst mit größeren Ersparnissen stehen wir vor dem nächsten Problem: Mikrotransaktionen. Zusätzlich zu den Münzen, die wir über das Gameplay verdienen können, kosten viele der kosmetischen Optionen zusätzlich noch Premiumwährung.
Die soll mittelfristig zwar auch über tägliche Herausforderungen zu holen sein, ist aktuell aber nur gegen Echtgeld zu haben. So fallen locker die Hälfte der Anpassungsmöglichkeiten hinter die Paywall. Um beispielsweise einen legendären Skin freizuschalten, braucht es nicht nur stundenlangen Grind, sondern auch eine Investition von 9,99 Euro. Es gibt zwar auch ein 4,99 Euro-Paket, die enthaltene Währung (500) reicht dann für den Skin (600) allerdings nicht aus.
Spielmodi hinter der Paywall
Problematischer wird es mit den Mikrotransaktionen aber, wenn wir das optionale Customizing ignorieren und uns die Herausforderer-Serien anschauen. Diese Serien sind Singleplayer-Events, die kleine Geschichten zu den Fahrer*innen und ihren größten Rivalen innerhalb des Rosters erzählen. Neben Matches gegen die KI gibt es hier auch eine Reihe an Einzelspieler-Modi wie Break Time oder Transporter, in denen wir zeitbasiert bestimmte Aufgaben in den Arenen erfüllen müssen.
Je nachdem, wie gut wir diese Events abschließen, können wir direkt ausgewählte Kosmetik-Items für die jeweiligen Held*innen freischalten. In der Theorie sind die Herausforderer-Serien eine gute Gelegenheit, die Charaktere näher kennenzulernen, spielmechanisch für Abwechslung zu sorgen und das Customizing zu beschleunigen - doof nur, dass die Serien mit der Ausnahme einer Kostprobe ebenfalls hinter der Paywall stecken.
Um beispielsweise die "Leader of the Pack"-Serie von Lupita spielen zu können, ist das günstigste Premiumwährungspaket zum Preis von 4,99 Euro Pflicht. Hier ist zu spüren, dass Destruction AllStars ursprünglich als Vollpreistitel gedacht war, dann aber ein Monetarisierungsmodell aufgepfropft bekam, als klar wurde, dass das Spiel kostenlos für PS Plus-Abonnenten erscheint. Die Preise sind zu hoch, der Fortschritt ist zu langsam. Das wird verständlicherweise einige Spieler abschrecken.
Starkes Gameplay, nervige Mikrotransaktionen
Destruction AllStars ist ein spaßiges Multiplayer-Erlebnis mit einer innovativen Grundidee, die clever eingesetzt wird. Schon allein deswegen lohnt es sich allemal, dem Spiel eine Chance zu geben und den kostenlosen Download zu starten. Dank der kurzweiligen Action und der schönen Optik bietet Destruction AllStars mindestens für ein paar Stunden gelungene Unterhaltung. Ob ihr länger dranbleibt, hängt aktuell ganz davon ab, ob euch die ständigen Karambolagen auf Dauer langweilen.
Bei all diesem Potenzial stellt sich Sony aktuell aber selbst ein Bein, da wichtige Elemente, die langfristigen Spielspaß fördern könnten - wie beispielsweise das Customizing -, durch viel zu aufdringliche und teure Mikrotransaktionen ausgebremst werden. Besserung ist dank der kommenden Möglichkeit, die Premiumwährung auch erspielen zu können, schon in Sicht. Bis dahin bleibt aber der fade Beigeschmack zwischen den unterhaltsamen Matches.
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