Traumhafte Spielbarkeit
Dafür beweisen die Shooter-Experten von Bungie einmal mehr, dass sie ein fantastisches Spiel- und Waffengefühl auf die Beine stellen können. Die Steuerung ist herausragend, die Kämpfe fühlen sich deswegen immer frisch, immer intensiv und immer fordernd an.
Mit traumhafter Sicherheit versenken wir Salven in Alienköpfe, freuen uns diebisch über das knackige Waffen- und Trefferfeedback, knipsen anschließend aus der Distanz Gegner mit dem Scharfschützengewehr aus und wechseln schnell zum Raketenwerfer, um die nächste Gegnergruppe ins Nirvana zu schicken. Spaßige Waffen gibt es in Destiny jede Menge, insbesondere auf den höheren Levelstufen.
Dass das Kernelement »Schussmechanik« so gut funktioniert, liegt auch an den Gegnern, die sich ziemlich clever verhalten, auf uns zustürmen, wenn unsere Energie fast unten ist, oder auch mal von hinten oder der Seite angreifen. Da zudem unterschiedliche Taktiken erforderlich sind (gepanzerte Cabale muss man zum Beispiel durch präzise Schüsse in die Arme erst dazu zwingen, den verwundbaren Kopf freizulegen), spielen sich die Feuergefechte stets dynamisch. Hier merkt man Destiny zu jeder Zeit an: Da waren echte Profis am Werk!
So gern wir die Aliens aber auch die Kugeln in die Körper jagen - die kurzen Respawnzeiten nerven ungemein. Teilweise muss man in den offenen Bereichen nach einem Gefecht nur ein paar Meter in eine andere Richtung laufen, sich umdrehen und - tadaaa - die gleiche Gegnergruppe greift erneut an.
Seichter Rollenspieleinschlag
Neben den Storymissionen sammeln wir auch in Patrouillenaufträgen (kleine Nebenaufträge, die auf jedem Planeten verfügbar sind) oder besonders schweren Strike-Einsätzen Erfahrungspunkte, die uns dann nach und nach im Rang aufsteigen lassen. Das geht relativ schnell und bringt stets auch eine neue Fähigkeit mit sich, die wir im Talentbaum freischalten. Frei »skillbare« Verästelungen wie in Borderlands 2 gibt es anfangs allerdings nicht, so dass die Entwicklung unseres Charakters in den ersten Spielstunden fest vorgegeben ist.
Erst ab Stufe 15 kommt ein weiterer Talentbaum hinzu, mit dem wir unsere Klasse auf Wunsch neu fokussieren können. Der Hunter schnetzelt dann beispielsweise mit Klingen herum, statt mit seiner goldenen Pistole zu ballern. Dann müssen jedoch alle grundlegenden Fähigkeiten wie das Granatenwerfen erneut freigespielt werden.
Wirklich entscheidend sind die Fertigkeiten aber ohnehin nicht, sie dienen eher die Spielermotivation. Große Unterschiede zwischen den Klassen haben wir beim Test nicht bemerkt, lediglich die Spezialfähigkeit jeder Klasse kann in bestimmten Einsätzen einen Unterschied ausmachen. Destiny ist ein Shooter mit Rollenspiel-Elementen, kein Rollenspiel mit Shooter-Elementen - der größte und wichtigste Unterschied zu Borderlands 2. Klarer Fall von Geschmackssache.
Alleine lässt sich Destiny zwar auch spielen, deutlich interessanter wird es aber erst zusammen in einem Feuerteam mit bis zu drei Spielern. Überall lauft ihr anderen Spielern über den Weg, wer allerdings ein MMO erwartet, wird enttäuscht. Destiny packt uns stets nur mit einer Handvoll Zockern auf den Server, bestimmte Bereiche in Storymissionen sind zudem instanziert, so dass nur wir im entsprechenden Areal unterwegs sind. So ist jeder meistens für sich, spontane Treffen reduzieren sich oft auf stumpfes Zuwinken oder einer Tanzbewegung.
Aber warum auch nicht, wenn sich Gegenstände oder Waffen ohnehin nicht untereinander tauschen lassen? Unsere Empfehlung: Mit Kumpels ein Feuerteam gründen und schwere Strike-Missionen absolvieren - das macht dann richtig Laune, wenn nur die Bosskämpfe nicht wären. Die sind zwar prinzipiell cool, die Bekämpfung der Riesenviecher beschränkt sich aber oft nur auf stumpfes Dauerfeuer.
Kampfphasen mit jeweils unterschiedlicher Taktik oder Herangehensweise? Fehlanzeige! Nichtsdestotrotz: Wenn der letzte Millimeter Lebensanzeige eines Obermotzes weggeballert ist und die Belohnungs-Items auf dem Bildschirm aufploppen, ballen wir unweigerlich die Faust und schreien unsere Erleichterung heraus: Ein Indiz dafür, dass Destiny bei aller Kritik auch vieles richtig macht.
PvP-Matches
Der PvP-Bereich von Destiny heißt Schmelztiegel und wirft uns mit einem prinzipiell gut funktionierenden Matchmaking-System in Rumble, Team-Deathmatch oder Kontrolle-Matches, auf die wir allerdings keinen weiteren Einfluss haben. Destiny bestimmt, auf welcher der zehn Karten gespielt wird, außerdem gibt es vor jedem Match eine kurze Sequenz, die unser Team zeigt. Spätestens nach dem fünften Mal nervt das ungemein.
Der Spielablauf im PvP indes macht ziemlich Laune, weil viel auf den Karten los ist und wir dank Schild auch ein paar Treffer einstecken können. Das macht die Jagd auf Erfahrungspunkte und Rüstungsteile auch gegen andere Spieler zum größtenteils gut ausbalancierten Vergnügen, mit einer wichtigen Einschränkung: Level-Vorteile werden zwar angeglichen, die Ausrüstung nehmen wir jedoch mit. Wer also das Glück hatte, in der letzten Mission eine besonders kräftige Wumme zu finden, bekommt im PvP-Modus unseren Eindrücken nach zumindest einen leichten Vorteil.
Umso ärgerlicher, dass eine Custom-Game-Funktion fehlt, bei der wir die Regeln selbst bestimmen (alle mit der gleichen Ausrüstung!) oder gar unser eigenes Team Deathmatch mit elf Freunden starten können. Auch beim Map Design zeigt Destiny ein paar Schwächen: Einige Karten sind etwas zu verwinkelt und bieten fiese Camping-Spots.
Warum gerade die ehemaligen Halo-Macher und PvP-Experten von Bungie in diesem Bereich so geschludert haben, lässt sich nur mit zukünftigen DLCs erklären. Ein Lob verdient an dieser Stelle der hervorragende Netzcode, zudem gab es trotz vorheriger Befürchtungen während des gesamten Testzeitraums nur sehr vereinzelte Verbindungsabbrüche oder Serverprobleme.
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