Days Gone klingt auf dem ersten Blick stinklangweilig: Eine verheerende Pandemie hat einen Großteil der Menschheit in zombie-artige "Freaker" verwandelt, die Welt liegt in Schutt und Asche. Wir schlüpfen in die Lederkluft von Deacon St. John. Ein tätowierter, Sprüche klopfender Kerl in seinen Dreißigern, der sich auf seinem Motorrad in den gnadenlosen Kampf ums Überleben im postapokalyptischen Amerika stürzt.
Originell sind die Grundelemente der Endzeitwelt von Sonys Studio Bend ganz sicher nicht. Ähnliche Prämissen kennen wir bereits aus unzähligen thematisch verwandten Spielen, Filmen oder Büchern. Und trotzdem gelingt es dem Studio aus Oregon, der "Zombie"-Apokalypse neues Leben einzuhauchen.
731 Tage später
731 Tage nach dem Ausbruch einer verheerenden Seuche brettern wir mit unserem Bike über die post-pandemischen Straßen des verwilderten US-Bundesstaats Oregon. Sein altes Leben hat Deacon komplett hinter sich gelassen. Sein Job in einem Motorradshop. Seine Gang. Und seine Ehefrau Sarah, von der seit dem Abend des Katastrophe jede Spur fehlt.
Nur sein langjähriger Kumpel Boozer fährt noch tapfer an seiner Seite. Gemeinsam verdienen sie ihren Lebensunterhalt mittlerweile als Drifter. Quasi Kopfgeldjäger, die im Gegensatz zu den meisten anderen Überlebenden nicht in geschützten Camps hausen, sondern wie Nomaden durch die Gegend ziehen und gegen Geld nach Freakern und Plünderern jagen.
Technische Probleme auf PS4 und PS4 Pro
PS4: Während unseres Testdurchlaufs auf der Standard-Version der PS4 hatten wir mit etlichen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, von denen viele auch nach dem aktuellen Patch 1.03 bestehen bleiben. Insbesondere in der zweiten Spielhälfte sind Pop-Ups, spät nachladende Texturen und Ruckler während des Fahrens durch die Open World noch immer an der Tagesordnung. Hinzu kommen etliche kleine Fehler wie NPCs, die plötzlich im Boden verschwinden oder an Wänden hängen bleiben. Diese Bugs machen Days Gone zwar nicht unspielbar, nerven aber.
PS4 Pro: Auf der leistungsstärkeren Konsole haben wir mit Version 1.03 deutlich weniger Probleme, doch auch hier kommt es gelegentlich noch zu Fehlern wie Soundaussetzern oder Interaktionsproblemen bei bestimmten Items.
Wichtiger Hinweis: Unser Test basiert aktuell auf der Version 1.03. Kurz vor dem Fall des Embargos ist mit der Version 1.04 allerdings ein neuer Patch erschienen. Wir werden Days Gone dahingehend weiterhin unter die Lupe nehmen und passen die Wertung gegebenenfalls an.
Eine Open World, die wir zum Fressen gern haben
Der große Star des Spiels zeigt sich bereits in den ersten Spielminuten, nämlich die offene Spielwelt die uns mit ihren malerischen Endzeit-Landschaften sofort in ihren Bann zieht. Wir starten unsere Reise in den dichten Wäldern des O'Leary Mountain, ziehen weiter in die staubige, von heißen Quellen gesprenkelte Cascade-Region, streifen durch die verschneiten Gebirgsketten von Iron Butte.
In jedem der insgesamt sechs Gebiete der Open World finden wir Siedlungen, in denen wir mit anderen Überlebenden quatschen, Händler aufsuchen und Missionen annehmen. Außerhalb der geschützten Elektrozäune lauert hingegen der grausame Tod. Zu jeder Zeit. An jedem Ort.
In zerstörten Städten, Industrieanlagen oder alten Forschungsstationen wimmelt es nur so vor Freakern, die uns das Fleisch von den Rippen reißen wollen. Fahren wir nachts auf den Straßen, lässt uns ihr Kreischen das Blut in den Adern gefrieren.
Bleiben wir stehen, dauert's nicht lange, bis uns ein Pulk von hungrigen Menschenfressern im Nacken sitzt. Oder ein Wolfsrudel. Oder schlimmer noch: Infizierte Wölfe, die mit ihren kräftigen Beinen locker mit unserem Motorrad mithalten und uns herunterreißen, wenn wir ihnen nicht vorher eine Kugel ins Fell jagen.
Zusätzlich dazu schlagen wir uns mit menschlichen Feinden wie Marodeuren herum, die in kleinen Camps lauern und uns innerhalb von Zufallsevents sogar auf offener Straße überfallen.
Noch in keinem anderen Endzeitspiel haben wir uns konstant so bedroht gefühlt wie in Days Gone. Hier ziehen wir nicht etwa in ein reines Action-Open World-Abenteuer, bei dem wir à la Assassin's Creed: Odyssey als übermächtiger Superheld munter mordend durch die Gegend ziehen. Days Gone verlässt sich auf Survival-Elemente - und zwingt uns dazu, sie voll auszunutzen.
Wie viel Survival steckt in Days Gone?
Wer beim Begriff "Survival" schon Schweißausbrüche bekommt und dabei an knallharte Genre-Vertreter wie Don't Starve oder The Long Dark denkt, dem sei die Angst genommen. Days Gone setzt eher auf "Survival Light". Es gibt keine Anzeigen für Hunger, Durst, Kälte oder Wärme. Lediglich auf Lebensenergie und Ausdauer müssen wir achten. Sowie auf den den Zustand unseres Bikes.
Wer fährt wie die Axt im Walde und unterwegs Bäume rammt oder halsbrecherische Sprünge hinlegt, der muss sein treues Gefährt früher oder später mit Schrott reparieren.
Den Benzinkanister sollten wir ebenfalls stets im Blick behalten. In Days Gone rasen wir nicht wie in GTA mit immer vollem Tank durch die Gegend. Allmählich geht uns hier der Saft aus, und im schlimmsten Fall stranden wir irgendwo im Nirgendwo und müssen uns zu Fuß durchschlagen, bis wir einen Benzinkanister aufspüren.
Wenn's hart auf hart kommt, ringen wir in Days Gone wirklich um unser Leben. Schrott und Benzin finden wir zwar in jeder erdenklichen Ortschaft, die rettenden Ressourcen müssen wir uns in den meisten Fällen aber erst erkämpfen. Denn wo wertvolle Items winken, tummeln sich immer auch Feinde.
Das alles klingt allerdings stressiger als es letztendlich ist. Durch die richtige Vorbereitung können wir den meisten Problemen ohnehin vorbeugen. Wer sein Motorrad vor Beginn einer Mission immer fleißig auftankt (oder im Camp gegen Geld auftanken lässt), der wird sein Ziel ohne Zwischenstopps erreichen.
Außerdem können wir unsere Maschine upgraden und beispielsweise mit einem größeren Tank oder einem widerstandsfähigeren Rahmen versehen. Generell bremsen uns die Survival-Elemente in Days Gone keineswegs aus, sondern fühlen sich natürlich an und bereichern das Spiel um eine erfrischende Portion Nervenkitzel.
Survival-typisch drückt uns Days Gone zudem ein Crafting-System in die Hand. Überall in der Spielwelt stolpern wir über Materialien für Munition, Verbände, Fallen, Sprengkörper und Waffenverbesserungen, zum Beispiel leere Bierflaschen, Kerosin und alte Lumpen für einen guten alten Molotowcocktail. Oder eine Schachtel Nägel, mit denen wir ein olles Stuhlbein in einen weitaus effizienteren Totschläger verwandeln.
Dank des intuitiven Menüs geht das Crafting flott von der Hand. Per Knopfdruck aktivieren wir ein minimalistisches Auswahlmenü, über das wir jederzeit Items herstellen. Auch mitten im Gefecht. Oder während wir gerade im Sprint vor einem Bären flüchten.
So funktioniert das Kampfsystem
In den Kämpfen verlässt sich Days Gone auf einen stimmigen Mix aus Stealth, brutalem Nahkampf und Third-Person-Schießereien.
Weil unser Waffenarsenal gerade anfangs noch zu Wünschen übrig lässt, sollten wir zunächst sicherheitshalber auf Schleichen setzen. Generell gilt: Mit guter Vorbereitung und geplantem Vorgehen steigern wir unsere Überlebenschancen im harten Endzeit-Oregon immens. So markieren wir Feinde beim Ausspähen der Umgebung besser mit Hilfe des Fernglases, lenken sie mit Steinen ab und meucheln sie nacheinander.
Wirklich leicht macht es uns die schlaue KI aber auch dann nicht. Freaker reagieren geräuschempfindlicher als menschliche Feinde. Wer wild um sich schießt, beim Looten eines Autowracks versehentlich eine Hupe aktiviert oder einfach nur zu hastig durchs raschelnde Gras rennt, hat schnell einen garstigen Infizierten am Hals, der durch sein Geschrei gleich noch Kollegen anlockt.
Notfalls müssen wir dann eben doch zum Maschinengewehr greifen, und haben wir nicht genug Munition dabei, ziehen wir in der Regel sehr schnell den Kürzeren. Deacon hält auf dem normalen Schwierigkeitsgrad nämlich nur wenige Treffer aus.
Nahkampfangriffe können bei Munitionsknappheit zwar Leben retten, jedoch zerbrechen Axt, Baseballschläger und Co. nach einer Weile. So baut Days Gone ein ungeheures Spannungsgefühl auf, das jede Auseinandersetzung nervenaufreibend macht.
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