Die azurblauen Augen strahlen, die braunen Haare sind perfekt gestylt, das Make-up sitzt. Als die Kamera das leicht glitzernde Rouge auf den Wangen der Frau einfängt, denken wir nicht an eine Massenmörderin. Aber sie ist umgeben von reglosen Körpern mit klaffenden Wunden.
Polizei-Gleiter kreisen über der blutigen Szene, schwer bewaffnete Spezialeinheiten bringen sich in Stellung. Wie konnte das bloß passieren? Die junge Frau wollte doch nur schön und berühmt sein. Sie hat doch nur eine BD eingelegt, um ihr Leben für ein paar Momente zu versüßen. Eine BD? Blu-ray-Disc? Nein, die sind im Jahr 2077 längst Schnee von vorvorgestern. Das Unterhaltungsmedium der Zukunft heißt »Brain Dance« - ein Chip, der sich in das neuronale Nervensystem einklinkt und den Benutzer in eine Fantasiewelt entführt. Einmal ein Bilderbuch-Held sein, der seine Traumfrau rettet? Bitte die entsprechende BD einlegen. Mit Haien tauchen, ohne nass zu werden? Bitte 79 E-Dollar überweisen. Schöne, neue Welt also - so lange der Chip im Hirn nicht die Kontrolle übernimmt.
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Stärker, schöner, besser
Das Gehirnchip-Szenario von Cyberpunk 2077 erinnert an den Taktikklassiker Syndicate und zeichnet eine Gesellschaft, die vom Wahn nach absoluter Schönheit und maximaler Effizienz besessen ist. Wer es sich leisten kann, der lässt sich einen Mikroprozessor transplantieren, auf dem alles Erlebte abgespeichert wird.
Die Idee dahinter: Wer nichts vergisst, der lernt schneller dazu, erledigt also seinen Job besser, macht schnell Karri-ere und verdient mehr Geld. Dieses Geld wiederum kann er in Upgrades investieren, die in den Körper eingesetzt werden; oder alternativ auch drübergestülpt. Falten beispielsweise sind längst kein Problem mehr - einfach eine neue Gen-Tech-Haut über das alte Gesicht ziehen. Rheuma? Wozu gibt's künstliche Muskeln? Das funktioniert ganz hervorragend - jedenfalls, bis das Silizium die Oberhand gewinnt.
Psychos gegen Psycho-Jäger
Genau hier liegt auch das Problem der Frau. »Sie hat ihr natürliches Gewebe durch künstliches ersetzen lassen«, erklärt uns der Studiochef Marcin Iwinski von CD Projekt (The Witcher 3). »Und weil sie außerdem noch etliche andere Upgrades vornehmen ließ, ist der Chip in ihrem Kopf überhitzt«.
An diesem Punkt wird's kritisch, denn wenn die Hardware durchbrennt, entwickelt die Software ein Eigenleben - und der Besitzer mutiert. Weil das menschliche Gehirn mit künstlichen Armen nicht viel anfangen kann, übernimmt kurzerhand das Computerprogramm. Aus den fein manikürten Händen der Frau schießt plötzlich Titan und verbiegt sich zu einer Sichel. Der Körper verliert die Kontrolle, die Sichel schneidet wahllos durch Passanten. Aus der attraktiven Dame ist ein »Psycho« geworden, ein Mensch auf dem Weg zum fremdgesteuerten Cyborg.
Reguläre Polizeieinheiten können hier nichts mehr ausrichten, da der Körper der Frau von Titanplatten durchzogen ist. Hier muss panzerbrechende Munition ran, ein Job für Max-Tac. Diese Abkürzung steht für »Maximum Force Tactical Division« und beschreibt eine Eliteeinheit der Polizei, die immer dann anrückt, wenn ein Psycho durchdreht. Die Mitglieder dieser Einheit nennen sich selbst »Psycho Squad«.
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