Exkurs: Das Dark Age of Comics der 1990er-Jahre
Für das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts setzen Comics das Label »Für Erwachsene« mit »Badass« gleich. Superhelden werden zu Anti-Helden, müssen aussehen wie düstere Killermaschinen, protzen mit anatomisch unmöglichen Bauch- und Deltamuskeln. Frauen erscheinen komplett übersexualisiert, Superman lässt man kurzerhand sterben und erschafft daraus einen Medien-Hype, über den sogar die New York Times berichtet (später kehrt Clark Kent von den Toten zurück und wird zum blauen Energiewesen).
Die Ausgabe über Supermans Tod verkauft sich unter Sammlern wie geschnitten Brot - und in den darauffolgenden Jahren sterben natürlich plötzlich diverse Superhelden. Green Lantern wird irre, tötet all seine Kollegen und gibt dann den grünen Löffel ab. Wonder Woman stirbt ebenfalls, wird durch kurzzeitig durch ihre Mutter ersetzt. Peter Parker hängt seinen Job an den Nagel und lässt seinen Klon Ben Reilly Spider-Man werden. Neue Helden schlüpfen in die Kostüme toter Vorgänger: Ein neuer Green Arrow, ein frischer Green Lantern und Wally West als The Flash (der Wechsel geschieht allerdings schon in den 80ern). Große Zäsuren in Helden-Karrieren zieren die Cover - darüber hinaus werden unzählige spezielle Sammler-Cover gedruckt.
Das Blöde an der Sache: Die Rechnung geht nicht auf und der Comic-Markt bricht beinahe vollständig zusammen. Marvel steht plötzlich kurz vor dem Aus. Damit wollen wir nicht sagen, die 90er hätten keine guten Comics. Ganz im Gegenteil: Gerade die Justice League, die X-Men, Spider-Man und Batman liefern einige beeindruckende Geschichten ab. Aber dieses Jahrzehnt ist (ähnlich wie die 2010er-Jahre) geprägt vom Kampf der Publisher ums Überleben. Und der äußert sich in einigen grenzwertigen Trends. Am Ende werden die Comics maßgeblich durch Schwestermedien gerettet - allen voran durch die Animationsserien zu Batman und Superman sowie die ersten X-Men- und Spider-Man-Filme.
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