Superhelden sind so groß wie nie. Batman, Spider-Man und Iron Man scheinen mit der Kinolandschaft verwachsen wie Poison Ivy mit ihrer Blumensammlung, im Wunderland der Videospiele feiern die kostümierten Rächer ebenfalls starke Erfolge - und trotzdem will der eigentliche Comic-Markt, Wurzel dieser unsterblichen Heroen, aktuell nicht so recht boomen.
Einer der Gründe liegt auf der Hand: Leute mögen zwar Batman, sie haben aber keine Lust, sich durch fast 80 Jahre voller Batman-Comics zu wälzen, um zu verstehen, wo der dunkle Ritter Gothams aktuell in seiner Story steht. Schließlich hat Captain America schon gegen die Nazis gekämpft, als Hitler, Göring und Co. in der Realität tatsächlich noch an der Macht waren.
Comic-Geschichten gestalten sich alles andere als einladend. Und auch wenn DC und Marvel gerade in den letzten Jahren gezielt etwas dagegen unternehmen (dazu später mehr), fühlt man sich als Neueinsteiger meist ziemlich verloren.
Aber da kommen wir ins Spiel! Mit der kompakten Comic-Historie findest du den perfekten Überblick und Einstieg in die Welt der Comics. Eine Einschränkung müssen wir aus Platzgründen aber machen: Wir fokussieren uns hier auf Superhelden-Comics und klammern andere (ebenfalls lesenswerte) Sparten wie die frankobelgischen Geschichten (Asterix, Lucky Luke) bewusst aus. Ist natürlich schade, aber dafür konzentrieren wir uns ganz auf die Giganten, die Comichefte zu einem Weltmedium machten: Superman und seine Superkumpels.
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Warum 80 Jahre, wenn es Comics schon 180 Jahre gibt?
Wenn Fans über die Geschichte der Comics reden, dann werfen sie gerne mal mit Begriffen wie Golden Age und Silver Age und Dark Age um sich und meinen damit bestimmte Perioden der letzten 80 Jahre. Auf diese Einteilung werden wir hier auch zurückgreifen, allerdings sind diese Sortierungen nicht in Stein gemeißelt und variieren je nach Standpunkt. Für einige Enthusiasten beginnt die Geschichte der Comics beispielsweise sogar schon im sogenannten Platinum Age rund ums Jahr 1839.
Damals erscheint in europäischen und amerikanischen Zeitungsbeilagen die illustrierte Geschichte The Adventures of Obadiah Oldbuck, in der ein kauziger Gentleman der Liebe seines Lebens durch unzählige Abenteuer hinterherjagt (und dabei erstaunlich viele Selbstmordversuche unternimmt). Obadiah Oldbuck verbindet Bilddarstellungen des Geschehens mit knappen Bildunterschriften, bringt das Konzept einzelner Panels auf den Weg und gilt damit für viele Historiker als Urvater des Comics.
Andere sehen die Wiege echter Comics erst in den 1930er-Jahren, als auf Basis älterer Pulp-Helden wie Doc Savage und The Phantom der moderne Superheld geschaffen wurde. Weil sich auf die Wichtigkeit dieser Ära so ziemlich alle Historiker einig werden, setzen wir genau hier ein: Im Goldenen Zeitalter der Superhelden.
Das Golden Age of Comic Books (1938 - 1950): So fing alles an
Am 18. April 1938 schlägt der Man of Steel das erste Mal an den amerikanischen Kiosken auf (und auf den Nasen fieser Gangster). In Action Comics Nummer 1 (einem Sammelheft mit mehreren kleinen Geschichten) beginnt der Kampf von Superman gegen das Böse, damals noch in etwas anderer Form: Clark Kent kann nicht fliegen, aus nächster Nähe sind Schrotkugeln durchaus gefährlich für ihn, es gibt weder Hitzeblick noch Frostatem - und um korrupte Football-Coaches dingfest zu machen, setzt Superman auch schon mal Teenager unter Drogen, um in ihre Haut zu schlüpfen.
Batman, der im Frühjahr 1939 an den Start geht, ist in seinen Anfangstagen ebenfalls ein gerissener Vigilant, der Feinde in den Tod schickt und auch mal zur Pistole greift. Der beinharte »Ich töte nicht«-Moralkodex, der die Superhelden heute auszeichnet, sollte später erst kommen. Passt auch, schließlich müssen die frühen Marvel- und DC-Helden im Zweiten Weltkrieg antreten, Nazis ausschalten und Hitler auf die Nase hauen. Dass das im Rahmen von Weltkriegspropaganda geschieht, versteht sich von selbst.
Anfang der 1940er Jahre schickt DC bereits einen Großteil der bekannten Riege ins Rennen (The Flash, Green Lantern, Atom, Hawkman, Aquaman, Batman, Wonder Woman). Marvel heißt damals noch Timely Comics und wirbt mit Captain America, dem Sub-Mariner und der Human Torch (ein Androide, den man nicht mit Johnny Storm von den Fantastic Four verwechseln sollte). Lustigerweise stammt der erfolgreichste Held dieser Zeit weder von Timely, noch von DC: Fawcett Comics' Captain Marvel kann Superman und Cap America in puncto Verkaufszahlen übertreffen (wird aber später an DC verkauft und in Shazam umbenannt).
Das Goldene Zeitalter der Comics erstreckt sich je nach Interpretation bis in die späten 1940er Jahre. Die Abenteuer der frühen Superhelden sind aus heutiger Sicht sehr geradlinig und recht schwierig zu genießen, weil sich das Medium noch erfinden musste (als Einstieg eignen sich die Klassiker deshalb eher weniger). Trotzdem verbergen sich in dieser Ära viele kuriose Geschichten und Helden - unter vielen bekannten Kostümen steckten beispielsweise andere Figuren. The Flash ist nicht Barry Allen, sondern Jay Garrick, als Green Lantern operiert statt Hal Jordan der Eisenbahn-Ingenieur Alan Scott.
Damals boomt das Medium. Es entstehen unzählige, teils völlig alberne Superman-Kopien, weil jeder auf den Erfolgszug aufspringen will. Unser Highlight: The Dart, der lebende Dart-Pfeil, und Kay McKay, die furchterregende Air Hostess. The Red Bee verdient auch eine Erwähnung, schließlich schießt er aus seiner Kanone lebende Bienen. Auch andere Genres im Bereich Horror und Romance feiern immense Erfolge. Und darüber hinaus dreht man Serials, Radio-Shows und Cartoon zu Batman, Superman und Co. Doch so bunt diese Zeit auch gewesen sein mag - es folgt eine extrem deprimierende Ära für das junge Medium Comics.
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