Civilization 6 im Test - Mit Kleopatra im Speisewagen

Civilization 6 erscheint erstmals ohne substanzielle Abstriche für Konsolenspieler. Im Test prüfen wir, wie gut sich das Strategie-Schwergewicht für unterwegs auf Nintendos Switch schlägt.

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Civilization 6 im Test für Nintendo Switch. Civilization 6 im Test für Nintendo Switch.

Echt? Civilization 6 gibt es jetzt für Nintendos Switch? Sid Meier's Civilization-Reihe gilt doch seit jeher als Inbegriff des klassischen PC-Spiels, das man "ohne Maus und Tastatur ja gar nicht richtig spielen könne"! Erst 2008 bewegt sich der Entwickler einen ersten zaghaften Schritt auf die Konsoleros zu und veröffentlicht das Spin-Off Civilization Revolution für Xbox 360, PS3 und sogar Nintendos 3DS.

Bei Thema und Setting bleibt man sich zwar treu, doch fehlen vor allem Kennern die strategische Tiefe und Vielfalt des Originals. Ein "vollwertiges Civ-Spielgefühl" will sich nicht gänzlich einstellen.

Doch diese dunkle Ära ist nun vorbei: Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von Civilization 6 für den PC bringt Firaxis in Zusammenarbeit mit den Portierungs-Experten von Aspyr Media nun erstmals das vollständige und ungekürzte Hauptspiel für Nintendo Switch.

Die volle Civ-Erfahrung

Inhaltlich hat sich am Spiel im Vergleich zur PC-Version nichts verändert. Wie gewohnt schreiben wir mit einer von 24 berühmten Führungspersönlichkeiten wie Barbarossa oder Queen Victoria eine alternative Version der Weltgeschichte. Dabei durchleben wir mit unserer Zivilisation alle Epochen, vom finsteren Mittelalter über die Renaissance bis hin zur Industriellen Revolution und über unsere aktuelle Zeitrechnung hinaus.

Das Spiel gewinnen wir, wenn wir eine der fünf sehr unterschiedlichen Siegbedingungen erreichen. Denn Krieg und Zerstörung sind in Civilization nur ein kleiner Bestandteil des großen Ganzen, und bei weitem nicht der einzige Weg zur Weltherrschaft.

Die Frage aller Fragen in jedem Civilization-Spiel: Wo gründe ich am besten meine nächste Stadt. Die Frage aller Fragen in jedem Civilization-Spiel: Wo gründe ich am besten meine nächste Stadt.

Das Anhäufen von Kunstwerken und Sehenswürdigkeiten für einen Tourismussieg, die Gründung einer Weltreligion oder ein uneinholbarer Wissenschaftsvorsprung, der die Reise zu neuen Planeten ermöglicht - das alles sind valide Strategien und einer der Gründe, warum die Civilization-Serie bis heute einen so enorm hohen Wiederspielreiz besitzt.

Inhaltlich hat sich in dieser Version gegenüber der ursprünglichen PC-Fassung an den teilweise sehr komplexen Spielkonzepten nichts geändert, daher empfehlen wir für die Feinheiten des sechsten Teils den sehr ausführlichen Testartikel bei den Kollegen von GameStar.de inklusive dem ersten Patch-Nachtest von 2016.

Eine der Neuerungen in Civilization 6: die Stadtbezirke ihre Abhängigkeit voneinander auf der Karte. Eine der Neuerungen in Civilization 6: die Stadtbezirke ihre Abhängigkeit voneinander auf der Karte.

Wir legen im Folgenden unseren Schwerpunkt auf die technischen Veränderungen und die generelle Spielbarkeit der Konsolenportierung.

Die Steuerung: gut gelungen und variabel

Die offensichtlichsten Anpassungen fallen sofort ins Auge: Die spürbar größere Textdarstellung und Icons, Buttons und Symbole sind im Vergleich zum Bildausschnitt deutlich wuchtiger als wir es vom PC in Erinnerung haben. Wie wichtig das ist, merken wir beim ersten Anspielen auf dem großen TV-Bildschirm mit der Switch in der Dock-Station. Wir können bequem einige Meter entfernt vom Sofa aus in der umfangreichen Zivilopädie schmökern, ohne ständig vor den Flatscreen rutschen zu müssen.

Die Steuerung wurde sinnvoll und gut auf die Joy-Cons transportiert. In der mobilen Variante kommt der Touchscreen unterstützend zum Einsatz. Die Steuerung wurde sinnvoll und gut auf die Joy-Cons transportiert. In der mobilen Variante kommt der Touchscreen unterstützend zum Einsatz.

Civilization 6 ist ein anspruchsvolles und komplexes Spiel - daher verwundert es nicht, dass nahezu alle Tasten auf dem Controller oder den Joy-Cons genutzt werden und selbst die Pfeiltasten unterhalb des linken Analogsticks eine Funktion haben.

Auch wenn die Steuerung anfangs in Kombination mit der großen Fülle an Submenüs und Unterpunkten etwas gewöhnungsbedürftig scheint: Sie ist in sich logisch und konsequent, so dass man sich nie verloren oder überfordert fühlt.

Auch sind alle nötigen Informationen gut und schnell zu erreichen. Egal ob wir uns ein Overlay zur Anzeige der religiösen Mehrheitsverhältnisse wünschen oder die Verteilung der Luxusgüter auf unsere Städte analysieren wollen: wir erreichen alles mit wenigen Klicks und ohne lange suchen zu müssen.

Hintergrund
Civilization - Das geniale Erfolgsrezept der Serie

Die meisten Aktionen im Handheld-Modus führen mit der durchdachten Steuerungsmethode auf den Joy-Cons aus, können aber trotzdem jederzeit nach Belieben mit dem Daumen auf dem Display drücken oder mit dem Zeigefinger über die Karte scrollen - ganz wie es uns am bequemsten erscheint.

Die Schaltflächen sind groß genug, um im mobilen Einsatz all unsere strategischen Befehle über die optionale Touch-Steuerung fehlerfrei zu erkennen.

Vorbildlich: Civilization 6 erlaubt beide Steuerungseingaben parallel zueinander. Wer möchte, kann die Joy-Cons sogar abklemmen und komplett nur per Berührung spielen wie in der ebenfalls erhältlichen iOS-Version.

Dürfen natürlich nicht fehlen: die Weltwunder. Sie sind immer noch ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs. Dürfen natürlich nicht fehlen: die Weltwunder. Sie sind immer noch ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs.

Einige DLC enthalten, großes Addon fehlt

Anfang dieses Jahres erschien das erste große Addon namens Rise and Fall für das Hauptspiel. Diese kostenpflichtige Erweiterung ist nicht in dieser Umsetzung enthalten, dafür aber vier kleinere Module mit neuen Zivilisationen, Anführern und Szenarios. Diese enthalten das Wikinger-Szenariopaket sowie die Zivilisations- & Szenariopakete für Persien und Makedonien, Australien und Polen.

Das taugt das Addon
Die PC-Version von Rise and Fall im Test auf Gamestar.de

Alle bisher veröffentlichten Patches und Fixes sind dagegen bereits in der neuen Version eingearbeitet. Ob der Rise-and-Fall-DLC in Zukunft ebenfalls adaptiert wird, ist derzeit nicht bekannt, wir rechnen aber stark damit. Im Hauptmenü gibt es nämlich bereits einen Punkt namens "Herunterladbarer Inhalt", in dem sich aktuell lediglich die integrierten DLC-Pakete ein- und ausschalten lassen.

Die KI der charismatischen und einprägsamen Computergegner ist auf dem selben Stand wie auf dem PC – und lässt teilweise zu wünschen übrig. Die KI der charismatischen und einprägsamen Computergegner ist auf dem selben Stand wie auf dem PC – und lässt teilweise zu wünschen übrig.

Performance und Technik

Der ungewohnte, stark polarisierende Comic-Grafikstil erweist sich in Anbetracht der vergleichsweise schwachbrüstigen Switch-Hardware als geschickt gewählt: Civilization 6 sieht fantastisch aus und läuft in der mobilen Variante durchgehen performant ohne größeres Ruckeln. Lediglich in der stationären Version haben wir einige Stotterer sowie etwas Tearing bei sehr vollen Karten wahrgenommen.

Die Wartezeiten zur Berechnung der gegnerischen Züge sind hier durch die schwächere Rechenleistung zwar etwas länger, aber bleiben auch im späteren Spielverlauf mit vielen KI-Mitspielern noch im annehmbaren Rahmen von maximal zwei Minuten.

Der Bildausschnitt fällt durch die niedrigere Bildschirmauflösung und den größeren Buttons etwas geringer aus, aber das schränkt das Spielgefühl nicht sonderlich ein. Diese kleinen technischen Abstriche werden durch den Vorteil locker aufgewogen, Civilization 6 einfach überall hin mitnehmen zu können.

Im Gegensatz zum PC ist auf dem Switch-Display alles etwas größer geschrieben – das ermöglicht aber auch ein bequemes Spielen vom Sofa aus in der stationären Version. Im Gegensatz zum PC ist auf dem Switch-Display alles etwas größer geschrieben – das ermöglicht aber auch ein bequemes Spielen vom Sofa aus in der stationären Version.

Online-Strategen gehen leer aus

Kleiner Wermutstropfen für Online-Strategen: Multiplayer-Runden mit und gegen andere menschliche Spieler sind in der Switch-Version nur im lokalen WLAN mit bis zu vier Geräten möglich, Matchmaking über das Internet gibt es nicht. Zudem fehlt der "Hotseat"-Modus, der in einem rundenbasierten Spiel wie Civilization durch die Weitergabe des mobilen Geräts mehr als naheliegend gewesen wäre.

Insgesamt betrachtet ist Civilization 6 für Nintendo Switch eine gelungene Umsetzung, die in keinem Pendler-Haushalt fehlen sollte. Und das Wichtigste: Es ist Firaxis endlich gelungen, die traditionsreiche Marke ohne große spielmechanische Abstriche auf die Konsolen zu portieren. Einer Umsetzung für Xbox One und PS4 steht in unseren Augen nach dieser Beweisführung eigentlich nichts mehr im Weg.

Civilization 6 für Nintendo Switch - So sehen Menüs und Gameplay-Grafik aus (Trailer) Video starten 2:03 Civilization 6 für Nintendo Switch - So sehen Menüs und Gameplay-Grafik aus (Trailer)

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