Als Silas Greaves zu Beginn des Ego-Shooters Call of Juarez: Gunslinger den staubigen Saloon betritt, ist er bereits ein alter Mann. Die Welt hat sich weitergedreht und den ehemaligen Kopfgeldjäger in seinen Erinnerungen zurückgelassen; im Jahr 1910 ist kein Platz mehr für den Wilden Westen. Außer in Geschichten. Silas findet schnell ein Grüppchen, das von seinen Abenteuern hören will. So beginnt der Revolverheld zu erzählen. Und eines darf man uns glauben: Der Mann hat viel erlebt.
Viel Story für ein Halleluja
Billy the Kid, Jesse James, die Daltons, Silas Greaves kennt sie alle. Zumindest behauptet er das. Bei der Story greift Gunslinger auf einen ebenso einfallsreichen wie genialen Trick zurück. Silas erzählt munter drauflos, lässt keinen seiner ehemaligen Schritte unkommentiert, aber sein Gedächtnis scheint nicht mehr das Wahre zu sein. Außerdem neigt der Mann zum Aufschneiden. Und so vermischen sich Erinnerungen mit blumigster Phantasie. Aha! Daher also das Synonym »Räuberpistole« für Lügenmärchen.
Mit tief ins Gesicht gezogenem Hut berichtet der Pistolero etwa davon, wie er einmal in einem Canyon von Outlaws eingekesselt wurde. Nach kurzer Zeit fragt einer der skeptischen Zuhörer, wie er aus dieser ausweglosen Situation entkommen konnte. Mit rauer Stimme entgegnet Silas, dass er plötzlich einen Fluchtweg entdeckt habe, der ihm vorher nicht aufgefallen sei. Und wir, die wir gerade noch in der Rolle von Silas hilflos zwischen Felsen und Schurken gefangen waren, sehen, wie sich vor uns eine Spalte im Gestein öffnet. Magie? Spinnerei eines abgehalfterten Revolverhelden? Egal! Fersengeld und ab dafür!
Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, die Geschichte des ehemaligen Kopfgeldjägers strotzt vor überraschenden Wendungen und irren Kapriolen. Da werden aus Gesetzlosen plötzlich Apachen, Wetterbedingungen ändern sich mit einem Wimpernschlag, oder wir erleben einen Banküberfall in den verschiedenen Versionen der sich einmischenden Zuhörer. Das macht nicht nur Spaß, sondern ist auch unglaublich witzig und intelligent inszeniert.
Für Abwechslung sorgen auch die unterschiedlichen Schauplätze. Im Laufe der gut sechsstündigen Kampagne verbleien wir unsere Gegner unter anderem in staubigen Western-Städtchen, auf dem Wrack eines Raddampfers oder auf einer mit Sprengstoff versehenen Brücke. Die besten Momente erleben wir allerdings mit den bereits erwähnten Westernlegenden. Herrlich, mit welch schrägen Ideen die Entwickler von Techland Billy the Kid und Co in nur einer Geschichte unterbringen!
Kombos pflastern seinen Weg
Nebenmissionen, wie es sie noch in Call of Juarez: Bound in Blood gegeben hat oder gar weitläufige Gebiete, finden wir in Gunslinger nicht. Das Western-Abenteuer ist ein linearer Ego-Shooter, der uns von einer Schießerei zur nächsten führt. Klar, ab und zu suchen wir zwar Deckung, um unsere Wunden automatisch zu heilen, aber größtenteils wird einfach geballert, was die Bleipusten hergeben.
Dabei ziehen wir in den 14 Schlauchlevels mit dem üblichen Western-Standard-Waffenarsenal wie Colts, Gewehren und Schrotflinten zu Felde und bekommen für jeden Abschuss eine gewisse Anzahl an Punkten. Für besondere Kills wie Kopfschüsse gibt es Extrapunkte. Sollten wir mehrere Abschüsse hintereinander erzielen, wird zudem ein Kombo-Zähler aktiviert, der unsere Punkte vervielfacht. Rechts zwei Gesetzlose vom Scheunendach ballern, den TNT-Behälter mitsamt umstehender Gegner in die Luft fliegen lassen und dem anstürmenden Halunken zu unserer Linken noch eine Kugel zwischen die Brauen jagen, das freut den Punkte-Jäger.
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