Seite 2: Blues & Bullets im Test - Monochromes Mittelmaß

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Weiterspielen oder ausmachen?

Dieser Moment kann bereits darüber entscheiden, ob wir das Spiel ausmachen oder uns darauf einlassen, dass Referenzen auf bekannte Filme und Charaktere in einem wilden Mischmasch neu arrangiert werden. Capone wirkt irgendwie machtlos (obwohl er das angeblich nicht ist), Ness macht auf harten, von Dämonen geplagten Ex-Cop, Milton ist der kumpelhafte Quotenfarbige, der Ness sagt, wo es langgeht.

Mit der Seilbahn geht’s hoch in die Wolken zum Zeppelin Hindenburg: In diesem Spiel ist die Hindenburg ein Luxushotel. Mit der Seilbahn geht’s hoch in die Wolken zum Zeppelin Hindenburg: In diesem Spiel ist die Hindenburg ein Luxushotel.

Die Dialoge (im Telltale-Stil mit Auswahl-Stichwörtern präsentiert) sind überwiegend ordentlich geschrieben, aber die Story wird von Logiksprüngen und heftigen Klischees geplagt. Dass sich Capone mit seinen ärgsten Feinden verbündet, wird der historischen Figur gerecht, aber es ist schwer nachzuvollziehen, dass Eliot Ness dabei mitmacht. Milton steht bei einem tätlichen Angriff auf Ness tatenlos daneben, denn er hat (Zitat) »Vertrauen in Ness«. Und auch die Max-Payne-Innenschau von Ness präsentiert sich zwiespältig: Während die Szene an sich eine optische Glanzleistung liefert, bleiben die Worte und Emotionen von Eliot farblos und distanziert.

Lahmes Tempo

Die Inkonsistenz der Geschichte spiegelt sich im Erzähltempo wieder. Das Tempo eines Adventures kann ruhig gemächlich sein - in den Gesprächen und Schlüsselszenen muss die Handlung aber dynamisch vorangehen. Blues & Bullets schafft das nur selten. Manche Passagen sind überflüssig wie ein Kropf. Ein Großteil der eingangs erwähnten Diner-Szene gehört dazu, aber auch der langatmige Rundgang durch die Gänge des fliegenden Luxushotels, der Hindenburg (ja, genau, dem Zeppelin - warum das Luftschiff hier existiert, obwohl der Absturz sogar in einem Bild thematisiert wird, wird nicht erklärt) sorgt dafür, dass wir die adventure-typischen Interaktionspunkte ignorieren, um nicht einzuschlafen.

Rote Augen zeigen uns zu untersuchende Objekte an. Oftmals völlig uninteressant sind sie hier, am Schauplatz eines Mordes, essentiell für unseren Fortschritt. Rote Augen zeigen uns zu untersuchende Objekte an. Oftmals völlig uninteressant sind sie hier, am Schauplatz eines Mordes, essentiell für unseren Fortschritt.

Die meisten dieser Punkte bieten keinen Mehrwert für die Geschichte. Zudem ist die Steuerung ein echtes Ärgernis: Neben den festen Kamerapositionen (Resident Evil lässt grüßen) die jegliche Übersicht negieren, sind die Bewegungsabläufe so langsam, dass man Elliot immer wieder durch den Bildschirm hindurch anschieben möchte. Immerhin: Die Hinweise auf eine große Verschwörung im Hintergrund machen trotzdem neugierig darauf, wie es weitergeht.

Starker Detektivpart

Seine wahre Stärke entwickelt Blues & Bullets in der bis jetzt einzigen Detektivszene. Am Schauplatz eines grausamen Mordes sammeln wir im L.A. Noire-Stil Hinweise und rekonstruieren damit auf einer Pinnwand den Tathergang. Zwar fehlt eine Herausforderung, die Hinweise können wir nicht falsch zuordnen, aber es stellt die Arbeit plastisch dar und schafft zum ersten Mal in der Episode eine auch spielerisch authentische Detektiv-Atmosphäre. Hoffentlich wird es in den kommenden Episoden mehr davon zu sehen und spielen geben, denn an dieser Stelle wird das Adventure endlich seinem Potenzial gerecht.

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