Es erscheint vielleicht wie an den Haaren herbeigezogen, aber stellt euch vor, euch hätte jemand vor 14 Jahren einen Trostpreis bei einem Gaming-Turnier in die Hand gedrückt, der euch jetzt auf einen Schlag stinkreich machen würde.
Vier Spieler können das tatsächlich von sich behaupten – sie erreichten die Plätze 5 bis 8 bei einem StarCraft: Brood War-Turnier und erhielten dafür einen Trostpreis von jeweils 25 Bitcoin.
Damals war ein Bitcoin knapp 1,70 Dollar wert, also umgerechnet 1,25 Euro. Ein bisschen mehr als 30 Euro hätte jeder Spieler also damals für die Kryptowährung erhalten. Heutzutage betrüge die Gewinnsumme knappe 1,9 Millionen Euro (Stand 18. März 2025).
Wir haben drei der vier Spieler gefunden und sie gefragt, was mit den Bitcoin passiert ist und ob sie dank ihres Gewinns mittlerweile Millionäre sind.
Ein kleines eSport-Turnier verschenkt Trostpreis, der heutzutage mehrere Millionen Euro wert wäre
Das ist passiert: Zwischen dem 26. März und dem 23. April 2011 fand der AoV iC Cup statt, also ein eSport-Turnier, für den sich 56 Spieler*innen in dem Spiel StarCraft: Brood War qualifizierten, um ein kleines Preisgeld abzustauben.
So waren die Preise verteilt:
- 1. Platz – 500 Dollar
- 2. Platz – 250 Dollar
- 3. Platz – 150 Dollar
- 4. Platz – 100 Dollar
- 5. bis 8. Platz – jeweils 25 Bitcoin
Das Turnier fand nach knapp einem Monat einen Sieger mit dem Koreaner "Scan" (via Liquipedia). Schon ein paar Tage vorher standen allerdings die vier Top 8-Platzierten fest, die sich ihren Trostpreis in Form von 25 Bitscoin abholen konnten.
Dabei handelte es sich um den Deutschen Anton "Kolll" Emmerich, den Polen "Hejek", den Ungarn Szikszai "Sziky" Miklós und den US-Taiwaner Ritt "Jumper" Srisawat. Sie alle waren für das Preisgeld berechtigt und wären nach heutigem Stand Millionäre, aber es sollte alles ganz anders kommen.
Nicht alle vier wollten den Preis haben
Um zu erfahren, was mit den Bitcoins passiert ist, haben wir mit drei der vier Top 8-Platzierten gesprochen und sind auf ein paar unerwartete Ereignisse gestoßen. Sziky und Hejek haben beispielsweise nie versucht, die Bitcoins entgegenzunehmen, da für sie der Preis den Aufwand nicht rechtfertigte.
Klar, für 30 Euro öffnet sicherlich kaum jemand eine Bitcoin-Wallet, vor allem nicht vor 14 Jahren, als die Funktionsweise der Kryptowährung noch völlig unbekannt war.
Ganz anders sah es aber Jumper: Er hat sich beim Organisator des Turniers gemeldet, um die 25 Bitcoin zu erhalten. Dieser verwies ihn auf eine weitere Person, die die Bitcoin sponsorte, allerdings wurde ihm nie geantwortet.
Erst vor wenigen Tagen sei der damalige Organisator in Jumpers Twitch-Stream im Chat aufgetaucht und habe offenbart, dass der Bitcoin-Sponsor wohl eine eher zwielichtige Gestalt war und dann mit dem Gewinn wieder untergetaucht ist.
Die einzige Verbindung, die wir zu einem möglichen Sponsoring entdecken konnten, ist ein Eintrag in der Turnierankündigung, bei der ein gewisser "Tenbagger" von einem Bitcoin-Wettanbieter genannt wird. Da die dazu passende Seite aber schon seit zehn Jahren offline ist und keine Person unter dem Psyeudonym auffindbar war, lassen sich die genauen Umstände nicht mehr rekonstruieren.
Ob Kolll jemals versucht hat, die Bitcoin einzulösen, konnten wir leider nicht herausfinden, da der Deutsche nach seinem Rückzug aus dem eSport regelrecht aus dem Internet verschwunden ist.
Daher auf diesem Weg der Aufruf: Kolll, falls du diesen Artikel liest, melde dich bei uns!
Die drei Spieler, mit denen wir sprechen konnten, gehen aber nicht davon aus, da der deutsche StarCraft-Profi zu diesem Zeitpunkt erst 16 Jahre alt war und es keine Hinweise darauf gibt, dass er sie je abgeholt hat.
Zudem wäre es laut den Aussagen des Organisators auch nicht möglich, da der Bitcoin-Gewinn ja nicht durch den Sponsor gedeckt war. Auf unsere Nachfrage reagierte der Organisator leider nicht.
16:15
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Das ist aus den vier BTC-"Verlierern" geworden
Kolll hat sich einige Monate nach dem Turnier aus dem eSport zurückgezogen, da er den Umstieg auf den Nachfolger von Brood War – StarCraft 2 – leider nicht geschafft hat. Zuvor nahm er an den World Cyber Games 2009, also der eSport-Olympiade, teil und gewann ein paar kleinere Geldpreise.
Sziky konnte die nachfolgenden iCCups für sich gewinnen und gilt bis heute als einer der besten Brood War-Spieler. Er hat über die Jahre hinweg knapp 12.000 Dollar an Preisgeldern eingeheimst und ist zusätzlich auch noch in anderen Strategiespielen wie Age of Empires 2 aktiv.
Hejek streamt StarCraft: Brood War und nimmt auch an kleineren Turnieren teil. Genau wie Jumper, der in den USA einen Universitätsabschluss in Psychologie erlangte und zurück in seine Heimat Thailand zog, um dort Vollzeit StarCraft zu streamen und zu coachen.
Reich ist also keiner der vier geworden, aber das passt auch irgendwie ins Bild zu Bitcoin. Viele haben zu früh ihre Bitcoin abgestoßen und sind nie damit reich geworden. Andere haben den Zugriff zu ihrer Wallet verloren oder das Passwort vergessen. Aber genau das sorgt auch für so einige spannende Geschichten, wie eben die der vier StarCraft-Spieler, die heutzutage Millionäre sein könnten – wenn denn alles ein bisschen anders gekommen wäre.
Habt ihr schon einmal einen Gaming-Gewinn eingestrichen?
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