Ein Modus zum Verlieben
Für Solo-Spieler ist Battlefield 1 somit also eher ein »Nice-to-have«, die große Stunde schlägt mal wieder - Überraschung - im Multiplayer-Modus. Hier können sich bis zu 64 Spieler in gewaltigen Schlachten und mehreren Modi bekriegen, die neueste Modus-Kreation von Dice hört auf den Namen »Operationen« und verheiratet gekonnt Elemente aus den beliebten Rush- und Conquest-Modi. Ein Team versucht Zone um Zone einer Karte zu erobern, indem es mehrere Punkte gleichzeitig einnimmt, das andere Team muss das mit aller Macht verhindern.
Die Besonderheiten bei Operationen: Ein Gefecht zieht sich gleich über mehrere Maps, und wenn das Angreifer-Team eine Zone nicht besetzen kann, bekommt es im zweiten Anlauf (drei insgesamt) mächtige Unterstützung von einem der drei Behemoths. Panzerzug, Zeppelin oder Schlachtschiff sind mit derart viel Feuerkraft ausgestattet, dass sich das Blatt leicht zugunsten der Eroberer wenden lässt.
Die Schlachtenatmosphäre in Operationen ist schlicht fantastisch. Wenn wir mit unserem Team brüllend eine Anhöhe hinunterlaufen, um die Festung des Feindes zu stürmen während neben uns die Geschosse und Artilleriegranaten einschlagen, dann fühlen wir uns tatsächlich mittendrin - klingt abgedroschen, ist aber so.
Zudem entwickeln die Matches eine unheimliche Dynamik. Man bekommt ein sehr gutes Gespür dafür, wie ein Gefecht hin- und herwogt, um jeden Punkt wird verbissen gekämpft, jeder abgewehrte Vorstoß als kleiner Sieg gefeiert. Die Partien können zwar ziemlich lange dauern (bis über eine Stunde), wer bis zum Ende dranbleibt, wird aber mit Multiplikatoren und Extraerfahrungspunkten belohnt. Operationen hat definitiv das Zeug zu einem Battlefield-Evergreen.
Schmeckt immer noch
Das bewährte Battlefield-Rezept - ausgewogene Infanteriegefechte über Kurz- und Ferndistanz auf großen Karten, garniert mit Fahrzeugen, die das Zünglein an der Waage sein können - schmeckt auch in Battlefield 1. Denn auch die anderen Modi - Conquest, Rush, Domination und Team Deathmatch - spielen sich gewohnt flott und machen Laune, ergänzt wird die Modus-Palette vom zweiten Neuling »Kriegstauben«, der sich perfekt für eine Auflockerungsrunde zwischendurch eignet.
Dass die Partien so viel Spaß machen, hängt in erster Linie mit den toll designten Karten zusammen, die wie auch die Solo-Missionen viel Abwechslung bieten. Der Argonner Wald ist beispielsweise eine recht kompakte Map, die wegen der vielen Bäume und kurzen Wege Nahkämpfern und Bajonettnutzer freut, während die Wüste Sinai oder die Festung von Fao lange Sichtlinien bieten wodurch auch Scharfschützen ihre Freude haben.
Außerdem kabbeln wir uns unter anderem in einem französischen Chateau, einer kompakten Stadtkarte, auf einer italienischen Bergflanke und auf »Der Narbe von St. Quentin«, die mit ihrem grauen Schlamm und den vielen Schützengräben direkt einem Ersten-Weltkrieg-Klischee entsprungen sein dürfte.
Klassenkampf
Die vier Klassen Assault, Medic, Support und Scout wurden im Vergleich zu den Vorgängern etwas angepasst, der Assault ist jetzt zum Beispiel Fahrzeugabwehrspezialist, dementsprechend brauchen die Klassen ein wenig Eingewöhnungszeit. Danach spielen sie sich überraschend ausgewogen, sehr gut gefällt uns, wie sehr Battlefield 1 für Teamplay belohnt und wie befriedigend sich selbiges anfühlt. Ein fleißiger Medic kann auch ohne zig Abschüsse etliche Punkte sammeln, das Zerlegen eines Fahrzeugs wird auch für mehrere Assaults zur haarsträubenden - aber auch sehr spaßigen - Angelegenheit. Apropos Fahrzeuge: Das veränderte Spawnsystem für rollende Festungen, Flugzeuge und Co. gefällt uns außerordentlich gut, die Spawns sind nicht mehr so leicht auszurechnen, da sie gut über den Verlauf eines Matchs verteilt sind und sich somit nicht übermächtig anfühlen.
Die fast schon archaisch anmutenden Waffen in Battlefield 1 verlangen meist eine etwas andere Bedieung als ihre vollautomatischen Nachfahren der neueren Teile. Wer stumpf draufhält, hat kaum eine Chance, denn nahezu alle Waffen verziehen ziemlich stark, eine ruhige Hand ist deshalb Pflicht. Von einigen kleineren Ausnahmen abgesehen empfinden wir das Waffenarsenal als gut ausgewogen, die vielen wechselbaren Gadgets wie die Sniper-Attrappe des Scouts oder der Mörser des Versorgers laden zum Experimentieren ein und sorgen dafür, dass nahezu jede Attacke mit den richtigen Mitteln gekontert werden kann. Mit den Gasgranaten lassen sich Gegner zudem herrlich um bestimmte Bereiche herumlenken oder ködern, zwar hat jeder Spieler eine Gasmaske, die schränkt aber die deutlich Sicht ein. Dem Multiplayer kommt auch die zerstörbare Umgebung zugute, auch ohne Levolution-Wow-Momente des Vorgängers lassen sich viele Objekte komplett zerlegen und so zum Beispiel nervigen Scharfschützen den schützenden Unterschlupf zerballern.
Zudem ist uns während der Testphase wieder aufgefallen, wie stark der Spielspaß von einem guten Squad abhängen kann. Denn während es mit einem befreundeten Team echte Hochgefühle beschert, wenn man sich abspricht, zusammen einen Panzer zerstört oder einen Punkt einnimmt, kann es gleichzeitig ebenso frustrierend sein, in einem Team mit Fremden von der Wiederbelebungsbereitschaft der eigenen Medics abhängig zu sein.
Leichte Slowdowns
Der Multiplayer-Fokus von Battlefield 1 kommt auch Konsoleros zugute. Es gibt einen übersichtlichen Serverbrowser, eine praktische »Schnell ins Spiel«-Funktion, sowie derart umfangreiche Controller-Einstellungen (zum Beispiel lässt sich die Empfindlichkeit der Sticks bei unterschiedlichen Zoomstufen einstellen) wie in kaum einem anderen Shooter - vorbildlich. Bei unseren Probepartien wurden im Schnellstartmodus Matches sehr fix gefunden, Lags oder Verzögerungen gab es nicht. Dafür sind uns aber einige kleinere Bugs und Spawn-Probleme aufgefallen. Mehrmals spawnten Gegner in unmittelbarer Umgebung neben uns, obwohl der nächste Punkt unserem Team gehörte, hin und wieder hakt das Matchmaking etwas und das Achievement-System scheint etwas verbuggt, ein paar Belohnungen (erreichen von Level 2 einer Klasse) schalteten sich bei uns trotz Erfüllen der Bedingungen nicht frei. Im Vergleich zu den problematischen Starts der beiden Vorgänger ging der Launch von Battlefield 1 aber recht problemlos über die Bühne - von überforderten Servern zum Start einmal abgesehen. Die Problemchen kann Dice sicherlich mit einem Patch beheben.
So rund wie auf dem PC läuft Battlefield 1 auf den Konsolen allerdings nicht, die geniale Schlachtenatmosphäre erkauft sich der Dice-Shooter insbesondere auf vollen 64-Spieler-Servern mit leichten Performanceeinbußen - zumindest ist das unser Eindruck von etlichen Testmatches auf der Xbox One und der PS4.
Die meiste Zeit laufen die Begegnungen butterweich, aber gerade wenn viel auf dem Bildschirm los ist, rutscht die Frameratezahl regelmäßig auf unter 30 Bilder pro Sekunde. Unspielbar wird der Multiplayer dadurch zwar nicht, ärgerlich ist die unsaubere Framerate aber trotzdem.
Frostbite-Feuerwerk
Darüber hinaus lässt die Frostbite-Engine sehenswert ihre Muskeln spielen und katapultiert Battlefield 1 optisch in die Shooter-Spitzenriege - von einigen trist wirkenden Levels wie dem Gallipoli-Abschnitt einmal abgesehen. Immer wieder zaubert die Engine wahre Schlachtpanoramen mit sehenswerten Licht- und Blendeffekten auf den Bildschirm, beim bereits erwähnten Luftgefecht über London beispielsweise.
Auch auf Xbox One und PS4 bestaunen wir etliche Details wie Schlamm, der auf den Waffen haften bleibt, zerstörbare Gebäude und gute Gegneranimationen, fette Explosionen und extrem schicke Wettereffekte wie Sandstürme, die im Multiplayer-Modus sogar einen spielerischen Nutzen haben können.
Ein Extralob verdient sich Dice zudem für den Sound, der einen erheblichen Anteil an der überragenden Schlachtfeldatmosphäre hat. Seien es nun die exzellenten Soundeffekte (Waffen, Schüsse, Fahrzeuge etc.), die sehr gute deutsche Sprachausgabe oder der tolle Soundtrack, der immer wieder den legendären Battlefield-Score aufgreift - viel besser kann ein Shooter nicht klingen.
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