Dreimal tödlich
Was das Spiel trotz der konfusen Handlung rettet, ist das Gameplay. Denn hier spielt Assassin's Creed 3: Liberation fast in der selben Liga wie das große Heimkonsolenvorbild. Ihr hüpft und meuchelt euch quer durch New Orleans, die umliegenden Bayou-Sümpfe, alte Maya-Ruinen in Mexiko und die dazugehörigen Höhlen. Die Aufgaben in den Missionen sind durchaus abwechslungsreich. So befreit ihr Sklaven, meuchelt wichtige Personen oder sammelt Pilze für durchgedrehte Fieberkranke. Auch abseits der Hauptmissionen gibt es tonnenweise Nebenaufgaben: Aussichtspunkte finden, Handel treiben, Geschäftsrivalen ausschalten, Sklaven helfen und vieles mehr.
Aveline kann in den zahlreichen Umkleidemöglichkeiten, die ihr etwa in Häusern findet, eines von drei Outfits wählen, die das Tragen unterschiedlicher Waffen erlauben und verschiedene Fahndungslevel haben. Die Dame ist unauffällig und kann Männer betören, besitzt aber keine Schusswaffen und kann nicht klettern. Die Sklavin kann Kisten tragen und sich unter arbeitende Sklaven mischen, um unterzutauchen. Als Assassine seid ihr zwar immer mit einem höheren Fahndungslevel ausgestattet, klettert aber ohne Einschränkungen in typischer Assassin's Creed-Manier umher und habt eine unbegrenzte Auswahl an Waffen zur Verfügung.
Die könnt ihr in Geschäften ebenso erwerben, wie neue Outfits. Zu tun gibt es abseits der rund 15 Stunden langen Hauptmission also einiges. Besonders schwierig und teilweise nervenaufreibend ist es allerdings, den Fahnungslevel nach einem Attentat wieder loszubekommen. Denn das erfordert einiges an Geschick. Die Dame muss zufällig ausgewählte Zeugen ermorden, die meist von euren Missetaten allerdings rein gar nichts gesehen haben können, die Sklavin kann durch das Abreißen von Steckbriefen wieder ihre Weste reinwaschen, und die Assassine besticht einfach mit Geld das passende Magistrat.
Das Kampfsystem erinnert an Assassin's Creed 3, läuft im Ernstfall aber meist auf Knöpfchenhämmern hinaus. Vom rückseitigen Touchscreen der Vita macht das Spiel ebenfalls Gebrauch. So rudert ihr mit einem Kanu oder beklaut Leute mit einer sanften Bewegung über die Rückseite des Handhelds.
Ziemlich verknotet
Der Mehrspieler-Modus von Liberation ist ungewöhnlich. Ungewöhnlich deshalb, weil ihr keinen eurer Charaktere selbst steuern dürft. Ihr wählt lediglich einen Knotenpunkt auf der Weltkarte als Heimatbasis aus, von dem ihr Agenten zu anderen Punkten in den Kampf schickt.
Das Gefecht übernimmt dann komplett der Zufallsgenerator. Außerdem bleiben eure Figuren nach einem Einsatz für kurze Zeit unbrauchbar. Sprich: Nach einem Kampf müssen mindestens 30 Minuten verstreichen, bis es weiter gehen kann. Verstreute Power-Ups lassen sich auf der Weltkarte ebenso einsammeln, solche Aktionen setzen eure Leute unerklärlicherweise aber noch länger außer Gefecht.
Nach je sieben Tagen (in Echtzeit) gilt das weltweite Gefecht zwischen den Assassinen und Abstergo als beendet, und das Spiel fängt von vorne an. Der Mehrspieler-Modus wirkt aber ziemlich aufgesetzt und fesselt auf Dauer kaum.
Mobile Grafikbombe
Die Technik beruht auf derselben Engine wie Assassin's Creed 3. Und so sieht das Spiel für PlayStation Vita-Verhältnisse stellenweise schlichtweg atemberaubend aus. Wenn ihr auf einem der vielen Türme hoch über den Häusern von New Orleans steht, und die Sonne untergeht, zeigt der Titel, was in ihm steckt. Die Strahlen des Abendlichts schimmern über dem umliegenden Sumpfland und verwandeln die Stadt in eine fast schon romantisch anmutende Kulisse.
Wo Licht ist, gibt es aber bekanntlich auch Schatten: Die Texturen sind niedriger aufgelöst als auf den großen Konsolen, aber der grundsätzliche Grafikcharakter von Assassin's Creed bleibt auch auf der mobilen PlayStation erhalten. Bugs hingegen gibt es einige, und so konnten wir uns manchmal schlichtweg nicht bewegen, weil Aveline eingefroren war.
Die akustische Untermalung ist hingegen gut gelungen und manche Stücke sind beim ersten Hören einfach fantastisch. Leider gibt es zu wenige unterschiedliche Musiktitel, so dass sie sich durch die häufige Wiederholung schnell abnutzen. Die Synchronsprecher der deutschen Version gehen in Ordnung, die Dialoge wurden aber bedauerlicherweise deutlich hörbar komprimiert und rauschen stellenweise.
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