Ein Segen für die Ohren
Das Ping-System geht Hand in Hand mit der Sprachausgabe der Charaktere. Diese ist das "i-Tüpfelchen" für das Teamplay in Apex und sorgt dafür, dass ihr auch in hektischen Situationen den Überblick behaltet. Denn im Eifer des Gefechts sind optische Markierungen zwar ganz nett, aber im Zweifel sind die Augen auf den Gegner vor euch gerichtet.
Das ist aber nicht schlimm, denn die Charaktere sind permanent am reden. Gemeint ist hier kein sinnfreier Smalltalk, sondern stets relevante Informationen zu der Situation, in der ihr euch gerade befindet.
Muss sich euer Kollege mitten im Kampf zurückziehen um ein Medikit zu benutzen? Er sagt es euch, damit ihr euch zur Not ebenfalls zurückhaltet. Ihr tötet das dritte und somit letzte Mitglied eines gegnerischen Squads? Euer Charakter sagt es den anderen, damit sie nicht weiter suchend umherirren und wissen, dass die Gefahr gebannt ist.
Das gilt für alles, was ihr tut. Jedes Feedback, das ihr von euren Mitspielern kriegt, kommt sowohl optisch als auch über das Headset zu euch. Egal wie hektisch die Situation auch ist, ihr werdet in den meisten Fällen alles mitbekommen.
Nicht neu, aber besser
Mit Fähigkeiten, Ping-System und der gelungenen Sprachausgabe macht es Respawn Entertainment den Spielern leicht, als Team zu agieren. Aber wirklich neu ist Teamplay als Element des Battle Royale-Spielprinzips deswegen natürlich nicht.
Auch in Playerunknown's Battlegrounds ist es sinnvoll, innerhalb des Teams Rollen zu verteilen. Wer ist der Sniper, wer rennt lieber mit der Schrotflinte als erstes in die Bresche, und wer steckt besonders viele Medikits in den Rucksack? Realm Royale unterstützt diese Verteilung sogar durch ein Klassensystem, in dem Krieger, Magier und Co. durch unterschiedliche Fähigkeiten miteinander kombiniert werden können.
Allerdings fühlt es sich in keinem anderen Battle Royale-Titel so einfach und befriedigend an im Team zu spielen, wie in Apex Legends. Neben den genannten Elementen gibt es noch mehrere kleine Kniffe, die euch fast ein bisschen dazu zwingen
So springt ihr beispielsweise gemeinsam aus dem Flugzeug, während der zufällig auserwählte Jumpmaster bestimmt wo ihr landet. Damit startet ihr automatisch bei eurem Team. Außerdem seht ihr in der Charakterauswahl, welche Figuren eure Mitspieler wählen und könnt euch entsprechend anpassen.
Faire, aber teure Mikrotransaktionen
Apex ist Free2Play und setzt daher wenig überraschend auf Mikrotransaktionen. Diese sind jedoch rein optional und nehmen keinen Einfluss auf das Spielgeschehen. Zum Release müssen zwei von acht Charakteren erst freigeschaltet werden, was auch mit erspielbaren Credits gut möglich ist. Das gilt auch für kommende Helden.
Sowohl durch die "Apex Packs" genannten Lootboxen als auch durch Käufe mit der Premiumwährung könnt ihr ausschließlich Skins und andere kosmetische Items erstehen. Die Preise sind happig: Ein legendäres Outfit kostet euch stolze 18 Euro. Dafür bekommt ihr bei Levelaufstiegen gratis Packs, die prinzipiell jedes Item beinhalten können.
Bei all dem Lob zu den gelungenen Teamplay-Mechaniken sei aber auch gesagt, dass ihr natürlich weiterhin besser beraten seid, wenn ihr mit zwei Freunden über Voicechat in den Kampf zieht. Darüber steht nichts.
Allerdings macht es Apex Legends Solo-Spielern so einfach wie noch nie, sinnvoll mit zufälligen Squad-Mates zu kommunizieren. Und das ist auch eine der größten Stärken des Spiels, mit der es anderen Battle Royale-Vertretern deutlich voraus ist.
Niemand ist allein, alle sind laut
Doch genau diese Stärke von Apex kann auch das sein, was euch das Spiel vermiesen wird. Zum Release gibt es nämlich keinen Solo-Modus. Weil das Teamplay funktioniert, ist das nicht ganz so schlimm. Schade ist es trotzdem. Das hat das Spiel beim Test mehrfach in unfreiwilligen Solo-Runden deutlich gemacht.
Gut, in den selten Fällen haben beide Squad-Mitglieder das Spiel verlassen, noch bevor wir am Boden angekommen sind, aber so ließ sich immerhin nachempfinden, wie es wäre allein zu spielen.
Das Ergebnis: Ziemlich spaßig! Denn in den unfreiwillig einsamen Runden ist gut zum Vorschein gekommen, woran es dem Apex Battle-Royale mangelt. Wer nämlich gerne schleicht, sich bedeckt hält und nur dann kämpft, wenn es sein muss, der schaut in Apex Legends in die Röhre.
Es ist nicht nur schwer, mit drei Spielern verdeckt zu agieren, es gibt auch keine Fähigkeiten, die ein solches Vorgehen unterstützen würden. So kann sich beispielsweise niemand tarnen (man denke an den Busch in Fortnite) oder die eigenen Geräusche leiser machen. Schallgedämpfte Waffen sucht ihr ebenfalls vergebens.
Wenn ihr Battle Royale also am liebsten ruhig angehen lasst, dann macht es euch Apex Legends möglicherweise schwer, einen Zugang zu finden - anders als Genre-Vertreter wie PUBG oder Ring of Elysium. Allerdings passt diese Design-Entscheidung natürlich besser in das Gesamtkonzept aus Zusammenarbeit und offensiven Fähigkeiten.
Ob das schlimm ist, hängt von euren Präferenzen ab. Auf der einen Seite wird so nerviges Campen in den hintersten Ecken ineffizient. Das macht die Runden schnell, dynamisch und damit spaßig. Auf der anderen Seite fällt dadurch ein kompletter, alternativer Spielstil weg.
Das beste Battle Royale?
Halten wir also fest, dass Apex viele richtige Knöpfe drückt. Auch auf der technischen Seite macht es eine gute Figur. Grafisch opfert Respawn vielerorts Details für eine höhere Framerate. Auf allen Konsolen werden 60 Bilder pro Sekunde angepeilt. Hässlich ist Apex Legends deswegen noch lange nicht, aber ihr solltet auch keinen grafischen Meilenstein erwarten.
Die hohe Bildrate kann auch auf der PS4 Pro nicht durchgehend gehalten werden, aber die meiste Zeit läuft das Spiel sehr flüssig. Die wenigen FPS-Einbrüche sind kein Beinbruch, können allerdings durchaus nerven, vor allem in stressigen Gefechten.
Mit der direkten Battle Royale-Konkurrenz wischt Respawn technisch jedoch weitestgehend den Boden auf, wenn wir von Blackout in Call of Duty: Black Ops 4 einmal absehen. Apex Legends wirkt zu keinem Zeitpunkt wie ein unfertiges Early Access-Produkt, sondern eher wie ein hochwertiger AAA-Shooter.
Ob es am Ende zum ersten Platz der langen Liste von Battle Royale-Spielen reicht, hängt von euren Vorlieben ab. Wenn ihr gerne mit Freunden oder fremden Personen im Team spielt, solltet ihr dem Shooter definitiv eine Chance geben. Als Solospieler macht es euch Apex Legends so leicht wie kein anderer Titel, mit eurem Squad zu kommunizieren und taktisch vorzugehen.
Das ändert allerdings nichts daran, dass ihr mit bekannten Mitspielern und Voicechat besser dran seid. Auch hier grenzt sich der Shooter durch die unterschiedlichen Helden angenehm von der Konkurrenz ab und bietet Platz für Strategie und Experimente. Mehr Legenden sind mit kommenden Updates auf dem Weg, die Möglichkeiten wachsen also mit der Zeit.
Wenn ihr dem Team-Gedanken allerdings gar nichts abgewinnen könnt oder den Battle Royale-Modus schon als Arma 3-Mod nicht mochtet, dann wird es vermutlich auch Apex Legends schwer bei euch haben, denn Respawn bedient sich recht formelhaft am bekannten Spielprinzip.
Eine Revolution des Genres solltet ihr also nicht erwarten, eine sinnvolle und hochwertige Weiterentwicklung für Teamplayer ist Apex Legends definitiv.
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