Seite 2: 10 Jahre Xbox 360 - Vom Underdog zum Publikumsliebling

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Microsoft is watching you!

Natal ist eine Stadt im Nordosten von Brasilien mit knapp 860.000 Einwohnern. Was dieser Ausflug in südamerikanische Erdkunde soll? Ganz einfach: Project Natal ist der Entwicklungs-Codename des berühmtesten Xbox-360-Zubehörs, benannt nach der Heimatstadt seines Erfinders Alex Kipman. Klar, die Rede ist von Kinect! Als Microsoft das vermeintliche Wunderwerk 2009 der Weltöffentlichkeit präsentiert, macht Peter Molyneux seinem Ruf als Münchhausen der Branche alle Ehre.

 Die Kinect-Kamera ist ein gigantischer Flop – Technik und Software bleiben hinter den Erwartungen zurück. Die Kinect-Kamera ist ein gigantischer Flop – Technik und Software bleiben hinter den Erwartungen zurück.

Eine Demo zeigt, wie eine Lionhead-Mitarbeiterin per Kinect mit dem virtuellen Jungen Milo kommuniziert, und Molyneux überschlagt sich förmlich mit Superlativen über sein KI-Experiment. Das zugehörige Spiel erscheint natürlich nie, Molyneux behauptet später, es habe sich nur um eine Tech-Demo gehandelt. Generell ist die Geschichte von Kinect eine Geschichte voller geschürter, aber eben nicht erfüllter Erwartungen: Als der schwarze Plastikbalken im November 2010 auf den Markt kommt, werden die Schwächen der Bewegungserkennung schnell deutlich.

Selbst bei gleichmäßiger Ausleuchtung und mit viel Platz im Wohnzimmer funktioniert die Steuerung nur mäßig. Zudem ist die Software-Unterstützung von Beginn an schwach und richtet sich ganz offensichtlich an Familien, ein wirklicher Must-Have-Titel fehlt. Dieses Problem bekommt Microsoft auch eine Generation später mit der Xbox One nicht in den Griff und muss sich zudem noch Überwachungsvorwürfe von Datenschützern gefallen lassen.

Die Deckplatten der ersten Xbox-360-Hardware lassen sich abnehmen und auswechseln. Die Deckplatten der ersten Xbox-360-Hardware lassen sich abnehmen und auswechseln.

Obschon die Xbox 360 bis heute verkauft wird, endet ihre Erfolgsgeschichte letztendlich schon im Mai 2013: Denn mit der Xbox-One-Ankündigung verschiebt Microsoft auch all seine Ressourcen in Richtung neue Hardware-Generation. Für die 80 Millionen verkauften Exemplare der nunmehr 10 Jahre alten Konsole kommen entsprechend nur noch wenige neue, relevante Spiele wie etwa Rise of the Tomb Raider heraus. Zum Publikumsliebling hat sich die Konsole in ihrer Zeit trotzdem gemausert.

360-Evolutionsgeschichte: Xbox Live & das Dashboard

Das größte Pfund im Konsolenkrieg mit der PlayStation-Konkurrenz ist für Microsoft Xbox Live. Der Onlineservice soll als Alleinstellungsmerkmal Kunden anlocken, so auch bei der Xbox 360. Zum Start der neuen Hardware werden nicht nur die Funktionen massiv erweitert, sondern auch ein neues Geschäftsmodell eingeführt. Neben dem kostenpflichtigen Gold-Abonnement gibt es nunmehr auch kostenlose Silver-Accounts.

Wer letztere Variante wählt, kann allerdings keine Online-Mehrspieler-Features nutzen. Eine sogenannte Gamercard erhalten indes alle 360-User. Diese digitale Visitenkarte gibt Auskunft über die Reputation des jeweiligen Spielers und zeigt seinen erreichten Gamerscore an. Denn ab der Xbox-360-Ära setzt Microsoft voll auf Achievements, also erspielte Errungenschaften, die mit entsprechenden Punkten belohnt werden.

Das ursprüngliche 360-Interface sieht zwar recht hässlich aus, entpuppt sich aber als praktisch. Das ursprüngliche 360-Interface sieht zwar recht hässlich aus, entpuppt sich aber als praktisch.

So erhält man im Starttitel Amped 3 beispielsweise 140 Zähler, wenn man alle Herausforderungen der Snowboard-Sim mit einer Goldmedaille abschließt. Die Benutzeroberfläche der neuen Konsole erstrahlt zu Beginn indes im sogenannten Blades-Design. Sämtliche Funktionen sind ergo auf einzelne Menüs verteilt, die sich beim Scrollen wie Lamellen übereinander schieben.

Dies ändert sich jedoch 2008 mit der New Xbox Experience. Das kostenlose Update ordnet das Dashboard komplett neu, die Hauptfunktionen sind nun in einer vertikalen Liste untergebracht.

Die New Xbox Experience führt nicht nur ein neues Menü, sondern auch individuellere Dashboard-Themes ein. Die New Xbox Experience führt nicht nur ein neues Menü, sondern auch individuellere Dashboard-Themes ein.

Außerdem führt Microsoft einen neuen Online-Store ein. In der Sektion Community Games (ab Systemsoftware-Version 3.1 dann Xbox Live Indie Games) können Hobby-Entwickler ihre selbst produzierten Spiele verkaufen. Und dann sind ja noch die Avatare, individuell anpassbare Polygonmännchen, die jeden Xbox-Live-Nutzer fortan im weltweiten Netz repräsentieren.

2011 dann die nächste Generalüberholung: Mit der Metro-Oberfläche passt Microsoft die Menüs seiner Konsole an den Look von Windows 8 an. Nicht unbedingt zur Freude aller Spieler. In der Folge wird dann nur noch an Details geschraubt, schließlich steht ab Mitte 2013 schon die Xbox One im Fokus.

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