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Brothers in Arms: Furious 4
Taktisch, intensiv und stets um historische Korrektheit bemüht: So kennt man Ubisofts Brothers-in-Arms-Serie - bis zur E3-Messe des Jahres 2011. Denn dort zeigt Entwickler Gearbox, offensichtlich inspiriert von Quentin Tarantinos Nazifarce Inglourious Basterds, einen absurd überspitzten Serienableger. In Brothers in Arms: Furious 4 ballern und kalauern sich vier Klischee-Söldner (Redneck, Ire, Indianer, Holzfäller) durch den virtuellen Zweiten Weltkrieg - auf geschmacklos brutale Weise.
Das Medien- und Fanecho fällt entsprechend negativ aus, Gearbox rudert im Folgenden zurück; zuerst wird Furious 4 zur eigenständigen Marke erklärt, dann springt Ubisoft als Publisher ab. Das letzte Lebenszeichen des Spiels (ein magerer Screenshot) stammt von 2011. Sollte Furious 4 also doch noch irgendwann erscheinen, dann wird es nicht mehr viel mit der ursprünglich gezeigten Dampfhammerparodie gemein haben. Gut so.
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Elveon
Der deutsche Entwickler und Publisher 10tacle macht in den fünf Jahren seines Bestehens vor allem durch windige Börsentricks auf sich aufmerksam: Man erschafft maßlos überbewertete Softwareluftschlösser und treibt so haufenweise Investorengeld ein. Eines dieser künstlich aufgeblasenen Projekte ist Elveon: Um das Fantasy-Epos zu stemmen, wird ein neues Studio in der Slowakei eröffnet, die Unreal Engine (damals Version 3.0) sorgt für spektakuläre Pressedemos. Irgendwann fällt das 10tacle-Kartenhaus dann aber in sich zusammen.
2008 meldet das Unternehmen Insolvenz an, die Niederlassung in Bratislava verschwindet von der Bildfläche - und mit ihr auch Elveon. Letztmals wird der Titel wenig später als »Top Secret Fantasy-Project« auf der Webseite der Climax Group gesichtet. Geheimnis hin oder her: Nach sechs Jahren PR-Funkstille steht fest, dass die Elbenmär nie erschienen wird. Rest in Peace, Elveon.
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This is Vegas
Nicht nur für damalige Verhältnisse sagenhafte 50 Millionen US-Dollar fließen in die Entwicklung von This is Vegas. Das ursprünglich vom inzwischen geschlossenen Publisher Midway ins Leben gerufene Megaprojekt soll eine Art GTA mit Glitzer und Glamour werden: Casinos, Nachtclubs, illegale Straßenrennen - ein virtuelles Denkmal für die Hauptstadt des Glücksspiels. Doch Entwickler Surreal hat selbst zu hoch gepokert. Bis heute mutmaßen Brancheninsider, mehr als den wiederholt vorgeführten Prototypen eines (noch dazu peinlichen) Tanz-Minispiels habe es nie gegeben.
Nachdem Warner 2009 die Markenrechte an This is Vegas aus der Insolvenzmasse von Midway erwirbt, wird es endgültig still um das Millionengrab - Surreal schließt seine Pforten. Auf der Homepage thisisvegasgame.com steht übrigens bis heute der Hinweis »Coming soon ...« - selten so gelacht!
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Six Days In Fallujah
Wenn Spezialeinheiten in einem Call of Duty heldenhaft patriotisch Terroristen erledigen, dann erkennt die Öffentlichkeit daran zumeist wenig Ehrenrühriges. Wenn jedoch aktuelle, kontrovers diskutierte Konflikte als Aufhänger für einen Egoshooter instrumentalisiert werden, dann sind die Befindlichkeiten deutlich komplexer. Six Days in Fallujah wird genau das zum Verhängnis. Das Spiel thematisiert eine barbarische Schlacht im Irak-Krieg, die sogenannte »Zweite Schlacht von Falludscha« vom November 2004. Schon kurz nach der Ankündigung des Titels entbrennt eine Kontroverse um die Sinnhaftigkeit eines solchen Produkts.
Zahlreiche Kriegsveteranen und Hinterbliebene kritisieren den Publisher Konami öffentlich für seine Geschmacklosigkeit. Und so steht Entwickler Atomic Games wenig später ohne Geldgeber da, Gespräche mit anderen Herstellern (unter anderem Sony) scheitern. Angeblich befindet sich der Titel bis heute in der Entwicklung. Angeblich.
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Rainbow Six: Patriots
Ewiggestrige US-Amerikaner, die im Namen des Patriotismus Terroranschläge gegen ihre eigenen Landsleute verüben? Ganz schön starker Tobak, den Ubisoft mit Rainbow Six: Patriots Ende 2011 ankündigt. Der erste Trailer zum Taktikshooter zeigt gar, wie ein unbescholtener Familienvater zum Selbstmordattentäter wird, um seine Liebsten zu retten. Im Folgenden wird es still um das brisante Projekt. Im Rahmen der E3-Messe 2014 bestätigt Ubisoft schließlich, dass Patriots eingestampft und durch Rainbow Six: Siege ersetzt wird.
Oliver Couture, einer der Entwickler des Spiels, nennt die Next-Gen-Konsolen als Hauptgrund für diese Entscheidung: »Die Zerstörungseffekte funktionierten mit der alten Hardwaregeneration nicht. Also war es besser, wieder komplett von vorne anzufangen.« Das klingt zwar nur nach der halben Wahrheit, fest steht jedoch: Rainbow Six: Patriots ist vergangene Softwaregeschichte.
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WarDevil
Knackige 1080p-Auflösung, 60 Bilder pro Sekunde, Texturen in ungekannter Qualität, Renderzwischensequenzen auf Hollywoodniveau: Das Action-Adventure WarDevil ist so etwas wie der Gegenentwurf zu Bescheidenheit und Realismus - schafft es dadurch aber sogar auf das Cover der renommierten englischen Fachzeitschrift Edge. Dumm nur, dass Hersteller Digi-Guys zum Großteil aus erfahrenen Filmemachern besteht - von der Spieleentwicklung hat man indes keine Ahnung.
Als sowohl Investoren als auch leitende Angestellte abspringen, wird es langsam ungemütlich in Wolkenkuckucksheim. 2010 muss das Studio schließen. Und WarDevil (zeitweise auch bekannt als Project Kane), das so laut gestartete Megaprojekt, verschwindet heimlich, still und leise im Orkus des Größenwahns.
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Command & Conquer: Tiberium
Ein Taktikshooter im Command-&-Conquer-Universum? Das ging doch schon 2002 mit Renegade kommerziell schief! Bei Electronic Arts glaubt man (zumindest knapp ein Jahr lang) dennoch an das Konzept und kündigt 2008 mit Command & Conquer: Tiberium einen geistigen Nachfolger zum berühmten Actionflop an. Die Vorzeichen stehen gar nicht mal so schlecht: Schließlich ist EA Los Angeles aus den Überbleibseln der legendären Westwood Studios hervorgegangen, und die Technik hat seit dem glücklosen Renegade-Release deutliche Fortschritte gemacht.
Doch gut ist in diesem Fall nicht gut genug: EA stoppt das Projekt wenige Monate nach seiner Ankündigung. »Ein qualitativ minderwertiges Spiel ist nicht im Interesse des Kunden und würde sich in diesem Markt nicht durchsetzen«, lautet die offizielle und nachvollziehbare Begründung.
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Pirates of the Caribbean: Armada der Verdammten
Paragraph 12b der ungeschriebenen Videospielgesetze lautet: »Lizenzversoftungen zu Hollywoodfilmen sind zumeist schnell hingeschluderte Geldmacherei.« Pirates of the Caribbean: Armada of the Damned gehört bis zu seinem überraschenden Ende nicht zu dieser Sorte Software: Das Action-Adventure zum weltberühmten Seeräuberklamauk verbindet eine offene Spielwelt mit Rollenspielelementen und Kämpfen (zu Lande und zur See). Also genau das, was Ubisoft mit Assassin's Creed: Black Flag Jahre später erfolgreich umsetzt.
Im Oktober 2010 entlässt Disney Interactive jedoch über 100 Mitarbeiter bei Entwickler Propaganda Games - und die digitale Armada ist im wahrsten Wortsinne verdammt. Einzig der Soundtrack des Spiels wird später recycelt und in Lego Pirates of the Caribbean verwendet.
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Earth No More
3D Realms ist spätestens seit der Posse um Duke Nukem Forever das Synonym für holprig groteske Spieleentwicklung. Wenig überraschend also, dass auch Earth No More nach seiner Ankündigung im Rahmen eines Artikels der amerikanischen Game Informer nur noch negative Schlagzeilen macht: Releaseverschiebung, Entwickler-Wechsel, Finanzprobleme und eine Copyrightklage aufgrund von Ideenklau - das Katastrophenszenario des Survivalspiels hat sich scheinbar in die reale Welt ausgedehnt.
Trotzdem taucht der Titel 2012 nochmals auf diversen Crowdfunding-Seiten auf. Wir gehen davon aus, dass 3D Realms hier wieder seinem Credo folgt: »It's done, when it's done«. Und das bedeutet in diesem Fall passend zum Titel des Spiels: »no more« (nie mehr).
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Agent
Von der Sensation zur Frustration: Agent ist so etwas wie der Treppenwitz der PS3-Historie. Das Rockstar-Spiel wird auf der E3 2009 von Sony als Exklusivtitel angekündigt, mehr als ein Logo gibt es jedoch nicht zu sehen. In der Folge werden die GTA-Erfinder nicht müde, den Glauben an der Spionage-Action am Leben zu halten. »Ja, Agent befindet sich immer noch in Entwicklung«, lässt man die Welt noch im Mai 2011 wissen. Wenig später tauchen dann (wenn auch unfreiwillig) Screenshots des Spiels auf: Der Rockstar-Mitarbeiter Leigh Donoghue hat sie als Teil seines Onlineportfolios veröffentlicht.
Zwei Jahre später erneuert Rockstar den Markenschutz und Sonys Shuhei Yoshida (President Worldwide Studios) kommentiert vielsagend: »Ich weiß etwas, aber ich kann nicht darüber sprechen.« Optimisten werten das als Zeichen für eine PS4-Veröffentlichung von Agent - daran glauben wir aber erst, wenn wir es gesehen haben. Und zwar das Spiel, nicht nur ein simples Logo.
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